Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stackelberg, Otto Magnus von
Der Apollotempel zu Bassae in Arcadien und die daselbst ausgegrabenen Bildwerke — Rom, 1826

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1037#0047
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I.^^Mlil

— 4.6 —

Verzierung, welche, einzelne Beschädigungen unheachtet, uns aus dem Alterthume vollständig blieb.
Eine allgemeine Uebersicht giebt das Rupferblatt T. VI., welches in der Aufstellung sämmtlicher
Marmorplatten nach zusammenhängender Folge, in der Ergänzung fehlender Theile, den früheren
vollkommenen Zustand des Frieses zeigt. Die folgenden 23 Kupferblätter (von T. VII. bis XXIX.)
enthalten die Abbildung jeder einzelnen Marmorplatte für sich, etwa von einem Viertheil der Grö'fse
des Originals, mit Andeutung der Brüche und Beschädigungen, der zur Befestigung angesetzter
Waffen eingebohrten und zum Theil noch mit Metallnägeln versehenen Löcher, wie auch der zur
Haltung der Tafeln für Stifte und Klammern bestimmten Vertiefungen. Diese Blätter veranschaulichen
den Zustand, in welchem der Fries durch Zusammenfügen aller vorhandenen Bruchstücke aus den
Trümmern hervorging.

Die Höhe jeder Marmortafel beträgt nach Englischem Maafse 2 Fufs 1 "/£ Zoll; in der Länge
derselben sind Verschiedenheiten, die sich nach den Gruppen und dem ihnen bestimmten Platze
richten. Die meisten haben mehr als vier Fufs Länge. Die Gesammtheit der Tafeln begreift eine
Längenausdehnung von 101 Lond. Fufs 2 Zoll. Dieses Maafs trifft nach Abzug des Ueberschusses
von 2 Zoll, welcher bey Einsetzung der Platten sich verbarg, mit dem Umfang des Raumes in der
Cella übercin, wo der Fries angebracht war; und wie schon erwähnt, ergiebt sich hieraus die Voll-
ständigkeit der Marmorplatten.

Da man bisher ihre Folge nicht gefunden und hierauf verzichtet hatte, so ist sowohl ihre Voll-
ständigkeit in Zweifel gelassen, als sogar die Meynung geäufsert worden'), dafs kein nothwendiger
Zusammenhang unter ihnen stattfände. Die Ergebnisse meiner Beobachtungen erweisen das Gegen-
theil. Mehrere Platten haben in den Darstellungen selbst Beziehung auf die folgende; bey anderen
deutet eine Vertiefung oder ein freyer Baum die Stelle an, wo die von einigen Platten überragenden
Theile des Reliefs aufzuliegen kamen. Uebrigens setzt schon die wiederholte Abwechselung von
nackten und drappirten, männlichen und weiblichen Figuren, von thierischer und menschlicher
Form, eine harmonische Verbindung voraus; durch die Bestimmung für die Architektur wird eine
gleichmäfsig verzierende Anordnung bedingt; endlich erheischt die Idee des Ganzen selbst eine
gehörige Folge. Die Abtheilung in meistens ähnliche und zwey Gruppen enthaltende, gleichwinkelige
Marmorplatten hat der Künstler wegen der bequemeren Aufstellung und der Notwendigkeit gerad-
linigter Abschnitte beobachtet, welche die Ordnung und Sauberkeit architektonischer Construction
zum Gesetz macht. Zwey Platten (T. XIV. N°. 8 und T. XXVI. N°. 20.) auf denen der Gegenstand
absichtlich gedrängter erscheint, sind um vieles länger, und eine (T. XXV. N°. 19.), die als ein
Anhängsel zu der letzteren gehört, mufste ebendaher die kürzeste von allen werden. Denselben
Grundsatz der Abtheilung befolgte man auch in den Friesen des Parthenon und des Theseustempels.
Dieses beschränkt und erschwert freylich die Gomposition und so haben neuere Künstler sich erlaubt,
die Architektur nicht beachtend, willkührlich in ungeraden Linien an den Figuren oder mitten durch
dieselben die Abschnitte zu machen, wobey der Anschein von Brüchen unvermeidlich entstehen
mufste. In dem vorliegenden Friese half sich der Bildner durch das erwähnte Ueberragen einzelner
Theile der Figuren von einer Platte auf die andere. Bey den verschiedenen Versuchen, die ich
anstellte, um sämmtliche Platten in ihre wahre, richtige Folge zu bringen, zeigte sich immer irgendwo
ein Uebelstand in Anordnung der Figuren, bis die hier T. VI. mitgetheilte meine Federungen allein

1) "Vun Herrn "Wagner
Brilt. iitiseenwerk P. IV- pag.

: seinen Abbildu

des Frieses: Eassorelievi antichi della Grecia eetr. Roma i3i4.

Herrn Combe im
 
Annotationen