das Gräberfeld vermehrte sich die zuvor recht
bescheidene archäologische Vereinssammlung47 in
einem solchen Maße, daß nicht nur in der Person
Dahlems ein eigener Konservator für ihre Be-
treuung eingesetzt wurde, sondern der Rahmen
der bisherigen Vereinssammlungen gesprengt wur-
de und 1878 die prähistorisch-römische Abteilung
als selbständige Sammlung in einem eigenen Ge-
bäude, der Ulrichskirche, untergebracht werden
mußte48. In den folgenden Jahren entwickelte sich
eine rege Tätigkeit. Es erfolgte die Freilegung
der Porta praetoria des Regensburger Legionsla-
gers, die den Verein vor vielfältige denkmalpfle-
gerische Probleme stellte49 und die Ausgrabung
von Teilen des Badegebäudes des Kohortenla-
gers50, dessen Ruinen man zu konservieren trach-
tete.
Dem Zug der Zeit folgend bildete sich in Regens-
burg nach der Gründung der Deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte 1870 in Mainz, gelegentlich deren Tagung
1887 in Nürnberg, ein anthropologischer Verein51,
mit einem Zweigverein in Burglengenfeld. Den
Vorsitz übernahm J. Dahlem, der die einzige ak-
tive Kraft in diesem Verein geblieben zu sein
scheint. Dadurch daß der Vorstand zugleich Kon-
servator des Historischen Vereins und damit Lei-
ter des Ulrichsmuseums war, bestand zwischen den
beiden Vereinen eine Personalunion. Die unter
der Firmierung Anthropologischer Verein oder Ge-
sellschaft vorgenommenen zahlreichen Ausgrabun-
gen und Erwerbungen dürften im Wesentlichen
der Tätigkeit oder doch Initiative Dahlems zuzu-
schreiben sein, wenn er auch im Rahmen der Zeit
für den Erwerb von Fundstoff, d. h. für Ausgra-
bungen, die Hilfe Fremder in Anspruch nahm52
und so zum Raubbau an den heimischen Denk-
mälern, hier in erster Linie den Grabhügeln, bei-
trug. Im Auftrag der Gesellschaft hat z. B. der
Arzt Dr. H. Scheidemandel in Hügeln gegraben.
Unterlagen über den Umfang dieser oder anderer
Ausgrabungen oder Berichte über einzelne Unter-
nehmungen gibt es nicht. Rückschlüsse erlauben
die bescheidenen Angaben in den Erwerbsberich-
ten des Historischen Vereins und der handschrift-
liche Museumskatalog von der Hand G. Stein-
metz’, in dem es eine eigene Abteilung „Anthro-
pologische Gesellschaft“ gibt53. Diese Tätigkeit
erstreckte sich nur über einige Jahre, da Dahlem
die letzten Jahre seines Lebens an seine Wohnung
gefesselt war. Die durch ihn eingehenden Funde
wurden mit besonderer Bezeichnung und in geson-
derten Schränken in das Ulrichsmuseum aufge-
nommen54.
1895 übernimmt Konrektor G. Steinmetz55 das
Amt eines Konservators und Leiters des Ulrich-
museums neben Dahlem und behält es bei, bis 1936
eine hauptamtliche Fachkraft56 eingesetzt wird.
47) VO 21, 1862, 6 f. —
48) VO 38, 1884, IV. VI. XII; 46, 1894, 319 ff.
49) VO 40, 1886, III und VII ff.
50) ebd. S. III ff. und 50, 1898, 339 ff.
51) Seit 1872 erschien in Berlin das Correspondenzblatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft für An-
thropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Ab 1877 in München das Organ der Münchener Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Die Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns. Der
zeitbedingte Charakter dieser Organisation zeigt sich daran, daß die Zeitschriften in München mit dem
19. Band im Jahre 1915 und in Berlin mit dem 51. Band im Jahre 1920 eingehen.
52) Darauf bezieht sich vielleicht eine Angabe über Grabungen in der Breitenwinner Höhle. Korr. Bl. GA
28, 1897, 28.
53) Dieser Katalog, der die Gegenstände nach ihrer Lage im ehemaligen Ulrichmuseum aufzählt, nennt Fund-
komplexe mit folgenden Ortsbezeichnungen: Ronsolden, Kripfling, Bockslohe (= Batzhausen), Kemna-
then, Krappenhofen, Eilsbrunn-Mariaort (= Gde. Sinzing), Darshofen, Mausheim, Tischnerberg (= De-
gerndorf), Emhof-Armensee (Lanzenried), Rudenshofen, Hatzenhof b. Hohenfels, Pöversdorf, Butzenhofen,
Lauf im Vilstal, Kershofen, ferner eine Anzahl Fundstücke aus Dahlems Nachlaß ohne Fundbezeichnung,
jedoch zweifellos aus dem gleichen Einzugsgebiet. Aufnahme der Sammlung der Anthropol. Ges. Regens-
burg in das Ulrichsmuseum 1882. VO 39, 1885, V, Ankauf 1884, ebd. XL Nach Dahlems Tod 1900 über-
nahm der Hist. Verein auch dessen private Bestände, die nicht hinreichend vom Eigentum der Anthropol.
Ges. gesondert werden können. Bis zur vollständigen Übernahme der Sammlung im Ulrichsmuseum durch
G. Steinmetz dürften noch verschiedene Fundkomplexe vermischt und vertauscht worden sein.
54) VO 41, 1887, VII; 42, 1888, 344.
55) Georg Steinmetz, geb. 1850 in Nürnberg, gest. 1945 in Regensburg. VO 48, 1896, 371; Nekrolog 91, 1950,
200; 96, 1955, 37.
56) VO 87, 1937, 285; 91, 1950, 190 f.; 96, 1955, 69.
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bescheidene archäologische Vereinssammlung47 in
einem solchen Maße, daß nicht nur in der Person
Dahlems ein eigener Konservator für ihre Be-
treuung eingesetzt wurde, sondern der Rahmen
der bisherigen Vereinssammlungen gesprengt wur-
de und 1878 die prähistorisch-römische Abteilung
als selbständige Sammlung in einem eigenen Ge-
bäude, der Ulrichskirche, untergebracht werden
mußte48. In den folgenden Jahren entwickelte sich
eine rege Tätigkeit. Es erfolgte die Freilegung
der Porta praetoria des Regensburger Legionsla-
gers, die den Verein vor vielfältige denkmalpfle-
gerische Probleme stellte49 und die Ausgrabung
von Teilen des Badegebäudes des Kohortenla-
gers50, dessen Ruinen man zu konservieren trach-
tete.
Dem Zug der Zeit folgend bildete sich in Regens-
burg nach der Gründung der Deutschen Gesell-
schaft für Anthropologie, Ethnologie und Urge-
schichte 1870 in Mainz, gelegentlich deren Tagung
1887 in Nürnberg, ein anthropologischer Verein51,
mit einem Zweigverein in Burglengenfeld. Den
Vorsitz übernahm J. Dahlem, der die einzige ak-
tive Kraft in diesem Verein geblieben zu sein
scheint. Dadurch daß der Vorstand zugleich Kon-
servator des Historischen Vereins und damit Lei-
ter des Ulrichsmuseums war, bestand zwischen den
beiden Vereinen eine Personalunion. Die unter
der Firmierung Anthropologischer Verein oder Ge-
sellschaft vorgenommenen zahlreichen Ausgrabun-
gen und Erwerbungen dürften im Wesentlichen
der Tätigkeit oder doch Initiative Dahlems zuzu-
schreiben sein, wenn er auch im Rahmen der Zeit
für den Erwerb von Fundstoff, d. h. für Ausgra-
bungen, die Hilfe Fremder in Anspruch nahm52
und so zum Raubbau an den heimischen Denk-
mälern, hier in erster Linie den Grabhügeln, bei-
trug. Im Auftrag der Gesellschaft hat z. B. der
Arzt Dr. H. Scheidemandel in Hügeln gegraben.
Unterlagen über den Umfang dieser oder anderer
Ausgrabungen oder Berichte über einzelne Unter-
nehmungen gibt es nicht. Rückschlüsse erlauben
die bescheidenen Angaben in den Erwerbsberich-
ten des Historischen Vereins und der handschrift-
liche Museumskatalog von der Hand G. Stein-
metz’, in dem es eine eigene Abteilung „Anthro-
pologische Gesellschaft“ gibt53. Diese Tätigkeit
erstreckte sich nur über einige Jahre, da Dahlem
die letzten Jahre seines Lebens an seine Wohnung
gefesselt war. Die durch ihn eingehenden Funde
wurden mit besonderer Bezeichnung und in geson-
derten Schränken in das Ulrichsmuseum aufge-
nommen54.
1895 übernimmt Konrektor G. Steinmetz55 das
Amt eines Konservators und Leiters des Ulrich-
museums neben Dahlem und behält es bei, bis 1936
eine hauptamtliche Fachkraft56 eingesetzt wird.
47) VO 21, 1862, 6 f. —
48) VO 38, 1884, IV. VI. XII; 46, 1894, 319 ff.
49) VO 40, 1886, III und VII ff.
50) ebd. S. III ff. und 50, 1898, 339 ff.
51) Seit 1872 erschien in Berlin das Correspondenzblatt der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft für An-
thropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Ab 1877 in München das Organ der Münchener Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Die Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns. Der
zeitbedingte Charakter dieser Organisation zeigt sich daran, daß die Zeitschriften in München mit dem
19. Band im Jahre 1915 und in Berlin mit dem 51. Band im Jahre 1920 eingehen.
52) Darauf bezieht sich vielleicht eine Angabe über Grabungen in der Breitenwinner Höhle. Korr. Bl. GA
28, 1897, 28.
53) Dieser Katalog, der die Gegenstände nach ihrer Lage im ehemaligen Ulrichmuseum aufzählt, nennt Fund-
komplexe mit folgenden Ortsbezeichnungen: Ronsolden, Kripfling, Bockslohe (= Batzhausen), Kemna-
then, Krappenhofen, Eilsbrunn-Mariaort (= Gde. Sinzing), Darshofen, Mausheim, Tischnerberg (= De-
gerndorf), Emhof-Armensee (Lanzenried), Rudenshofen, Hatzenhof b. Hohenfels, Pöversdorf, Butzenhofen,
Lauf im Vilstal, Kershofen, ferner eine Anzahl Fundstücke aus Dahlems Nachlaß ohne Fundbezeichnung,
jedoch zweifellos aus dem gleichen Einzugsgebiet. Aufnahme der Sammlung der Anthropol. Ges. Regens-
burg in das Ulrichsmuseum 1882. VO 39, 1885, V, Ankauf 1884, ebd. XL Nach Dahlems Tod 1900 über-
nahm der Hist. Verein auch dessen private Bestände, die nicht hinreichend vom Eigentum der Anthropol.
Ges. gesondert werden können. Bis zur vollständigen Übernahme der Sammlung im Ulrichsmuseum durch
G. Steinmetz dürften noch verschiedene Fundkomplexe vermischt und vertauscht worden sein.
54) VO 41, 1887, VII; 42, 1888, 344.
55) Georg Steinmetz, geb. 1850 in Nürnberg, gest. 1945 in Regensburg. VO 48, 1896, 371; Nekrolog 91, 1950,
200; 96, 1955, 37.
56) VO 87, 1937, 285; 91, 1950, 190 f.; 96, 1955, 69.
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