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.L. Der Orient.

1. Aegypten.

er cilte Glaube, ein wahrer Aberglaube, von der absoluten Unveränderlichkeit der
ägyptischen Kunst hat durch die genaueren Forschungen in nnseren Tagen seine Gül-
tigkeit vollständig eingebüßt. Die äghptische Kunst hat nicht allein während ihres
vieltausendjährigen Daseins wiederholt einen Wechsel des Schauplatzes und mehrere
Perioden der Blüte und des Verfalls erlebt, deren Spuren an den Denkmälern dentlich
sichtbar sind, sondern auch eine innere Entwickelung erfahren. Nicht in dem gleichen Maße freilich,
>vie die Kunst späterer Kulturvolker. Das ganze Dasein der Aegypter empfing Ziel und Regel vom
Nilstrom. Auch die Kunst konnte das feste Gepräge, das dadurch gewohnheitsmäßig allen Lebens-


Fig. 9. Sarkophag des Königs MenchereS,
gefunden in dessen Pyramide bei Giseh.

äußerungen aufgedrückt >vurde, nicht verwischen. Jmmerhin gelten im Großen auch für die ägyp-
tische Kunst die gleichen Gesetze, welche die Kunstübnng aller anderen Zeiten und Völker beherrschen.

Von den Veränderungen und Entwickelungsstufen der ägyptischen Kunst haben sich deut-
liche Spuren erhalten. Daß ursprünglich auch Holz als Baumaterial verwendet wurde, beweist
der Wandschmuck der ältesten Grabkammeru in der Nähe der Pyramiden und die Dekoratiou
des Basaltsarkophags des Mykerinos (Fig. 9) oder Mencheres, des Erbauers der dritten großen
Pyramide bei Giseh, aus der IV. Dynastie (3000 v. Chr.). Vertikale Stäbe, durch horizontale
Bänder verknüpft, teilweise abgerundet, dünnen Stämmen der Sykomore oder Palme ähnlich,
bilden die Gliederung der Fassade.

Einen weiteren Beleg der mannigfachen Wandlnngen, welche die ägyptische Kunst erfahreu
hat, bietet der Pyramidenbau, der in Aegypten nur auf das Totenfeld von Memphis sich
cinschränkt und nach der XII. Dynastie (2300—2100 v. Chr.) nicht mehr geübt wird. Auch
 
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