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Stocker, Carl W. F. L.
Chronik der Familie von Gemmingen und ihrer Besitzungen (Band 1, Erstes Heft): Guttenberg, Bonfeld, Fürfeld — Heidelberg, 1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.23890#0038
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Schloß und Kirche. Aus der späteren Zeit sind einige Ereig-
nisse iu den Kirchenbüchern aufgezeichnet, rvie sie hier folgen.

„Jm Jahre 1690, uilgefähr um Medardi, ist in dem all-
gemeinen Krieg der kayserlichen aliirton am Rhein-Strohm unter
anderen auch ein Regiment Salzburgische Rcutter hierherkommen
und ein Tag Quartier geneacht, welche zwar sousten gute Ord-
nuug gehalten; weil sie aber allsamptlich der päpstlichen Religion
zugethan ilnd einen Regimentspater bei sich hatten, alß ist vou
demselbigen zu leyd unscrer Religion, so mel veranstaltet worden,
daß sie aus den nächsteu Sonntag ihres Qtlartiers (wiewohl
mit höchstem der allhiesigen Herrschaft und des Pfarrers Miß-
lieb, auch cingelegten Molestiis) sie ihren Gottesdienst in unserer
Kirche hier gehalten und den Altar mit dem schändlich moabi-
tischell Greuel, dem Mäusinisgott entheiligt und ihren Greuel
zwischen die Flügel der Cherubim gesetzt. Nicht lang uachher
und ehe ein Vierteljahr versloß, kam die churfürstlich sächstsche
Armee in Anzug und logirte Graf vou Promnitz mit seinem
Regiment zu Pferd allhier, hatte einen wohlgelehrten Feldprediger,
dem wurde von freyem die Erlaubniß gethan, seine Amptsver-
richtung in allhiesiger Kirch, Kanzel und Altar zu habeu, welches
er auch mit sonderbareni Wohlgesällen seines Obersten acceptiret
und mit seiner sogenannten teutsch-lutherischen Meß den lädirten
Altar wieder gereinigt und geweihet hat; war der 5. Sonntag
nach Trinitatis oder der 20. Juli obgedachten 1690ten Jahrs."

„4uuo 1691, den 1. August, hat sich ein solch ungeheures
Sturmwetter erhoben, daß der Wind großen Schaden an Häusern
und Dächern gethan, die Kirschbäume auf der Kirchmauer und an-
derswo gewaltiglich abgerissen und über die Mauer hinab in die
Gassen geworfen, viel Fenster in der Kirch und dem Chor zer-
schmettert, die Schiefer mn Thurm und Ziegel auf dem Dach sehr
verwüstet und übel zugerichtet.. Sonders nachdrücklich war es,
daß, da man eben an diesem Tag das Gedächtniß Jakobi feierte,
alß welcher von seiner Stell um acht Tag bis hieher verlegt wurde,
umb, weilen die annahenden sächsischen Völker, sampt dem daraus
kommenden Feind große Gefahr, Flucht und Noth verursachten;
und in habender Predigt der damalige Pfarrer Georg Adam Haan
 
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