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« 52 *=»

Daß der Gegenftand der pia-
ftih der flienfeb iTt, beruht nicht
nur auf äußeren, teebnifeben Grün-
den. Sondern unter Gefühl für
das, was der Verewigung wert
ift und was nicht, verlangt es
auch, daß in dem die Zeiten über-
dauernden und wefentlicben Raum
beanfpruebenden Material nur
das, von wenig Husnabmen abge-
feben, ?ur DarTtellung hommt,
was unter allen Dingen für uns
das SElefentlicbfte ift, der ölenfeb.
Daher ift auch der eigentliche 6e-
genftand der piaftih nicht der in-
dividuelle fitlenfcb, das Zufällige,
Torübergebende an ihm, fondern
der flknfcb an fieb, man hönnte
beffer fagen, das fflenfcblicbe, die
„Jdee" des fflenfebentums. 6ine
gute piaftih muß fo fein, daß
wir das Körperliche an ihr nur
als I)ülle und Sinnbild empfin-
den. Doch einen Schritt darüber
hinaus vermag wohl der Künft-
ler ?u geben, nämlich ?ur Darftel-
lung des Göttlichen, fobald er
aber unter jene Jdee hinabgeht,
jum individuellen ölenfeben,
weicht er febon mehr oder weni-
ger vom Sinn der piaftih ab.
Das haben wir gerade in der
mu Erlaubnis Don pnui eajfim. «min Kunft der letzten ^abrjebnte er-
lebt: die offizielle Denhmals-
jHbb. 5. Sorrtrnör frau. Sjnlj piaftih bat dadurch elende Paro-

dien der Kunft gefebaffen, und
jeibung auf die Kunft Barlacbs erfebeinen bei dem Größten der jetjt vergangenen
hönnte. Der Vcrfaffer fpriebt dort (S. 135) Generation, Rodin, war fein, vielleicht
von der Verwandtfcbaft jwifeben der tragifebes Ringen auf das feiten gan?
Kunft Rembrandts und dem platt- erreichte Ziel gerichtet, den ideellen
deutfeben, und er fagt dann: „6s ließe fieb ©^alt in die individuelle form bin-
wohl auch eine piaftih denhen, welche in e>"?«?wingen.

diefem Geiftc gehalten wäre; diefelbe Cötr werden alfo bei einem «lerhe der
würde freilich Cainchelmann'fcben Schön- piaftih oder bei einer Gruppe von «lerhen
beitstbeorien febr wenig entfpreeben; fie uns immer als die Hauptfrage ?u ftellen
würde jenen Bildbauern, welche noch beute haben, welche befondere Jdee vom flien-
auf „feböne Cinien" halten, einen ähnlichen febentum uns hier jur Hnfcbauung gebracht
Sindruch machen, wie ihn Sbahefpeare auf wird. Sind doch gerade auf dem Älege vom
Voltaire machte: nämlich den eines „be- Jndividuellen jum Hllgemeinen jablreicbe
trunhenen milden." Hber dem, der fie Stufen und innerhalb deren viele verfebie-
wagen wollte und hönnte, würde fie fieb denc Riebtungen der Hnfcbauung möglich,
gut lohnen." Daß Grnft Barlacb ein Künft- Die moderne Kunft nun gebt in diefer
ler ift, dem diefes Wagnis einer juglcicb ßntfernung vom Jndividuellen febr weit,
niederdeutfeben und modernen, d. b. vor weiter vielleicht als irgend eine Kunft der
allem unantihen Kunft fieb gut gelohnt Vergangenheit. 6s ift ihr durchaus darum
bat, foll in den folgenden Zeilen dar?u- ?u tun, nicht die zufällige 6rfcbeinung der
ftellen verfuebt werden. Dinge darjuftellen, fondern fie in ihrem
 
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