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8. Griechenlcmd. 3. Skulptur.
weist doch die würdig ernste Haltimg der Hauptperson, die Geberde der Umstehenden, z. B. das
Stützen des Kopfes mit der Hand, auf den ernsteren Hintergrund des Vorganges hin. Und man
schiebt den Hellenen keine modernen sentimentalen Empfindungen unter, wenn man behauptet, daß
seit dem 4. Jahrhundert namentlich die attische Kunst in der Erfindung von Scenen unerschöpf-
tich war, die bald die wehmütige Trennung von den Geliebten und den Gütern des Lebens an-
deuten, bald das Glück und den Frieden des Familiendaseins vor die Augen stellen und auf
diese Weise die Bitterkeit der Todesgedanken milde lösen.
Fig. 168. Gmbstein der Hegeso, Atheu.
Fig. 169. Sog. Apollou von
Teuea. München, Glyptothek.
An der Schöpfung der Grabreliefs haben viele aufeinanderfolgende Zeitalter und mannigfache
Landschaften teilgenommen. Aber nicht an diesen allein; es haben überhaupt zu der vollendeten
Gestalt, in der wir die hellenische Plastik zusammenfassen, die einzelnen Stämme und Land-
schaften wirksam beigetragen. Ohne Zweifel waren iu den älteren Zeiten die verschiedenen
Richtungen schärfer abgegrenzt als später unter dem Einflusse maßgebender großer Künstler. Den
ionischen Stil, mit seiner weichen Wiedergabe des Fleisches, seiner Vorliebe für das Zierliche in
der Gewandung, haben wir bereits kennen gelernt. Jhm steht vielfach entgegengesetzt die härtere,
eckigere Kunstweise des Peloponnes gegenüber. Die Quelle des Gegensatzes ist bald in der ver-
8. Griechenlcmd. 3. Skulptur.
weist doch die würdig ernste Haltimg der Hauptperson, die Geberde der Umstehenden, z. B. das
Stützen des Kopfes mit der Hand, auf den ernsteren Hintergrund des Vorganges hin. Und man
schiebt den Hellenen keine modernen sentimentalen Empfindungen unter, wenn man behauptet, daß
seit dem 4. Jahrhundert namentlich die attische Kunst in der Erfindung von Scenen unerschöpf-
tich war, die bald die wehmütige Trennung von den Geliebten und den Gütern des Lebens an-
deuten, bald das Glück und den Frieden des Familiendaseins vor die Augen stellen und auf
diese Weise die Bitterkeit der Todesgedanken milde lösen.
Fig. 168. Gmbstein der Hegeso, Atheu.
Fig. 169. Sog. Apollou von
Teuea. München, Glyptothek.
An der Schöpfung der Grabreliefs haben viele aufeinanderfolgende Zeitalter und mannigfache
Landschaften teilgenommen. Aber nicht an diesen allein; es haben überhaupt zu der vollendeten
Gestalt, in der wir die hellenische Plastik zusammenfassen, die einzelnen Stämme und Land-
schaften wirksam beigetragen. Ohne Zweifel waren iu den älteren Zeiten die verschiedenen
Richtungen schärfer abgegrenzt als später unter dem Einflusse maßgebender großer Künstler. Den
ionischen Stil, mit seiner weichen Wiedergabe des Fleisches, seiner Vorliebe für das Zierliche in
der Gewandung, haben wir bereits kennen gelernt. Jhm steht vielfach entgegengesetzt die härtere,
eckigere Kunstweise des Peloponnes gegenüber. Die Quelle des Gegensatzes ist bald in der ver-