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Spranger, Peter; Pfarrei St. Maria Wetzgau-Rehnenhof <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
St. Coloman in Wetzgau: das Bauwerk und seine Geschichte — Schwäbisch Gmünd, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44356#0022
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Zur Geschichte der Kirche und
ihrer unmittelbaren Umgebung

Die Anfänge der kleinen Kirche verbleiben im Dunkel. Urkundlich
erwähnt ist St. Coloman in Wetzgau erstmals 1382 anläßlich der
Schenkung einer Gmünder Bürgerin zugunsten von sant kolman an
daz gotzhus ze wegshain.5 Mit diesem Gotteshaus war ein Vorgänger-
bau der jetzigen Kirche gemeint. Bei Grabungs- und Sanierungs-
arbeiten in den Jahren 1977/78 stieß man im Chorraum auf eine
Quermauer.6 Auch in der Sakristei wurde unlängst ein kurzer Mauer-
zug freigelegt, dann wieder zugeschüttet. Da diese zufälligen Entdek-
kungen von keinen wissenschaftlichen Untersuchungen begleitet wa-
ren, lassen sich vorläufig keine gesicherten Angaben über Umfang,
Alter und Stil der ersten Wetzgauer Kirche machen.
Auch das hierzulande äußerst seltene Koloman-Patrozinium7 gibt
keine Antwort auf präzis gestellte Datierungsfragen. Folgt man der
Überlieferung, so hat der fromme Pilger auf seiner langen Reise von
Irland nach Jerusalem 1012 in Stockerau bei Wien das Martyrium
erlitten. Zwei Jahre später ließ der Babenberger Markgraf die Gebeine
nach Melk überführen. Dort werden sie noch heute verehrt, besonders
am Gedächtnistag des Heiligen (13. Oktober).8 Durch eine 1756 von
Kloster Melk nach Wetzgau übersandte Koloman-Reliquie wurden
diese Zusammenhänge erneut unterstrichen.9
Ob es ein Staufer war - die Staufer waren mit den Babenbergern
verwandt - oder ob, wie zumeist angenommen wird, einer der weithin
versippten Herren von Rechberg sich für Koloman als Schutzheiligen
von Wetzgau entschieden hat - im Zusammenhang mit der Errichtung
der Vorgängerkirche und deren Ausstattung mit Gütern - , auch diese
Frage muß offen bleiben. Festzuhalten ist jedoch, daß die Rechberger
- nach dem Untergang der Staufer (1268) zunächst Haupteigentümer
und somit auch Kirchenherren, später nur noch Teileigentümer von
Wetzgau10 - das Patronat über St. Coloman bis 1552 innehatten. Dazu
gehörte das Recht, bei der Besetzung der Pfarrstelle in entscheidender

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