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Sturm, Leonhard Christoph
Vollständige Mühlen Baukunst: Darinnen werden I. Alle Grundreguln so zu der Praxi nöthig ... angewiesen; II. Die Vortheile, die man bey Anlegung der Wasserräder ... in acht nehmen muß, Auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht; III. Was insonderheit an Korn- Graupen- Papier- ... und Dreschmühlen zuverbessern, aufrichtig entdecket — Augspurg: Wolff, 1718 [VD18 11384972-ddd]

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https://doi.org/10.11588/diglit.62402#0012
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ret werden / wenn ſie um und um als Roͤhren verſchloſſen gemachet / und langſam immer enger ge-
machet werden / doch ſo / daß die Gewalt des Waſſers nicht gar zu ſtreng werde / und die Roͤhren zu-
reiſſe / daher es genug iſt / wenn ſie auf jedwede zehen Fuß um zwey Zoll enger werden. Dadurch wird
das Waſſer zu einer ſehr groſſen Geſchwindigkeit gebracht / daß man mit 36. gevierten Zollen Waſſer /
das iſt / das durch eine Roͤhre lauffet / deren Mundung ſechs Zoll ins Gevierte haͤlt / mehr treiben kan
als das auf gemeine Art mit einem Fuß oder mit hundert vier und viertzig Zoll laufende Waſſer nicht
zu thun vermag. Es kan durch dieſen Handgriff ein verſtaͤndiger Mechanıcus ſehr viel ausrichten /
und bey allen Arten der Muͤhlen ſehr viel verbeſſern. Es iſt aber dabey zu beobachten / daß man fie
oben muß oͤffnen koͤnnen / damit man ſie reinige / aufeiſe / und andere Keparation deſto bequemer dar-
an verrichte. So lauffet nun das Waſſer auf die Mühle / die bey folgender Tabelle etwas außfuͤhr-
licher wird dargeſtellet werden. Dieſe Muͤhle iſt hier bey p. vorgeſtellet; allwo d. ſind die Muͤhl⸗ Rader /
e. Schrauben / dadurch der Stein gehoben wird / t. die Steine / ec. die Beutel⸗Kaſten. Von der


die voͤlige Gelegenheit der Muͤhle mit gezeichnet / da t. ein Stein⸗Pflaſter vor der Muͤhle iſt / dakoͤn⸗
nen die Wagen / die zur Muhle kommen / bey g. herfahren / uͤber die Bruͤcke bey t. palhiren / und bey
h. wiederum wegfahren. Bey r. koͤnnen ſie in regnichtem Wetter unterfahren. Auf der andern Sei-
te iſt des Muͤllers Wohnung / i. die Hauß⸗Deele / J. die Wohn⸗Stube / w. Kuͤche / n. und o. Kam-
mern. In dem gegen uͤber liegenden Gebaͤude kan auch r. eine Scheure abgeben / q. s. t. andere Bequem-
lichkeit zu Vieh⸗Staͤllen ꝛc. u. ſind zwey Gaͤrten. | »

Tab. III.


mit Armen d. geſtuͤtzet wird / weil es gar viel außhalten muß / weil das Waſſer nach einem Winckel
hinein ſchieſſet wiewohl man auch die Rinne wo ſie das Waſſer auf das Rad außgieſſet / etwas am


den Spille e. in eine auch accurat rund / aber nach einem groͤſſern Circul außgehohlete metallene
Pfanne eingeſetzet / damit die Friction deſto geringer ſeyp. Aus dem Grund⸗Riß und Profil iſt ferner
zu erſehen / wie die Schauffeln f. vornen mit einem Rande erhaben werden / das Waſſer deſto beſſer an
ſich zu halten / und wie ſie nur durch ein klein Spatium von einander lepariret ſind / damit das Waſſer
zwiſchen durch ablauffen koͤnne / und ſich ober dem Rade nicht zu ſehr haͤuffe / und durch Verwirrung
der Bewegung hinderlich falle. Gegen der Welle zu aber ſind die Schauffel⸗Hoͤltzer hart an einan-
der / damit ſie an den Zapfen g. in der Welle h, nicht allein halten duͤrffen / womit ſie dem violen.
ten und ſchraͤgs⸗treibenden Waſſer nicht lange wuͤrden Widerſtand thun konnen. Ja zum Uberfluß


auf der Well aufzuliegen / und wider den Trieb zu ſtreben. Dieſes Müͤhlen⸗Rad nun mit ſeiner Welle /
welche oben den Lauffer traͤget und umdrehet / ruhet durch Huͤlffe der Schwelle m. auf Queer⸗Hoͤltzern n.
und dieſe auf vier Schrauben E. welche durch die Loͤcher k. umgetrieben werden / in die Unterſchwelle o.
mit Zapfen eingeſetzet ſind / welche einen umher außgedreheten Kerb haben / damit fie durch zwey Zwe-
cke / ſo bey i. durchgeſtochen werden / feſt gehalten / und doch an dem umdrehen nicht gehindert werden /
welches bey allen ſolchen Schrauben geſchiehet. 5

Das zweyte Capitel.
Vom Grund⸗Werck / Muͤhlrad / und Gerinne der gemeinen
Teutſchen Muͤhlen.
3 Tab. IV. und V.
0 7. dieſen beyden Tabellen zeige ich die gewoͤhnliche / aber doch in unterſchiedlichen Stücken ver-

beſſerte / mit einem Wort eine recht gute Conſtruction der Muͤhlen Grund⸗Wercke / Gerinne

an einem und dem andern Orte gelernet / weil es bekannt iſt / wie / ſonderlich unſere Teutſchen


machen / ihre beſondere Sprache haben / wodurch ſie die Dinge benennen / ſondern auch an allen Or-
ten damit ſehr varüren / um die Sache noch ſchwerer zu machen. Dieſes iſt ſonderlch bey den Muͤllern
ſehr Gebrauch / welche es auch manchmahl zu einer ſchlimmern Abſicht gebrauchen / wenn ſie dadurch
ihren Herren / die ſolche Sprache nicht verſtehen / deſto beſſer wegen der Gebaͤude einen blauen Dunſt
vor die Augen machen / daß ſie mehr daran bezahlen / als gemachet wird. Darum iſt am beſten / man
lerne nur die Sache wohl / wenn man hernach an einem Orte mit ſolchen Leuten zu thun hat / muͤſſen
3 ſagen / was vor Stuͤcke ſie durch ihre Woͤrter andeuten wollen / wenn ſie darum ge-

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