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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0237
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STAEDTEWAPPEN.

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doch nicht nnbedenklich iat, mit ainem rothen Schildes-
haupt, in dem einer der goldenen englischen Leoparden.

Chester an der DeeHauptstadt der englischen
Grafschaft Cheshire, zur römischen Zeit Deva gehiessen,
führt im Wappen drei Korngarben, 2, 1 gestellt, in deren
Mitte ein Schwert aufrecht steht. Das älteste Siegel
zeigt eine sehr complizirte Stadtarchitectur mit einem
Schiff im Yordergrunde, das zwischen den Säulen oder
Thürmen des Hafens hervorzugleiten scheint, doch ist der
vorliegende Abdruck zu unklar, um eine genaue Beschrei-
hung des Siegelbildes danach zu geben.

Christiania, am Christianiafjord, Hauptstadt des
gleichnamigen’, früher Aggershuus genannten Stifts, war
früher die eigentliche Hauptstadt Norwegens, hiess jedoch
ursprünglich Oslo (Opslo), bis nach der grossen Feuers-
brunst von 1624 König Christian IV. die nach ihm be-
nannte neuere Stadt anlegte. Das nach verschiedenen,
glaubwürdigen Abbildungen auf Tafel 333 wiedergegebene
Stadtwappen zeigt drei goldene Kastelle im blauen Felde,
in deren Mitte ein silberner, mit dem Barte abwärts ge-
kehrter Schltissel schwebt. Im Widerspruch damit steht
ein Siegel von 1757 (SIGILLUM. CIVITATIS. CHRI-
STIANIAE), das eine auf zwei Löwen (vielleicht aus dem
bekannten Bischofsstuhl mit Löwen-Lehnen und Füssen
entstanden) sitzende menschliche Figur zeigt, in der ßech-
ten drei Pfeile, in der Linken einen ßing haltend, unten
ein todter Mensch dahingestreckt. Vermuthlich ist das
Bild aus dem eines älteren Gerichtssiegels entstanden und
soll den Erlöser mit den drei Nägeln und der Dornen-
kione vorstellen — der Todte vielleicht den überwunde-
nen Satanas? Unterschrift: Unanimiter et constanter.

üannat, Stadt am Andelot im französischen De-
partement Allier, führt einen gevierteten Wappenschild,
1 u. 4 einen redenden Handschuh (Gant), 2 u. 3 eine
Distel. Devise: „Qui s’y frotts s’y pique si gant n’a.“

Tafel 334.

fäenii» am Golf' von Genua, ital. Genova, franz,
Genes, Hauptstadt der berühmten ßepublik, bez. des Her-
zogthums d. N., hat zum Wappen ein rothes Kreuz in
Silber. Das Wappen der 1798 entstandenen Ligurischen
Republik, deren Hauptstadt G. war, bestand aus einem
von der Freiheitsmütze überragten Fascesbündel.

(Blasgow, Stadt am Clyde, in der schottischen
Grafschaft Lanark, erhielt erst nach 1300 Stadtrecht,
war aber noch Mitte des 17. Jahrhunderts eine kleine
und unbedeutende Stadt, die erst dem Aufschwunge der
modernen Industrie ihre heutige Wichtigkeit verdankt.
Das eigenartige Stadtwappen zeigt im quergetheilten
Schilde einen Baum, an dessen Zweigen rechts eine Glocke
hängt, während ein unten quer über den Stamm gelegter,
nach links gekehrter Fisch einen Eing in die Höhe hält.
Ein ausserdem in der Blätterkrone sitzendes Vögelein er-
scheint von untergeordneter Bedeutung. Leider ist aus
den mehreren vorliegenden, nicht schlecht gescbnittenen
Siegeln nichts über die Farbengebung, zumal des Schil-
des, erkennbar. Devise: Let Glasgow r fiourish (Lass’
Glasgow blühen!).

Qranatla am Jenil, die Hauptstadt des alten
Königreichs und der heutigen Provinz d. N., über deren
reichhaltige Geschichte hier ein Wort zu verlieren sicher-
lich überflüssig ist, hat den rothen Granatapfel im sil-

bernen Felde, der das redende Wappen des Königreichs
ist, verfünffacht, 3, 2 1, zum Wappen.

ftrmesend an der Themse, alte Stadt in der
Grafschaft Kent, führt laut einem vorliegenden, neueren
Siegel, einen rothen Zinnenthurm im silbernen Felde, mit
blauer Bordüre, die abwechselnd mit fünf silbernen
Schnallen und fünf goldenen Lilien belegt ist. Ueber
dem Thurmthor lässt das Siegel noch eine Figur erken-
nen, die einem auf einer Krone sitzenden Pelican zu
gleichen scheint (?). —

H.allsch, poln. Kalisz, an der Prosna, Hauptstadt
des gleichnamigen russisch-polnischen Gouvernements,
fiel bei der dritten Theilung Polens an Preussen und
war auch nach der Auflösung des Grossherzogthums
Warschau bis zur definitiven Grenzregulirung nach Jahr
und Tag preussisch. Daher zeigen die allein vorliegen-
den Siegel nocli sämmtlich den preussischen „Landraths-
adler“ über dem eigentlichen Wappenbilde. Dieses be-
steht aus einem zweithiirmigen Kastell, über dessen Thor
ein polnisch gekleideter, wachsender Wächter in das
Horn stösst, umgeben von vier Sternen. Auf den Zinnen
der Thürme spriessen je drei Eohrkolben hervor. Farben
wohl Roth in Silber,

Hopenhagen, dänisch Kjöbenhavn, lat. Hafnia,
halb auf der Insel Seeland, halb auf der Insel Amager
gelegen, kommt als Dorf Höfn urkundlich zuerst 1043
vor una erhielt von Waldemar I (1157 — 82) die Vorbe-
dingungen zum Stadtrecht, welches dem Orte der Bischof
von Roeskilde, Jacob Erlandsen 1254 formell ertheilte.
1443 war K. zuerst Residenz des Königs Christoph und
1479 wurde die Universität daselbst gestiftet. 1807, mitten
im Frieden, iiberfielen die Engländer die Stadt, brannten
400Häuser nieder, verschuldeten den Tod von 3000 Menschen
und raubten die dänische Flotte. Auf Siegeln führt die
Stadt den Titel: „libera civitas regia“. Das Stadtwappen
besteht aus drei, aus Wellen sich erhebenden Thürmen,
deren äussere mit Sternchen, der mittlere mit einem Halb-
mond besteckt ist. Im Thor steht ein scliwertschwingender
Gewappneter. Ueber demThor dielnitialeF. 3.,KönigsFrie-
drichIII.,dervon 1648 bis 1670 regierte. DieserKönig diirfte
der Stadt 1661 einen besonderen Wappenbrief ausgestellt
haben, weil diese Jahreszahl sich auf den grösseren Stadt-
siegeln findet, die ausserdem auf dem Schilde drei Helme —
der mittlere nur gekrönt, der reclite mit vier Danebrog-,
der linke init vier farbig gestreiften Fähnchen besteckt —,
zwei Löwen als Schildhalter und eine grössere Anzahl
von Kanonen, Pauken, Trompeten und andern sog. Tro-
päen um den Schild herum aufweisen.

Kowno, litth. Kauna, deutsch Kauen, am Niemen
und der Wilia, Hauptstadt des gleichnamigen russischen
Gouvernements, verdankt ilire Entstehung als Stadt der
1383 vom deutschen Orden daselbst angelegten Burg
Ritterswerder. Heutzutage 'sind zwei Drittel der Ein-
wohner Juden. Trotzdem führt die Stadt das alte Wap-
pen fort: einen Stier, zwischen dessen Hörnern ein Cruciflx
steht. Drei ältere und älteste Siegel vorliegend, das
älteste hat den Stier steigend und iiber seinem Rücken
das einfache Deutschordenskreuz.

Langres, an der Marne, im franz. Departement
Obermarne, Sitz eines Bischofs, hiess im Alterthum Ande-
matunum und lag im Gebiet der Lingoner. Zuerst im
Besitz eigner Grafen kam L 1197 an die ßischöfe, die
deshalb den Titel von Herzogen von Langres führten.
Das Wappen besteht aus einem silbernen, von vier gol-
denen Lilien umwinkelten Andreaskreuz in Blau.
 
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