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Grabreliefs.

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emporgehaltenem Diskus, der (nur gemalte) Lyseas mit Becher und Zweigen in den Händen
an. Eine andere Gruppe von Grabreliefs zeigt, wie das Harpyiendenkmal, die Abgeschiedenen
als Verklärte. Mann und Frau sitzeu z. B. auf dem Nelief von Sparta (Fig. 166) auf
einem Throue, hinter dessen Rücklehne sich eine Schlange windet, und halten einen Kantharos
und einen Granatapfel. Zwei kleine Gestalten stehen vor ihnen und bringen ihnen einen Hahn,
ein Ei, eincn Granatapfel, eine Blume dar. Wenn hier noch religiöse Symbole anklingen, den
Berstorbcncn Attribute der Unterweltsgötter gegeben werdeu, so bringt das berühmte Relief in
dcr Villa Albani, offenbar ionischen Ursprunges, den Grundgedanken menschlicher Empfiudnng

Fig. 167. Archaisches Grabrelief in der Villa Albani, Rom.

näher. Auch hier (Fig. 167) wird der Verstorbenen von den Angehörigen Ehrerbietung er-
wicsen, sie gleichsam schon verklärt gedacht. Das Kind aber, das sie mit beiden Händen zärtlich
umsaszt, versetzt die Scene aus den Boden des Familienlebens und verleiht ihr eiuen innigen Zug.

Solche Schilderungen ruhigen Stilllebens im Schoße der Familie kehren in den späteren
Grabreliefs regelmäßig wieder. Wir erblicken die Verstorbene, wie sie sich von einer Magd die
Sandalen binden oder eiu Schmuckkästchen überreichen (Fig. 168) läßt; sie wechselt mit dem
Gatten eincn Händedruck, umarmt ihr Kind, versammelt die Familie und die Freunde um sich.
Mag auch nicht selten nur der Kreis der gewöhnlichen Beschäftigungeu vorgeführt werden, so
Springcr, Knnstqeschichte. I.
 
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