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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1913

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Literarische Beilage
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Sauermann, Ernst: Ein altes und ein neues Werk der Malerei auf dem Gebiet der kirchlichen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.22172#0083
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€m alte* und dn neue* VOttt der tttalerei auf

Dom Herausgeber.

o) Die Hlalereien
In der 6t. ^ofyanntsrircbe Flensburg.

tttenn man das 6tld unferer Richen mit
6e3U0 auf SöirPung des äußeren 6auroerPes
und binficbtltcb der Pünftlerifcben <£>eftaltung
des Raumes, rote es Jidj in alten Reiten dem
Buge dargeboten bat, in tiergletcb fetjt 3U dem
beutigen, fo tff der <EindrucP fein befonders
erfreultcber. £0ie das üerbältnts des Hlenfcben
3U feiner Religion, 3U feinem Cbriffentum im
allgemeinen damals ein otel engeres roar, fo
aud) das üerboltnis oon Rircbe und Runff.
Die Runft befcbränPte )!<*> faff ausfcbließltcb
aufdencbriftltcben üorrourf; )1e ftand tmDienffe
der Rircbe, für roelcbe fie ein febr roiebtiges
Jnffrument 3ur Vermittlung oon Jdeengebalt
und (Empfindungstiefe des (Ebrtftentums be-
deutete. U)tr baben beute in der Tlllgemeinbett
Paum mebr eine ttorffellung oon dem reiben
Pünftlerifcfjen Vermögen, das in den »ergan-
genen ^abrbunöerten fo entroicPelt und oer-
erbt rourde, roeil ficb die 6e3iebungen 3roifcben
Runff und Rircbe febr gelodert baben und roeil
das urfprüngltcbe 6tld längff oerfebrounden ift.
Die £oslöfung der Runft oom Rultus und die
felbftändige «EntrotcPelung der Runft fetjt etwa
gleicbseitig mit der Reformation ein. Die Pünff-
lerifd)en Rräffe, die früber die Ü)ände in den
Rircben mit Fildern aus der ieidenegefebiebte
des fjerrn, den ^eitigentc^enden bedecPfen
und die Ptrcbltcben DeootionsffücPe malten,
roandten ficb anderen, neuen Aufgaben 3U.
Diefe neuen Aufgaben, roelcbe als der ?lus-
drucP für einen neuen 3ettgeift3u gelten baben,
roerden durd) die Porträt- und t)tfforienma-
leret, dureb dos <5enre- und £andfcbaftsbild
gePenn3etcbnet. -£a-ea

<Es ift b'^r ni<b* der (Drf, die Gründe für die
^broendung der Runft oon der Rircbe im nä-
beren auf3udecPen. SDir müljen uns mit der
gefcbicbtli<ben üatfacbe 3ufrieden geben. 6t-
cberlicb baben beide dureb die ftbroendung
ooneinander niebt gewonnen, Die reieben
Punftgeroerblicben Arbeiten, roelcbe in den pro^
teftanfifeben Rircben des Hördens im £aufe
des XVI. und XVII. ^abrbunderts entftanden
find, bieten doeb nur, mit b<>bem Waß ge-
meffen, einen befebeidenen <frfatj. Und rote
troftlos ift das 6ild, roenn felbff diefe feblen I
Das trifft otelfacb für unfere £andPtrcben 3U,
die als befebeidene SauroerPe aueb niebt dureb

eine Pübne und große RaumarcbttePfur roirPen
Pönnen. ttter einmal eine Reibe nordfdjles-
rotg'feber Rircben beftebttgt bat, roird ficb eines
6efübls der Htedergefcblctgenbett ntebt er-
roebren Pönnen. Jn der £af, die <&efcbma<P-
loftgPett und die £tebloftgPett, die einen aus
diefen Räumen anatmen, läßt uns fröfteln.
Rönnte das nidjf anders fein l Das 6ild un-
ferer £andPtrcben ift im allgemeinen früber
3roetfeüos ein febr Diel an3tebenderes geroefen.
Die rounderooüen, farbigen Rtrcbenräume in
den üterlanden bieten uns noeb beute ein 6tld,
dem unfere iondPircben in den r)er3ogfümern
jedenfalls febr äbnlicb geroefen find. JHan
follte forgfälttg auf alle 6puren achten, roelcbe
Jtnger3etge bieten, roie in früberen Seiten das
Bild geroefen fein mag. m m

3uroetlen roird bier und dort in den Rircben
gelegentltcb einer baulieben Veränderung eine
6pur oon alten Brandmalereien aufgedeckt,
beider roird einem foleben Jund off Peine ernff-
bafte Öeacbtung gefcbenPt, obroobl er immer
febr roiebttg ift! <Es Pönnten ja Roften erroacb-
fen, die baulieben Veränderungen follen Peine
üer3Ö'gerung erleiden und die ftrbett muß retfeb
3u (Ende gefübrt roerden! töte manches für
unfere RennrnifTe roertoolle ßetfptel mag auf
diefe Jitt der rotffenfcbaftltcben jorfebung ent^
3ogen roorden fein. ÜOte manebes roertoolle
DenPmal, dos uns bedeutfome Richtlinien für
eine glücPlicbe und uns tnnerltdj befriedigende
«Erneuerung des Rtrcbeninnern bieten Pönnte,
mog fo 3U <&runde gegangen fein! ö)enn aueb
in der Regel die metft 3ufällig aufgedeeften
6puren alter Htaleret 3ur ^ln3etge gebroebt
und unterfuebt roerden mögen, fo tff damit
allerdings noeb Peinesfalls die HlÖgltcbPeit 3u
einer «Erneuerung des Rtrcbeninnern im Pünft-
lerifcben 6tnne geroäbrletftet. <Es Ponn oor-
Pommen, daß die oorgefebenen baulieben Um-
änderungen in der üat etne<Erbaltung der auf-
gedecftenSttalereienunmögltcbmacben, esPann
oorPommen, daß die TtbfonderltcbBett der Dar--
fteüung ficb niebt als Busgangs-- und J\n--
PnüpfungspunPt für eine umfaflende <Erneue--
rung eignet; in dtefem Salle roird eine<Erbaltung
der Ulalerei jroar ftets angeffrebt roerden, aber
ledtgltcb aus Gründen der DenPmalspfkge.
<ßan3 allgemein betraebtet roird es in den roe--
nigffen Fällen mögltcb fein, in BnPnüpfung an
den oorltegenden Jund das <ßan3e als Pünff--
lerifcbe^ufgabe auf3ufa)Ten und durcbjufübren.
 
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