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Johann f>inrt<f) $tyte.

im ^

Won De, Walter
ttiemann (£eip3ig)

*Jbr §eimweb beroeift mir, daß Sie ein
v echter t)olfte geblieben find — wir t)olften
Eommen oon der Scholle nicht los, öle uns ge-
boren bat, und werden mir nach der <&rogftadt
oerfcblagen, fo parft uns dos Mengen/' Und:
„Hoch liegt mir im Dämmer der «Erinnerung
ein fd)öner Jlbend, es mögen Diesig 3abre
und mehr darüber oergangen fein, da gab hier
am <Drt (Jfieboe) ein Künftler fliemann ein
Konzert (Klaoier). Der Wann mar hoch, fcblanE,
rotblond, einige dreißig 3abre alt, doch Eann
tcf> mich irren, nur das weiß ich gewiß, daß
fein Spiel großen CindrucE auf mich machte.
Cr flammt aus Dttbmarfcben, mich dünft, aus
Weffelburen." Seht, damit (ings an. 3cb
lernte Sebcs' Dichtungen Fennen und blieb
nicht lange im Jweifcl, da)) er Claus <Örotbs
berufenfter Hacbfolger als fcbleswig^bolfteinU
feber Ijetmatdichter plattdeutfcber Junge ift,
dag er aber über dtefen ettoas engen Begriff
binaus ein Dichter des deutfeben Kaufes ge-
nannt werden muß.

Was wir perfönlicb oon ibjn 311 wiffen brau-
chen, ift nicht oiel. $ebrs entflammt einem alten
Bauerngefcblecbt fltittelbolfteins (fllüblen-
barbeE bei Kellingbufen). Cr begann mit dem
Hütejungen, ergriff dann febr früh die 2.ebrer-
laufbabn, leitete bis 1903 eine höhere Prioat-
Snädcbenfcbule in dem lieblichen Jfieboe und
lebt nun dort der dtebterifeben Hluße. Ciner
einfachen, aber unendlich glücklichen Jugend
in enger und tätiger Jüblung mit der Hatur
folgten febwere £ern- und iebrjabre. Cs ift
das Bild des idealen deutfcfjen Htannes, das
uns auffteigt, wenn wir hören, dag der be-
fcheidene Jtjeboer Waifenlebrer $ebrs 18©5
mit feiner 6ottin, der Predigerstochter Ttmalia
Uebquate, ohne Wittel eine Htädcbenfcbule
gründete. Cs gelang durch Brbeit und ©ott*
oertrauen, das £eben darauf ju bauen. J£>

Der fltetfter des fchlesroig-bolfteinifchen
Dorfromans begann mit b^a^deutfehen er-
achtenden und fämtlich in Hamburg bei t)off--
mann u. Campe, bei 3. Richter erfdjienenen
©edichten: Krieg und t)ütte (1872), «Eigene
Wege (1873), 3n der Wurffchaufel (1877). Der
t>olfte $ebrs ftebt fchon in ihnen da: gemütooll,
der Jdylle augeneigt, oon idealer Uetnbeit und
Keligiofität der €>efinnung. Die Hatur lebt, die
Stimmung ift fein und tief gefühlsgefättigt,
die CbaraEterseicbnungfcbarfundficher. Alan
denft an üennyfon, deffen Cnod) Brden im
Karl der „Ctgenen Wege" einen bolfteinifcben
Wetter fand, an (Eegner oder Ubland. Dunkel

(aftet über„Krieg und f>ütte" derScbatten der
unglücklichen erften fcblesroig-bolfteinifchenCr*
hebung gegen DänemarE, der Belagerung
Jriedridjftadts. Die feinen Eleinen Cpen oer*
Elangen faft ungebört und erfchienen 3U un-
günftigfter 3eit. „Sitanen, einer allen ooran,
waren am Werk, |ie fangen in Cnoßtaten,
türmten einen Kiefenbau, das lang erfehnte
Deutfche Keich", und man oergaß dabei der
HordmarE und ihrer febwerften Reiten. jg,
fü BeEannter toard $ebrs' boäV und platt-
deutfehe, in demßä'ndcben „ 3rotfcbenr>ecken und
tjalmen" (Börding 1886) gefammelte iyriE.1)
6e3eicbnenderroeife gibt der plattdeutfche Seil
das Beffe und Bodenftändtgfte; die mitteM)oU
fteinifche Hatur, ooran die unerfeböpfüch reiche
und ftimmungsoolle f>eide, tönt in beide Seile
gleich ftarf hinein und oerdichtet flehin einigen
Balladen (Die WaUenfteinsetcbe, (Tragödie,
DasHlittagsgefpenft) 3U einer Kraft und Wucht
der Jlnfchauung und Stimmung, einer Schlag-
kraft der «Öefchebniffe, die den Vergleich mit
der Drofte-t)ülsboff nicht 3U fcheuen braucht.
3m piattdeutfchen lugt 3ur tragifchen Hote der
tneiften Balladen der bolffeinifche t>umor her-
aus, der oon Claus <5roth bis auf (Timm Kröger
fich gan3 rein erhielt, ^ier gibt es rei3ende
Sachen oon der Schalkhaftigkeit des echten
r>olften: die 6efcl)ichte oon ßans Kafper und
Srinas tragikomifch einfettender junger £iebe,
das Bild oom üadder, der „dun", d. b» ange-
heitert, die Welt auch auf dem Crdboden als
die befte anfleht; hier ftehen auch herrliche
ftaturbilder. jes-jes
dm gansen gibt der boebdeutfebe Syriker
$ehrs bei aller gefehliffenen $orm nichts Kroges
oder Perfönliches. Das ändert /Ich in der
piattdeutfchen £yrik, das wandelt fich ooll-
Eommen in der piattdeutfchen (Erzählung. Sie
beginnt mit £üttj' t)innerE (1878), jener rühren*
den Cr3äblung oom armen, feiner Schroächlich--
keit wegen oon feinen gefunden ^Itersgenoffen
3U Sode gcbänfelten Bauernjungen, der im
Bugenblitf wirElichen <5lücfs in all' feiner fcheu
oerfchloffenen Jugendliebe 3ufammenbricbt.
Sie feht fi<r) fort mit den Eleinen Sammel-
bänden fchleswig-bolfteinifcber Dorf- und
Stadtgerichten, die $ebrs als rechte „üer--
telln" unter den Hamen Allerhand Slagiüd"

') febrs' röerke erfdjienen mit flusnobme der erjäblenden
Didjtungen, denen mon einen neudru* an gleidjer Stelle mönfdjte,
hei Cübr u. Dircks in ßnrding (Sd)lesmig-Hol|1ein). „Aus der
lugendjeit" erjäblt der Didjter felh|l in der 3eitfd)rift „f.chnrt',
(II, 7 Berlin 19Q7/8). jg,
 
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