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Straus-Ernst, Louise
Zur Entwicklung des zeichnerischen Stils in der Cölner Goldschmiedekunst des XII. Jahrhunderts — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 202: Straßburg: Heitz, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.66043#0013
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Kunstgewerbe — dieser Begriff, der heute auf dem Gebiet
großer Kunst leicht einen üblen Beigeschmack bekommt, ist in
diesem Sinne dem Mittelalter völlig fremd. Honorius Augusto-
dunensis nennt in einem Atem: pingere, scribere, sculpere,
aurum aut argentum malleo attenuare, in diversas species
mutare'.
Besonders die Goldschmiedekunst, der heute gar kein selbst-
ständiger Charakter mehr zukommt, tritt im frühen Mittelalter
gleichwertig neben die anderen bildenden Künste, bald als der
gebende Teil, bald als der empfangende, selbständig weiter bil-
dende. Vor nicht allzulanger Zeit galt das XII. Jahrhundert
noch als kunstarme Zeit. Wie aber wäre es möglich, daß
zwischen der herrlichen Blüte des ottonischen Zeitalters und
der Periode der frisch aufkeimenden Gotik ein träge von by-
zantinischen Einflüssen zehrendes Jahrhundert läge, wie ältere
Darstellungen annehmen ? Eine lebensfrohe, bunte Zeit muß
es gewesen sein, die auch aus sich selbst etwas zu geben hatte,
um folgenden Zeiten etwas von ihrem Geist überliefern zu
können. Der Fehler der alten Anschauung liegt eben darin, daß
man immer nur Denkmäler großer Kunst suchte und die äußer-
lich wenig umfangreichen kaum beachtete. Dies Vorurteil mußte
aber für den fallen, der den wahrhaft großen Geist empfand,
1 Honorius Augustodunensis Offendicium cap. 29. Migne, Patrologia
lat. 172, p. 48.

s. i

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