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Bericht über die erste Ausgrabung von Sindjirli 1888.

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Ausgrabung ernannte Commissär AcHMED-Bey aus Constantinopel ein, ein liebenswürdiger,
besonders in Numismatik sehr bewanderter Herr, der am Türkischen Museum das Münz-
Cabinet verwaltet. Bis dahin hatte uns die Local-Regierung einen vorläufigen Commissär
gestellt. Am 11. Mai ritten die Herren von Luschan und Winter nach Khanasly, unweit
von Tschertschinli, am 15. Mai nach Islahie und von da nach einem noch 2 Stunden wei-
ter süd-westlich im Gebirge liegenden Edeli-Kale, fanden aber an beiden Orten nur mittel-
alterliche Ruinen. Winter unternahm vom 16.—23. Mai einen Ausflug nach Aintab und an
den Euphrat, um die in Djerablus befindlichen hittitischen Reliefs zu sehen. Herr von
Luschan ritt am 22. Mai nach Albistan-hujuk, 8 km östlich von uns in der Ebene gelegen,
wo er ein leider nur noch halb vorhandenes, von Winter später gezeichnetes Relief, und
dann in einem südlichen Bogen zurückreitend in Oertülü-Kale schöne alte Mauern fand.
Am 31. Mai vermaassen beide Herren in der Ebene eine 2950 m lange Basis, um auf ihr
mit der Bussole eine Triangulation der nächsten Umgebung vorzunehmen (vergl. S. 10).


Dabei will ich eben bemerken, dass ich an einem Abend bei der Culmination des Polar-
sterns die Abweichung der Magnetnadel auf 21/.2° westlich bestimmte.
Am 28. Mai hatten wir den ersten Fieberkranken, der älteste Aufseher hatte fast 40°,
war aber in einigen Tagen wieder wohl.
Vom 10. bis 15. Mai musste ich im Bette bleiben, da ich mir durch Überarbeitung und
Erkältung eine Lungenaffection zugezogen, und hatte am l.Juni einen Rückfall. Am 2. Juni
kam eine Depesche HAMDY-Bey’s, des türkischen Museums-Directors, dass er, da er auf der
Rückfahrt von Sidon am 7. in Alexandrette eintreffen würde, keine Zeit habe, uns zu besuchen,
und mich bäte, in Alexandrette mit ihm zusammenzutreffen. Am 5. ritt ich also hin, wobei
Herr von Luschan die Güte hatte, mich zu begleiten. Wir kamen besser, als erwartet war, am
nächsten Tage nach Kyryk-han, von wo ein Wagen uns sofort weiter nach Beilan brachte.
Ich legte HAMDY-Bey die Liste unserer Fundstücke vor, indess die Zeit zu eingehender
Unterhaltung war zu kurz, HAMDY-Bey forderte mich auf, mit nach Constantinopel zu kommen,
um die Angelegenheit mit dem Minister zu besprechen, und da mir des bevorstehenden Trans-
portes wegen an einem möglichst raschen Abschluss lag, schiffte ich mich ein, während Herr
von Luschan nach Sindjirli zurückeilte.
 
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