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Peloponnesische Skulpturein

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schiedenen Tradition (Kreta), bald in dem formbestimmenden Wesen des ältesten Materiales (Holz,
Metall) gesucht worden, doch hat ohne Zweifel auch verschiedene Naturanlage mitgewirkt. Jeden-
falls steht der Gegensatz zum ionischen Stile fest, und außerdem die Thatsache reicher, zum Teil
an das Heiligtum von Olympia geknüpfter Kunstpflege. Ein gutes Beispiel des dorischen Stiles
bietet der sog. Upollon von Tenea bei Korinth, vermutlich nur eine Grabfigur (Fig. 169), eine
aus einer langen Reihe ähnlicher Gestalten. Das Marmorwerk stellt einfach einen nackten Mann
dar, mit eng an den Leib geschlossenen Armen, mit lang anf die Schultern herabfallendem, zier-
lich gelegtem, welligem Haar und einem blöden Lächeln des Gesichtes, bewirkt dnrch die herauf-
gezogenen Mundwinkel. Die Füße sind beide sest anf den Boden gestellt, aber das linke Bein
dem anderen vorangestellt, die Muskeln besonders vom Knie abwärts scharf gesondert. Strenge,
teilweise nach änßeren Regeln geschaffene Formen treten uns entgegen, dennoch spricht aus ihnen

Fig. 170. Drelleibiger Typhvn aus Porosstein, von einem Giebelfelde. Athen, Akropolis.

Leben und sorgsame Beobachtung der Natur. Das Gleichmaß fehlt noch und die feinereu Ueber-
gänge, die das Herbe mildern, das Harte erweichen. Wie alle archaischen Statuen ist auch
diese ganz auf die Vorderansicht berechnet, symmetrisch angeordnet (Gesetz der Frontalität).
Daß schon um diese Zeit (um die Mitte des 6. Jahrhunderts) der Sinn für das Harmonische
sich regte, bekunden die leider arg verstümmelten Reliefs von herbem Stil, die den Giebel des
Schatzhanses der Megareer in Olympia schmückten. Gegenstand der Schilderung waren Kämpfe
von Göttern und Giganten, so geordnet, daß die Gruppen zn beiden Seiten der mittleren Zeus-
gruppe übereinstimmen, symmetrisch einander entsprechen.

Ausgrabungen auf der Akropolis haben uns neuerdings genauer über die altattische
Kunst aus der Zeit vor den Perserkriegen unterrichtet. Eine ältere, etwa der solonischen Zeit
angehörige Kunstrichtung schuf in einheimischem Kalkstein (Poros) oder in hymettischem Marmor
Giebelfelder (Fig. 170) und Einzelfiguren, welche mit großer technischer Sauberkeit und wachsen-
dem Sinn für die ränmlichen Bedingungen des Giebelfeldes eine derb anschauliche Erzählungs-
 
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