Dolmenzeit
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Erkenntnis in der Entwicklung und Zeitstellung dieser Waffe. Ihr erstes Auftreten
fällt sicher in die Zeit des dünnackigen Beiles und der Dolmen, aber sie leben wie auch
andere Schöpfungen dieser Zeit ebenfalls bis in die Stufe der Ganggräber fort, ja sie
erleben dann wohl erst ihre eigentliche Blütezeit. Von Wichtigkeit ist jedoch dabei,
daß bereits der Dolch in Spangestalt aus einem Dolmengrabe vonNesow b. Rehna in
Mecklenburg bekannt ist (Taf. 20, 1).
In die Reihe der dolmenzeitlichen Feuersteingeräte hat man außerdem noch
große Lanzen oder Wurfspeerspitzen gestellt. Sie sind fast alle sehr dünn, vorzüglich
gearbeitet und mit außerordentlich kräftigen Seitenzähnen versehen (Taf. 21, 3. 6. 9).
Die Basis dieser gefährlichen Geräte, die stark an die Waffe des Sägefisches erinnern,
ist schon eingezogen wie bei den späteren Feuersteinpfeilspitzen. Solche kräftig ge-
zähnten Lanzenspitzen gibt es fast nur in Schleswig-Holstein und auf Rügen, schon
in Mecklenburg erscheinen sie nur ganz vereinzelt, und in den übrigen Landschaften
des nordischen Kreises auf norddeutschem Boden wie an der unteren Oder, in der
Prignitz sowie in ganz Nordwestdeutschland fehlen sie vollkommen. Nach Form und
Technik möchte man diese Speerspitzen aber lieber dem Ende der jungsteinzeitlichen
Entwicklung zuweisen als gerade so schwierige Arbeiten an den Anfang stellen.
Neben die Feuersteingeräte der Dolmenzeit treten noch Waffen aus Felsgestein.
Man hat die spitz- und dünnackigen Äxte auch aus Grünstein hergestellt (Taf. 23, 4),
doch sind diese Erzeugnisse nicht immer so gut und charakteristisch bearbeitet, daß
man die große Maße derartiger Beile aus Felsgestein in gleicher Feinheit wie die aus
Feuerstein zeitlich und landschaftlich aufteilen könnte.
Ein Typ aber fällt unter den Geräten aus Felsgestein besonders auf, die Keule
(Taf. 22, 2. 3. 6. 7). Es ist eine Waffe mit halbkugeliger Schlagfläche und abgesetztem
flachen, oft facettierten Oberteil zur Befestigung des hölzernen Schaftes. Anfangs
war der Kopf der Keule knollenförmig gerundet (Taf. 22, 7), mit der Zeit wird er
gedrungener und erhält eine halbkugelige Schlagfläche, die auf einem annähernd
zylindrischen Halse sitzt (Taf. 22, 3); bisweilen wird der Hals oder der knollenförmige
Kopf noch durch Kehlen und Riefen verziert (Taf. 22, 2. 6). Diese dolmenzeitlichen
Keulen waren geschäftet wie die späteren altbronzezeitlichen germanischen Absatz-
beile, indem man das kurze Ende eines Knieholzes spaltete oder rinnenartig aushöhlte
und dazwischen die steinerne Keule festklemmte. Um der Befestigung besseren Halt
zu verleihen, führte man entweder einen Niet durch Schaft und Keule oder man
kerbte beides kräftig ein (Taf. 22, 2. 3), so daß die Umschnürung sicherer festsaß.
Das Hauptverbreitungsgebiet der dolmenzeitlichen Keulen ist Dänemark, von
wo etwa 175 Stück bekannt sind. Aus Deutschland gibt es heute etwa 10 Stück. Da-
von entfallen 1 auf Oldenburg, 2 auf Hannover und 6 auf Schleswig-Holstein.
Aus dem Ostgebiet des Dolmenkreises sind sie unbekannt, und auch aus Schweden
und Norwegen stammen nur 6 bzw. 1 Stück. Während das Hauptverbreitungsgebiet
der älteren Form mit knollenförmigem Kopf Nordjütland bildet, findet sich die große
Masse der jüngeren Keulen mit ausgebildetem Hals und Schlagknauf auf den däni-
schen Inseln. Dieser späteren Form gehören auch die nordwestdeutschen Keulen,
also alle außerhalb Schleswig-Holsteins gefundenen Exemplare an.
Sehr beachtenswert ist, daß die Keulen der Dolmenzeit zwar zusammen mit
Dolmeninventar auftreten, daß sie aber noch nicht aus Riesensteingräbern bekannt
sind, sondern vielmehr aus Einzelgräbem stammen, soweit ihre Herkunft aus einem
Grabe überhaupt sicher ist.
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Erkenntnis in der Entwicklung und Zeitstellung dieser Waffe. Ihr erstes Auftreten
fällt sicher in die Zeit des dünnackigen Beiles und der Dolmen, aber sie leben wie auch
andere Schöpfungen dieser Zeit ebenfalls bis in die Stufe der Ganggräber fort, ja sie
erleben dann wohl erst ihre eigentliche Blütezeit. Von Wichtigkeit ist jedoch dabei,
daß bereits der Dolch in Spangestalt aus einem Dolmengrabe vonNesow b. Rehna in
Mecklenburg bekannt ist (Taf. 20, 1).
In die Reihe der dolmenzeitlichen Feuersteingeräte hat man außerdem noch
große Lanzen oder Wurfspeerspitzen gestellt. Sie sind fast alle sehr dünn, vorzüglich
gearbeitet und mit außerordentlich kräftigen Seitenzähnen versehen (Taf. 21, 3. 6. 9).
Die Basis dieser gefährlichen Geräte, die stark an die Waffe des Sägefisches erinnern,
ist schon eingezogen wie bei den späteren Feuersteinpfeilspitzen. Solche kräftig ge-
zähnten Lanzenspitzen gibt es fast nur in Schleswig-Holstein und auf Rügen, schon
in Mecklenburg erscheinen sie nur ganz vereinzelt, und in den übrigen Landschaften
des nordischen Kreises auf norddeutschem Boden wie an der unteren Oder, in der
Prignitz sowie in ganz Nordwestdeutschland fehlen sie vollkommen. Nach Form und
Technik möchte man diese Speerspitzen aber lieber dem Ende der jungsteinzeitlichen
Entwicklung zuweisen als gerade so schwierige Arbeiten an den Anfang stellen.
Neben die Feuersteingeräte der Dolmenzeit treten noch Waffen aus Felsgestein.
Man hat die spitz- und dünnackigen Äxte auch aus Grünstein hergestellt (Taf. 23, 4),
doch sind diese Erzeugnisse nicht immer so gut und charakteristisch bearbeitet, daß
man die große Maße derartiger Beile aus Felsgestein in gleicher Feinheit wie die aus
Feuerstein zeitlich und landschaftlich aufteilen könnte.
Ein Typ aber fällt unter den Geräten aus Felsgestein besonders auf, die Keule
(Taf. 22, 2. 3. 6. 7). Es ist eine Waffe mit halbkugeliger Schlagfläche und abgesetztem
flachen, oft facettierten Oberteil zur Befestigung des hölzernen Schaftes. Anfangs
war der Kopf der Keule knollenförmig gerundet (Taf. 22, 7), mit der Zeit wird er
gedrungener und erhält eine halbkugelige Schlagfläche, die auf einem annähernd
zylindrischen Halse sitzt (Taf. 22, 3); bisweilen wird der Hals oder der knollenförmige
Kopf noch durch Kehlen und Riefen verziert (Taf. 22, 2. 6). Diese dolmenzeitlichen
Keulen waren geschäftet wie die späteren altbronzezeitlichen germanischen Absatz-
beile, indem man das kurze Ende eines Knieholzes spaltete oder rinnenartig aushöhlte
und dazwischen die steinerne Keule festklemmte. Um der Befestigung besseren Halt
zu verleihen, führte man entweder einen Niet durch Schaft und Keule oder man
kerbte beides kräftig ein (Taf. 22, 2. 3), so daß die Umschnürung sicherer festsaß.
Das Hauptverbreitungsgebiet der dolmenzeitlichen Keulen ist Dänemark, von
wo etwa 175 Stück bekannt sind. Aus Deutschland gibt es heute etwa 10 Stück. Da-
von entfallen 1 auf Oldenburg, 2 auf Hannover und 6 auf Schleswig-Holstein.
Aus dem Ostgebiet des Dolmenkreises sind sie unbekannt, und auch aus Schweden
und Norwegen stammen nur 6 bzw. 1 Stück. Während das Hauptverbreitungsgebiet
der älteren Form mit knollenförmigem Kopf Nordjütland bildet, findet sich die große
Masse der jüngeren Keulen mit ausgebildetem Hals und Schlagknauf auf den däni-
schen Inseln. Dieser späteren Form gehören auch die nordwestdeutschen Keulen,
also alle außerhalb Schleswig-Holsteins gefundenen Exemplare an.
Sehr beachtenswert ist, daß die Keulen der Dolmenzeit zwar zusammen mit
Dolmeninventar auftreten, daß sie aber noch nicht aus Riesensteingräbern bekannt
sind, sondern vielmehr aus Einzelgräbem stammen, soweit ihre Herkunft aus einem
Grabe überhaupt sicher ist.
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