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STAEDTEWAPPEN.
mit drei Zinnen und einer niclit wohl deutbaren Figur
im Thor (S. VILLE. ET. COMVNITATI. — innere Üm-
schrift: . LVCENBVKGENSIS). Auf späterem
Siegel eine dreithiirmige Burg von complizirterer Archi-
tectur mit dem gevierteten Schilde vou Alt- und Neu-
Burgund und Brabant im Thor (Publications de la societe
pour la recherche et la conservation des monuments hi-
storiques dans la Grand-Dnche de L. Theil II. TafelV.),
nach derselben Quelle gleichzeitig im Contrasiegel bereits
der liitzelburgische Löwe allein im Scliilde (umgeben von
Insignien des goldenen Vliesses), den neuere Wappen-
tafeln als das jetzige Wappen von L. angeben Endlich
sei auch noch die Darstellung des alten Sibmacher bild-
lich fixirt, deren obere Hälfte eine breite fiinfthürmige
Burg allenfalls aus dem zweiterwähnten Siegelbilde ent-
standen sein kann, deren dreifach quergetheilte, untere
Hälfte aher Bedenken erregt. Für sie fällt ganz allein
die Autorität des Professors A d. M. Hildebrandt in einer
Publication in „Ueber Land und Meer“ ins Gewicht. Welche
weitere Quelle ihm zur Disposition gestanden, wissen wir
nicht.
JLufüjeuberg, einer der „gegen Morgen“ liegenden,
äusseren Rhoden des Cantons Appenzell, fiihrt im goldnen
Felde eine blaue Weintraube im Wappen, deren nach oben
gerichteter Stiel zwei Blätter hat. (Wappentafel der Rho-
den von A ).
Ijützeusüiuimeru, Dorf im Regbez. Erfurt, Kreis
Weissensee, das zeitweise (1518) auch als Marktflecken
bezeichnet wird, seit 1216 bis jetzt im Besitz der Herren
von Ilausen (Husen), scheint seinen Namen von der
Sta. Lucia, der Kirchpatronin, erhalten zu haben, da so-
wohl das Kirchen-, wie das Gemeindesiegel diese Heilige
zur Darstellung bringeu. Auf letzterem ist sie abgebildet,
wie sie von zwei Henkern mit Schwert und Lanze bedroht
wird. Ihr Martyrium gipfelt in ihrer siegreichen Wider-
standsfähigkeit gegen die Verlockungen eines Bordells,
in das sie zur Strafe für ihr christliches Bekenutniss ge-
steckt wurde und in der Selbstverstümmelung ihrer scliö-
nen Augen, die ihr freilicli vom Himmel durch noch schö-
nere ersetzt wurden. (C. Meyer in der Magdeb. Zeitg.-.
Mals, Marktflecken im Kreise Ober-Innthal der
Grafschaft Tyrol, hat nach einem vorliegenden Siegel
(MARCKHT. MALb.) ein durch einen Balken quer ge-
theiltes Wappen, in dessen unterer Hälfte drei (2, Ij Ku-
geln sich befinden — wohl das eines tyroler Geschlechts,
dessen Ermittjlung für den norddeutschen Bearbeiter mit
unverhältnissmässigem Zeitaufwande verknüpft sein würde
Malters, Hauptort einer der sog. „inneren Vogteien"
des Cantons Luzern, hat im Wappen einen Kastauienbaum
auf heraldischem Doppeldreiberg (Altes Wappentableau
von Luzern).
Maudel, Dorfgemeinde in der Rheinprovinz, Regbz.
Coblenz, scheint nach einem alten, grösseren und ganz
wacker geschnittenen Siegel (GERICHTS. SIGIL ZV.
MANNDEL.) ein redendes Wappen zu führeu: drei Man-
deln unten neben einander, auf der mittelsten ein Vogel
(Mandelkrähe?; stehend.
Mannstedt, Dorf ira Grossherzogthum Sachsen,
unweit Buttstedt, hat ein redendes Wappen: einen Mann
mit langem Stab auf freiem Felde, dem allerhand Blumen
entspriessen.
Marbach. Ausser der württembergischen Stadt,
die ein anderes Wappen führt und hier nicht weiter in
Betracht kommt, giebt es noch eine Menge Ortschaften
d. N. im deutschen Reich, von denen aber nur eine,
die bei Ulm, der Umschrift des vorliegenden Siegels
„MARCKHT. MARBACH. AN. DER. THONAW (Donau)
entsprechen wiirde, wenn sie nicht so überaus klein —
nur 60 Einw. — wäre, so dass man auch von ihr absehen
muss. Da ebensowenig die Voigtei M. im obern Rhein-
thal mit der Umschrift in Zusammenhang zu bringen ist,
so bleibt nur die Annahme übrig, dass in Oesterreich ein
in den, dem Bearbeiter zur Disposition stehenden Orts-
verzeichnissen nicht registrirter Markt Marbach a. d. D.
existirt, dem das abgebildete Wappen gehört. Dasselbe
zeigt eine von der Donau bespiilte Mauer mit besonders
construirten Zinnen, hinter der sich zwischen zwei Sternen
ein runter, fester Thurm erhebt.
Tafel 299.
Mcirniieck, im Kreise unter dem Mannhardsberge,
dem sog. Marchfeld, alte Herrenstadt, die schon im
14. Jahrhundert stattliche Siegel führte. Das älteste der-
selben zeigt nach einem Abdruck von 1364 fast dieselbe
Darstellung, wie sie auf einem vorliegenden, mit der
Jahreszahl 1408 versehenen Siegel vorhanden ist: die hei-
lige Margaretha auf dem Drachen knieend. Auf jenem
Siegel, das Sava in seinem Notizenblatt für Kunde
österreich. Geschichtsquellen beschreibt, ist das Antlitz
der Heiligen verschleiert und die erhobene Linke leer
(Beischrift: S. MARGARETA, Umschrift: SIGILLVM.
CIVIVM IN. MARCHEK.), auf diesem hält die Heilige
in der Linken ein Kreuz, statt der Namensbeischxift steht
die Jahreszahl vor dem Kopfe des Drachen und die Um-
schrift lautet: SIGILLVM VNIVERSORVM. CIVIUM.
1N. MARCHEHK (in Minuskeln).
Mariesiburg, Zusatz. Diese berühmte Residenz-
stadt des Deutschritter-Ordens ist bei Gautsch trotz zweier
Abbildungen, die beide abscheulich ausgefallen sind, sehr
schlecht gefahren. Das Chavakteristicum aller ilirer Stadt-
siegel, der Deutscliordensschild, bald über dem Kastell, bald
am Mittelthurm, fehlt bei ihm iiberall und ausserdem sind
die ältesten Siegel thatsächlich so gelungen und reich
architectonisch ausgestattet (nur schwach wiedergegeben
auf unseren Zeichnungen), dass es wohl nothwendig -war,
das wenigstens einigermassen anzudeuten. Neuerdings hat
man den Ordensschild in’s Thor degradirt und am Mittel-
thurm den Schild mir dem barocken preussischen Königs-
adler aufgehängt.
MarkUeutiien, Flecken im bayerischen Bezirksamt
Wunsiedel, früher zu Brandenburg - Ansbach gehörig ge-
wesen, bewahrt das Andenken an diese seine Herknnft in
seinem Wappen. Dasselbe ist geviertet, 1. u. 2. der
brandenbmgische Adler, 2. u. 3. der Burggräflich nürn-
bergische Löwe, aber ohne Bordiire, die aufgerollt und zu-
sammengelegt dem Lowen unter die Flisse geschoben zu
sein sclieint. Denn dass diese verschobenen Stiicke die
Rauten des zeitigen bayerischen Herrschaftswappens dar-
stellen sollten, erscheint anzunehmen respectswidrig.
(Siegel).
St. MaÄ’tiu, Vorstadt der Stadt Posen, hat wohl
früher eigene Verwaltung gehabt und aus dieser Zeit ein
eignes Siegel überliefert. Es zeigt den Schutzheiligen
der Vorstadtkirche in üblicher Funktion, bereits mit der
Bischofsmütze auf dem Maupt. Umschrift: SIGILLUM.
SUBÜRBIS. S. MARTINI. POS (naniae).
IlUiitiiisdotT, eine unter diesem Namen nicht
leicht mehr sicher auffindbare Gemeinde (jetzt vielleicht
STAEDTEWAPPEN.
mit drei Zinnen und einer niclit wohl deutbaren Figur
im Thor (S. VILLE. ET. COMVNITATI. — innere Üm-
schrift: . LVCENBVKGENSIS). Auf späterem
Siegel eine dreithiirmige Burg von complizirterer Archi-
tectur mit dem gevierteten Schilde vou Alt- und Neu-
Burgund und Brabant im Thor (Publications de la societe
pour la recherche et la conservation des monuments hi-
storiques dans la Grand-Dnche de L. Theil II. TafelV.),
nach derselben Quelle gleichzeitig im Contrasiegel bereits
der liitzelburgische Löwe allein im Scliilde (umgeben von
Insignien des goldenen Vliesses), den neuere Wappen-
tafeln als das jetzige Wappen von L. angeben Endlich
sei auch noch die Darstellung des alten Sibmacher bild-
lich fixirt, deren obere Hälfte eine breite fiinfthürmige
Burg allenfalls aus dem zweiterwähnten Siegelbilde ent-
standen sein kann, deren dreifach quergetheilte, untere
Hälfte aher Bedenken erregt. Für sie fällt ganz allein
die Autorität des Professors A d. M. Hildebrandt in einer
Publication in „Ueber Land und Meer“ ins Gewicht. Welche
weitere Quelle ihm zur Disposition gestanden, wissen wir
nicht.
JLufüjeuberg, einer der „gegen Morgen“ liegenden,
äusseren Rhoden des Cantons Appenzell, fiihrt im goldnen
Felde eine blaue Weintraube im Wappen, deren nach oben
gerichteter Stiel zwei Blätter hat. (Wappentafel der Rho-
den von A ).
Ijützeusüiuimeru, Dorf im Regbez. Erfurt, Kreis
Weissensee, das zeitweise (1518) auch als Marktflecken
bezeichnet wird, seit 1216 bis jetzt im Besitz der Herren
von Ilausen (Husen), scheint seinen Namen von der
Sta. Lucia, der Kirchpatronin, erhalten zu haben, da so-
wohl das Kirchen-, wie das Gemeindesiegel diese Heilige
zur Darstellung bringeu. Auf letzterem ist sie abgebildet,
wie sie von zwei Henkern mit Schwert und Lanze bedroht
wird. Ihr Martyrium gipfelt in ihrer siegreichen Wider-
standsfähigkeit gegen die Verlockungen eines Bordells,
in das sie zur Strafe für ihr christliches Bekenutniss ge-
steckt wurde und in der Selbstverstümmelung ihrer scliö-
nen Augen, die ihr freilicli vom Himmel durch noch schö-
nere ersetzt wurden. (C. Meyer in der Magdeb. Zeitg.-.
Mals, Marktflecken im Kreise Ober-Innthal der
Grafschaft Tyrol, hat nach einem vorliegenden Siegel
(MARCKHT. MALb.) ein durch einen Balken quer ge-
theiltes Wappen, in dessen unterer Hälfte drei (2, Ij Ku-
geln sich befinden — wohl das eines tyroler Geschlechts,
dessen Ermittjlung für den norddeutschen Bearbeiter mit
unverhältnissmässigem Zeitaufwande verknüpft sein würde
Malters, Hauptort einer der sog. „inneren Vogteien"
des Cantons Luzern, hat im Wappen einen Kastauienbaum
auf heraldischem Doppeldreiberg (Altes Wappentableau
von Luzern).
Maudel, Dorfgemeinde in der Rheinprovinz, Regbz.
Coblenz, scheint nach einem alten, grösseren und ganz
wacker geschnittenen Siegel (GERICHTS. SIGIL ZV.
MANNDEL.) ein redendes Wappen zu führeu: drei Man-
deln unten neben einander, auf der mittelsten ein Vogel
(Mandelkrähe?; stehend.
Mannstedt, Dorf ira Grossherzogthum Sachsen,
unweit Buttstedt, hat ein redendes Wappen: einen Mann
mit langem Stab auf freiem Felde, dem allerhand Blumen
entspriessen.
Marbach. Ausser der württembergischen Stadt,
die ein anderes Wappen führt und hier nicht weiter in
Betracht kommt, giebt es noch eine Menge Ortschaften
d. N. im deutschen Reich, von denen aber nur eine,
die bei Ulm, der Umschrift des vorliegenden Siegels
„MARCKHT. MARBACH. AN. DER. THONAW (Donau)
entsprechen wiirde, wenn sie nicht so überaus klein —
nur 60 Einw. — wäre, so dass man auch von ihr absehen
muss. Da ebensowenig die Voigtei M. im obern Rhein-
thal mit der Umschrift in Zusammenhang zu bringen ist,
so bleibt nur die Annahme übrig, dass in Oesterreich ein
in den, dem Bearbeiter zur Disposition stehenden Orts-
verzeichnissen nicht registrirter Markt Marbach a. d. D.
existirt, dem das abgebildete Wappen gehört. Dasselbe
zeigt eine von der Donau bespiilte Mauer mit besonders
construirten Zinnen, hinter der sich zwischen zwei Sternen
ein runter, fester Thurm erhebt.
Tafel 299.
Mcirniieck, im Kreise unter dem Mannhardsberge,
dem sog. Marchfeld, alte Herrenstadt, die schon im
14. Jahrhundert stattliche Siegel führte. Das älteste der-
selben zeigt nach einem Abdruck von 1364 fast dieselbe
Darstellung, wie sie auf einem vorliegenden, mit der
Jahreszahl 1408 versehenen Siegel vorhanden ist: die hei-
lige Margaretha auf dem Drachen knieend. Auf jenem
Siegel, das Sava in seinem Notizenblatt für Kunde
österreich. Geschichtsquellen beschreibt, ist das Antlitz
der Heiligen verschleiert und die erhobene Linke leer
(Beischrift: S. MARGARETA, Umschrift: SIGILLVM.
CIVIVM IN. MARCHEK.), auf diesem hält die Heilige
in der Linken ein Kreuz, statt der Namensbeischxift steht
die Jahreszahl vor dem Kopfe des Drachen und die Um-
schrift lautet: SIGILLVM VNIVERSORVM. CIVIUM.
1N. MARCHEHK (in Minuskeln).
Mariesiburg, Zusatz. Diese berühmte Residenz-
stadt des Deutschritter-Ordens ist bei Gautsch trotz zweier
Abbildungen, die beide abscheulich ausgefallen sind, sehr
schlecht gefahren. Das Chavakteristicum aller ilirer Stadt-
siegel, der Deutscliordensschild, bald über dem Kastell, bald
am Mittelthurm, fehlt bei ihm iiberall und ausserdem sind
die ältesten Siegel thatsächlich so gelungen und reich
architectonisch ausgestattet (nur schwach wiedergegeben
auf unseren Zeichnungen), dass es wohl nothwendig -war,
das wenigstens einigermassen anzudeuten. Neuerdings hat
man den Ordensschild in’s Thor degradirt und am Mittel-
thurm den Schild mir dem barocken preussischen Königs-
adler aufgehängt.
MarkUeutiien, Flecken im bayerischen Bezirksamt
Wunsiedel, früher zu Brandenburg - Ansbach gehörig ge-
wesen, bewahrt das Andenken an diese seine Herknnft in
seinem Wappen. Dasselbe ist geviertet, 1. u. 2. der
brandenbmgische Adler, 2. u. 3. der Burggräflich nürn-
bergische Löwe, aber ohne Bordiire, die aufgerollt und zu-
sammengelegt dem Lowen unter die Flisse geschoben zu
sein sclieint. Denn dass diese verschobenen Stiicke die
Rauten des zeitigen bayerischen Herrschaftswappens dar-
stellen sollten, erscheint anzunehmen respectswidrig.
(Siegel).
St. MaÄ’tiu, Vorstadt der Stadt Posen, hat wohl
früher eigene Verwaltung gehabt und aus dieser Zeit ein
eignes Siegel überliefert. Es zeigt den Schutzheiligen
der Vorstadtkirche in üblicher Funktion, bereits mit der
Bischofsmütze auf dem Maupt. Umschrift: SIGILLUM.
SUBÜRBIS. S. MARTINI. POS (naniae).
IlUiitiiisdotT, eine unter diesem Namen nicht
leicht mehr sicher auffindbare Gemeinde (jetzt vielleicht