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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0084
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194

STAEDTEWAPPEN.

Glorie um das Haupt, auf einem Stuhle sitzend, darge-
stellt, vor ihm eine Brüstung, die mit 2 Sternen, später
Eosen, verziert ist.

Auf neuern Stempeln und jetzt gebrauchten ist aus
dem Heiligen mit Glorie eine weibliche Gestalt mit
Haube, welche die Hände betend faltet, gemacht worden,
davon einer die Jahrzahl 1788 trägt.

Nach officieller Mittheilung wird der Schild als ein
getheilter angesehen und zeigt ohen im rothen Eelde auf
blauem, goldgerändertem Kirchenstuhle eine betende Frau,
unten in Silher zwei rothe Eosen. Es scheint aber die
Darstellung der Neuzeit auf einem argen Missverständ-
nisse des ursprünglichen alten Stempels zu heruhen, in-
dem in solcher Stellung, wie die vermeintliche Frau, ge-
wöhnlich Heilige oder Bischöfe dargestellt werden und
eine Schildestheilung nicht auf die dargestellte Weise
stattfindet. Möglicher Weise kann die untere Schildeshälfte
von einer (Stadt-) Mauer, die seitwärts fortläuft, einge-
nommen worden sein. Abdrücke alter Stempel vermögen
nur das Eichtige zu liefern.

Capo d’Istria, Stadt des österreich. Kaiserstaates,
Istrien.

Nach einer Beschreibung (Melly, Siegelkunde etc.)
zeigte ein Stempel - Abdruck vom J. 1321, auf einer ge-
zinnten Stadtmauer, die in der Mitte ein geschlossenes
Eundbogenthor und an beiden Seiten ein schmales Thor
unterhricht, drei Thürme, deren höchster, der mittelste,
ein langes schmales Fenster und dreieckig-giebelige Zin-
nen hat. Ueher jenem Fenster sind zwei Fahnen in al-
terthümlicher Form ausgehängt. Die Seitenthürme sind
viereckig, aus Quadern, gezinnt und mit einem Fenster
versehen. Die Umschrift bildet ein latein. Vers. Sie
hiess sonst Justinianopolis, weil vom Kaiser Justinian ge-
gründet.

Auf einer erlangten Stempelmarke ist ein gelocktes
mit Flügeln (?) versehenes Manneshaupt, Merkurskopf
wahrscheinlich, zu sehen.

Cappeln, Stadt der Provinz Schleswig, an der
Schley.

Auf ihremWappen ist der heilige Cbristophmit dem
Jesusknaben auf dem Kopfe und einem Stabe in der Eech-
ten dargestellt, Derselbe steht auf grünem Boden im
blauen Felde und ist von drei silbernen, auf ihn zu
schwimmenden Fischen beseitet. Letztere deuten viel-
leicht auf den ergiebigen Fischfang hin.

Carlshafen, Stadt des Königr. Preussen. Provinz
Curhessen, an der Weser und Diemel, hiess sonst Syburg.

Das Wappen der Stadt ist eine auf einem Berge
stehende Burgruine ansehnlicher Grösse, welche auf far-
higen Darstellungen graubraun tingirt, auf griinem Berge,
im silbernen Felde steht. Ihre Form ist eine nicht fest-
stehende. Auf einem Spruchbande im Schilde üher der
Burg steht der frühere Name des Ortes: Sieburg.

Tafei 218.

Carlsrtthe, Hauptstadt des Grossherzogthums Ba-
den, war 1715 nur Jagd- und Lustschloss des Markgra-
fen Karl Wilhelm und wurde dann durch Anbau vergrös-
sert und zur Eesidenz erhoben.

. Das Wappen ist das landesherrliche, ein goldner, mit
einem rothen Balken schrägrechts beiegter Schild. Die
einzige Abweichung ist das auf dem Balken stehende
Wort: Fidelitas. Ueber dem Schilde schweht eine her-
zogliche Krone.

Castel, Stadt des Königr. Preussen, Grossherzog-
thumHessen, Mainz gegenüher, auf dem rechten Mainufer
gelegen, altes Eigenthum des Stifts Mainz.

Das his in die Neuzeit geführte Wappen zeigt eine
silbeme Muschel im rothen Felde. Auf dem Schilde ruht
eine rothe Krone mit vergoldeten Spitzen. So nach offi-
cieller Mittheilung.

Castellann, Stadt des Königr. Preussen, Ehein-
provinz, Eegier.-Bezirk Coblenz.

Die Stadt führt kein Wappen, sondern nur einen
Schriftenstempel, auf welchem über der Inschrift: Stadt
Castellaun, ein Kurfürstenhut und üher demselben ein
Stern schwebt. Den Baum unter der Inschrift füllen zwei
gekreuzte Zweige aus.

Castrop, Stadt des Königr. Preussen, Westfalen.
Arnsberg, sonst zur Grafschaft Marck gehörig.

Ihr Wappen ist ein schwarzes Andreaskreuz, dessen
Bedeutung unbekannt ist. Auch die Schildesfarhe kannte
man nicht.

Caub, Stadt des Königr. Preussen, Provinz Nassau
am Eheine, dabei auf einem Felsen im Eheine die alte
Pfalz, Burg der sonstigen Pfalzgrafen zu Ehein und
andere Burgen.

Ihr Wappen ist das ihrer ehemaligen Landesherrn,
der Pfalzgrafen und Herzöge von Bayern, von Blau und
Silher geweckt.

Charlottenburg, Stadt des Königr. Preussen,
Eeg.-Bez. Potsdam an der Spree, hiess sonst Lützow oder
Lützehurg, und wurde von der Königin Sophie Charlotte
angelegt und nach ihr genannt.

Wappen: ein zwischen 2 runden Thürmen mit Zinnen
und spitzigen Dächern stehendes Thorhaus mit einem
Satteldache und Zinnen, das Thor mit geschlossenen Thü-
ren. Am rechten Thurme lehnt eine Lyra, am linken
steht ein Bienenstock, von Bienen umschwärmt; am er-
steren oben hängt ein Schild mit dem preuss. Adler und
am andern linken ein solcher mit dem sächs. Herzogs-
wappen (silbernes Eoss in Eotb); letzteres, weil die Kö-
nigin eine braunschweigische Prinzessin war. Auf den
Ecken des Dachfirstens flattern 2 Fähnchen, ein schwarz-
weisses und ein rothweisses.

Das Mauerwerk wird blau und das Schildesfeld gol-
den dargestellt.

Chi*istlansta<lt, Städtchen des Königr. Preussen,
Eegier.-Bezirk Frankfurt a./O., am Boberflusse, an das
kleine Dörfchen Neudorf anstossend, von einem Grafen
von Promnitz um 1650 gegriindet und nach dem Herzoge
von Sachsen-Merseburg, Christian, genannt, sowie von dem-
selben im J. 1659 mit Stadtrecht begabt.

Das W. der Stadt ist dem der Grafen von Promnitz
entlehnt und zwar hat man den Helmschmuck des letzte-
ren zur Hauptfigur gemacht. Auf einer goldnen Krone
erheht sich ein blauer Flügel, welcher mit einem goldnen
Löwen belegt ist, der in seinen Vorderpranken das Prom-
nitzische Wappen, einen rothen Schild mit dem silbernen,
mit der Spitze schräg rechts nach oben gerichteten Pfeile
von 2 silbernen Sternen beseitet, aus dem Flügel heraus
hält.

Auf älterem Stempel, einem vom J. 1670, hat man
Beides getrennt: Krone, Flug und Löwe sehr gross auf
der rechten und das Promnitzische Wappenschild allein
in die Mitte der linken Schildseite gestellt.

Claustlial, Stadt des Königr. Preussen, Hannover,
am Harze, mit hedeutendem Bergbau.

Ihr Wappen hat auf ihre Staatsangehörigkeit und
Haupterwerbsquelle Bezug, indem es ein Kirchgebäude
ohne Thurm mit goldnem Kreuze auf der Dachspitze auf
einem Berge stehend, darstellt, vor dessen verschlossener
Thüre auf den Treppenstufen ein goldner Löwe ruht. welcher
vermuthlich dem landesherrlichen Wappen, dem der Herzöge
von Braunschweig, entlehnt worden sein mag. Am Hinter-
 
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