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L.. Der Orient. 2. Chaldtta und Assrien.

auf das strengste geregelt, die Prachtornate starren an den Leibern, die übrigens kräftig und
muskulös gebaut sind, gedrungene Verhältnisse zeigen und in den Köpfen den Rassentypus deut-
lich ausgeprägt aufweisen. Wenn die Gewänder keine Falten werfen, so sind sie dafür desto
reicher verbrämt. Diese Verbrämungen, Besätze und Mnster verraten einen hohen Aufschwung

der Weberei und Stickerei; auch die zahlre

Fig. 57. Relief aus Chorsabad.

ch dargestellten Geräte und Metallarbeiten legen
ebenso von der Geschicklichkeit des Steinmetzen,
der sie so getreu nachbildete, wie von der
Schönheit der Originale Zeugnis ab.

Eine erhöhte Wirkung erhielten die Re-
liefs durch die den Gewändern und Orna-
menten verliehene Färbung. Die Assyrer ge-
boten über keine große Farbenreihe. Die auf
Ziegeln gemalten Bilder zeigen in der Regel
die Gestalten gelb auf blauem Grunde, das

Fig. 58. Relief-Kopf aus Nimrud.

Grün für Nebendinge, das Rot und Weiß nur für die Ornamente benutzt. Doch genügten
diese Farben, um namentlich die Gewandmuster wirksam hervorzuheben (Fig. 59). Jn rein
dekorativen Werken erscheint der farbige Eindruck noch glänzender.

Das Fremdartige in der Auffassung, Haltung und Tracht wirkt so übermächtig auf das
moderne Auge, daß Stilnnterschiede zwischen den Werken verschiedener Epochen znnächst kanm
bemerkbar werden. Dennoch sind solche Uuterschiede vorhanden. Mit den älteren chaldäischen
Werken verglichen zeigt die assyrische Skulptur als Ganzes keinen Fortschritt auf frische Natnr-
wahrheit hin. Das höfische Element in ihr drängte die Lebensfülle zurück und förderte die Ein-
tönigkeit des Ausdruckes. Wir haben es mit Gattungsmenschen zu thnn; an die Stelle mannig-
facher Jndividnen treten eigentlich nur zwei Typen: bärtige und unbärtige Männer. Nur wo
 
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