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2. Waffen, Geräte und Schmuck
Früher glaubte man, daß die spitznackigen Feuersteinbeile die Leitform für
einen besonderen Abschnitt seien, der der Zeit der dünnackigen Beile und Dolmen
vorausginge. Die Funde haben dies bisher für Norddeuschland nicht bestätigt. Außer-
dem ist die Zahl der hier gefundenen spitznackigen Feuersteinbeile so gering, daß
man sie nicht recht zur Grundlage eines eigenen Zeitabschnittes verwenden kann.
Die größte Anzahl stammt aus Schleswig-Holstein, aber auch aus diesem Gebiet
kennen wir nur etwa i bis 2 Dutzend. Von den übrigen norddeutschen Landschaften
sind sogar immer nur ganz vereinzelte Stücke bekannt. Dazu kommt, daß man dieser
Stufe kein weiteres Inventar zuweisen kann. Auch ist keine bezeichnende Grabform
bekannt, so daß der angenommenen Zeitstufe eigentlich der rechte Inhalt fehlt.
Eine Sonderform des spitznackigen Beiles ist der Viervitzer Typus (Taf. 19,1. 2).
Er spielt in der Dolmenzeit aber wohl noch keine Rolle, obwohl er in dem mecklen-
burgischen Hortfund von Gr. Wolfersdorf bereits zusammen mit teilweise recht
altertümlichen Formen auftritt (Taf. 30).
Die Altform der spitznackigen Feuersteinbeile ist demnach die einzige, die sich
als Beilform restlos auf den frühen Abschnitt der jüngeren Steinzeit beschränkt.
Das dünnackige Beil dagegen lebt weiter bis in den folgenden Abschnitt (Taf. 29).
Dies geht weiter daraus hervor, daß die Verbreitung der dünnackigen Beile das Ge-
biet der Dolmen erheblich überschreitet (Karte 2). Wir kennen aus Norddeutschland
etwa 1000 Stück. Ungemein häufig sind sie in Schleswig-Holstein und auf der Insel
Rügen nebst dem gegenüberliegenden vorpommerschen Küstenstreifen. Sie besitzen
in Norddeutschland ein Gebiet dichter Verbreitung, dessen Südgrenze von der Elb-
mündung über Schwerin, das mecklenburgische Seengebiet um Plau und dann der
Peene folgend verläuft, und einen davorgelagerten Streifen mehr locker gestreuter
Verbreitung. Er reicht von der Ems im Westen bis über die Oder im Osten und er-
streckt sich südwärts bis an den Fuß der deutschen Mittelgebirge.
Neben schön geschliffenen Beilen gibt es eine größere Zahl nur mehr oder minder
roh zugeschlagener Stücke. Diese sind aber nicht älter als die vorzüglich geschliffenen,
sondern sie stellen entweder noch unfertige Stücke dar (Taf. 20, 3), oder ihre Zu-
bereitung genügte für den Zweck, dem sie dienen sollten, so daß die weitere lang-
wierige Arbeit des Schleifens die aufgewendete Mühe nicht lohnte.
Zu den Feuersteinbeilen gesellt sich ein Gerät aus Flint, das wohl als älteste
Dolchform aufzufassen ist, bei dem Griff und Klinge noch nicht geschieden sind
(Taf. 20,1; 21,1. 2). Man hat gewöhnlich ein großes Kernstück, seltener einen langen
Span so zurechtgeschlagen, daß an dem einen Ende eine schmale Basis entstand und
am entgegengesetzten Ende eine Spitze. Der Querschnitt ist bei den mächtigsten,
wohl ältesten Stücken, rautenförmig, wird aber bald spitzoval und flacht dann im
Laufe der Entwicklung immer mehr ab. Mitunter ist die Partie am Griffende etwas
angeschliffen. Die Größe der Dolche schwankt von 12 bis über 25 cm Länge. Die
kleinen Stücke und die flachen Formen bilden offenbar Entartungserscheinungen
und stellen späte Entwicklungsstufen dar. Einige sind unsymmetrisch und gebogen,
so daß man meinen könnte, sie wären wie die späteren Stabdolche quer an einem
langen Stock geschäftet gewesen.
Von dieser ältesten Dolchform kennen wir insgesamt etwa 100 Stück aus Nord-
deutschland. Ihre Verbreitung, die sich mit dem Gebiet der Dolmen deckt, zeigt, daß
wir es hier mit einem Gerät der Megalithkultur zu tun haben (Karte 3). Die sehr geringe
Zahl geschlossener oder gut beobachteter Funde verhindert leider noch eine feinere
2. Waffen, Geräte und Schmuck
Früher glaubte man, daß die spitznackigen Feuersteinbeile die Leitform für
einen besonderen Abschnitt seien, der der Zeit der dünnackigen Beile und Dolmen
vorausginge. Die Funde haben dies bisher für Norddeuschland nicht bestätigt. Außer-
dem ist die Zahl der hier gefundenen spitznackigen Feuersteinbeile so gering, daß
man sie nicht recht zur Grundlage eines eigenen Zeitabschnittes verwenden kann.
Die größte Anzahl stammt aus Schleswig-Holstein, aber auch aus diesem Gebiet
kennen wir nur etwa i bis 2 Dutzend. Von den übrigen norddeutschen Landschaften
sind sogar immer nur ganz vereinzelte Stücke bekannt. Dazu kommt, daß man dieser
Stufe kein weiteres Inventar zuweisen kann. Auch ist keine bezeichnende Grabform
bekannt, so daß der angenommenen Zeitstufe eigentlich der rechte Inhalt fehlt.
Eine Sonderform des spitznackigen Beiles ist der Viervitzer Typus (Taf. 19,1. 2).
Er spielt in der Dolmenzeit aber wohl noch keine Rolle, obwohl er in dem mecklen-
burgischen Hortfund von Gr. Wolfersdorf bereits zusammen mit teilweise recht
altertümlichen Formen auftritt (Taf. 30).
Die Altform der spitznackigen Feuersteinbeile ist demnach die einzige, die sich
als Beilform restlos auf den frühen Abschnitt der jüngeren Steinzeit beschränkt.
Das dünnackige Beil dagegen lebt weiter bis in den folgenden Abschnitt (Taf. 29).
Dies geht weiter daraus hervor, daß die Verbreitung der dünnackigen Beile das Ge-
biet der Dolmen erheblich überschreitet (Karte 2). Wir kennen aus Norddeutschland
etwa 1000 Stück. Ungemein häufig sind sie in Schleswig-Holstein und auf der Insel
Rügen nebst dem gegenüberliegenden vorpommerschen Küstenstreifen. Sie besitzen
in Norddeutschland ein Gebiet dichter Verbreitung, dessen Südgrenze von der Elb-
mündung über Schwerin, das mecklenburgische Seengebiet um Plau und dann der
Peene folgend verläuft, und einen davorgelagerten Streifen mehr locker gestreuter
Verbreitung. Er reicht von der Ems im Westen bis über die Oder im Osten und er-
streckt sich südwärts bis an den Fuß der deutschen Mittelgebirge.
Neben schön geschliffenen Beilen gibt es eine größere Zahl nur mehr oder minder
roh zugeschlagener Stücke. Diese sind aber nicht älter als die vorzüglich geschliffenen,
sondern sie stellen entweder noch unfertige Stücke dar (Taf. 20, 3), oder ihre Zu-
bereitung genügte für den Zweck, dem sie dienen sollten, so daß die weitere lang-
wierige Arbeit des Schleifens die aufgewendete Mühe nicht lohnte.
Zu den Feuersteinbeilen gesellt sich ein Gerät aus Flint, das wohl als älteste
Dolchform aufzufassen ist, bei dem Griff und Klinge noch nicht geschieden sind
(Taf. 20,1; 21,1. 2). Man hat gewöhnlich ein großes Kernstück, seltener einen langen
Span so zurechtgeschlagen, daß an dem einen Ende eine schmale Basis entstand und
am entgegengesetzten Ende eine Spitze. Der Querschnitt ist bei den mächtigsten,
wohl ältesten Stücken, rautenförmig, wird aber bald spitzoval und flacht dann im
Laufe der Entwicklung immer mehr ab. Mitunter ist die Partie am Griffende etwas
angeschliffen. Die Größe der Dolche schwankt von 12 bis über 25 cm Länge. Die
kleinen Stücke und die flachen Formen bilden offenbar Entartungserscheinungen
und stellen späte Entwicklungsstufen dar. Einige sind unsymmetrisch und gebogen,
so daß man meinen könnte, sie wären wie die späteren Stabdolche quer an einem
langen Stock geschäftet gewesen.
Von dieser ältesten Dolchform kennen wir insgesamt etwa 100 Stück aus Nord-
deutschland. Ihre Verbreitung, die sich mit dem Gebiet der Dolmen deckt, zeigt, daß
wir es hier mit einem Gerät der Megalithkultur zu tun haben (Karte 3). Die sehr geringe
Zahl geschlossener oder gut beobachteter Funde verhindert leider noch eine feinere