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Sturm, Leonhard Christoph
Vollständige Mühlen Baukunst: Darinnen werden I. Alle Grundreguln so zu der Praxi nöthig ... angewiesen; II. Die Vortheile, die man bey Anlegung der Wasserräder ... in acht nehmen muß, Auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht; III. Was insonderheit an Korn- Graupen- Papier- ... und Dreschmühlen zuverbessern, aufrichtig entdecket — Augspurg: Wolff, 1718 [VD18 11384972-ddd]

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https://doi.org/10.11588/diglit.62402#0011
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Zarfldrung der Figuren

In der vollſtandtgen Mühlen

5 z -
Das erſte Kapitel.
Von Horizontalen Muͤhl⸗Naͤdern.

; , Tab. J. a . ‘ 335

Jeſer Riß iſt von einem Teutſchen Ingenier von einer Tuͤrckiſchen Mühle in d
abgeht worden / und ſtellet vor eine Muͤhle mit einem Horte Rade „ner
ches ſonſt auch ein Nuſchel⸗Rad genennet wird. Es iſt die Muͤhle im rofl Fig. I.
und im Grund⸗Riß Eig. 2. das Muͤhl⸗Nad aber in ſeiner eigentlichen Conſtruckion
nach einem groͤſſern Maaßſtab Fig. 3. beſonders vorgeſtellet. Es lauffet nemlich das
Waſſer durch die Grund⸗Wercke a aus einem See oder Waſſerhalter durch die
Rinnen b hinunter auf die Raͤder o welche unmittelbahr an ihrer Welle den Muͤhlſtein d herumtrei-
bet. Das Rad ſtehet mit einer ſpitzigen Spill auf einem Vecte e, welcher durch die Stange et ſich
aufheben läͤſſet / den Lauffer oder oberen Muͤhlſtein dadurch zu luͤfften / oder gar außzuheben. Es ſollen
dergleichen Muͤhlen auch viel in Franckreich in der Provence an gebuͤrgigten Orten ſeyn. Es wird nicht
viel Waſſer erfordert / ſie zu treiben / ſondern hauptſaͤchlich ein ſtarcker und ſchneller Fall / und weiß ich
nicht / warum ſie nicht auch an gelegenen Orten in Teutſchland gebrauchet wird weil ſie limpel und
beſtaͤndig iſt / und nicht viel koſtet / ihre Dienſte aber ſo gut / ja noch beſſer thun kan / als eine kuͤnſtli-
chere mit Kamm⸗Rad und Getriebe woran meiſtens mehr Friction iſt. Einen Fehler haben zwar
ſolche Muͤhlen / daß der Trieb nicht gehet nach der Linie der Bewegung / indem der Trieb einen Win-


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In dieſer habe ich eine Imitation und Verbeſſerung dieſer Art Mühlen vorgeſtellet / davon ich
doch geſtehe / daß ſie aus dem bloſſen Gutduͤncken und vernuͤnfftigen Erwaͤgung / aber ohne Praxi her-
gefloſſen / und ſolchemnach nicht mit voͤlliger Sicherheit darauf zu fuſſen ſey / ſo viel nemlich die Con.
ſtruction dieſer Art Muͤhlen an ſich ſelbſten betrifft. Denn das Grund⸗Werck und Gerinne nebſt dem
Teich oder Damm des Sees / iſt alles aus ſicherem Fundament und guter Erfahrung gemachet. So
ſtellet nun wiederum die 1. Fig. den Profil, und Fig. 2. den Grund⸗Riß vor / darinnen iſt a. ein Stuͤck
des Sces oder Waſſerhalters / in deme das Ufer des Dammes bb. mit einer doppelten Reyhe vorge-
ſchlagener Pfaͤhle verſehen iſt / welche dergleichen Daͤmme trefflich verwahret / wenn im Winter / oder
ſonſt bey lange anhaltenden Regen das Waſſer ſehr und ſchnell anwaͤchſet / und noch dazu von ſtarckem


den durchbrechen. Denn die Gewalt des Stroͤhmens / und der andringenden Laſt des Waſſers wird
durch ſolche Pfaͤhle / ſonderlich wenn ſie verſchraͤnckt geſchlagen werden / wie die Figur anzeiget / faſt
gaͤntlich gebrochen. Wenn man ſolche Damme machen will / muß der Grund unten wohl dazu auß-
geſtochen / abgeebnet / und mit Rammen wohl eingegleichet werden. Alsdenn muß die Erde darauf
gefuͤhret / und Schicht⸗Weiſe ſtarck auf einander geſtampffet werden. Damit nicht der geringſte Ritz
darinnen bleibe / da Waſſer durchkommen koͤnne / weil die Erfahrung bezeuget / daß / wenn auch nut


nire / daß man hernach offt nicht weiß / warum es durchbricht. Darum muß man ja keine Feldſteine


In dieſem Damm iſt nun hier das Grund⸗Werck b auf gemeine Art geleget / wovon weiter un-
ten genug wird gehandelt werden. Von dieſem Grund⸗Werck 1 die Rinnen c. c, auf die J
Ades
 
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