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Sturm, Leonhard Christoph
Vollständige Mühlen Baukunst: Darinnen werden I. Alle Grundreguln so zu der Praxi nöthig ... angewiesen; II. Die Vortheile, die man bey Anlegung der Wasserräder ... in acht nehmen muß, Auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht; III. Was insonderheit an Korn- Graupen- Papier- ... und Dreschmühlen zuverbessern, aufrichtig entdecket — Augspurg: Wolff, 1718 [VD18 11384972-ddd]

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https://doi.org/10.11588/diglit.62402#0040
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doch immer in das groſſe Getrieb eingreiffe / weil es allzeit im einem Cireul⸗Bogen um daſſelbe her be-
weget wird. Die Hebel oder Vectes koͤnnen gantz ümpel durch eine Welle mit dem Axe in Peritro.
chio aufgehoben werden / wenn die Welle uber den Enden der Hebel / das iſt uͤber C. lieget. Ich habe
aber / bloß zur Ubung der Lernenden / hier eine kuͤnſtlichere Compolition gemachet / da durch die kurtze
Welle F. beyde Hebel mit Ketten aufgezogen werden / welche um die Rollen G. gehen. Die Aufhebung
geſchiehet alſo: An der Welle F, iſt ein Stern⸗Rad H. befeſtiget / unter dem ein Getriebe I. lieget / welches
durch den Axem in Peritrocbio, oder das Ziehe⸗Rad K. (der mit demſelben an einer Spindel ſitzet /) be-
weget wird. Die Gewalt an dieſer Machine iſt / daß ein Centner Krafft an K. zwey Centner Laſt an
I. und folglich an H. ein Centner Krafft aber an H. drey Centner an der Welle F. hebet. Geſetzt nun
das Muͤhl⸗Rad und was daran iſt wiege vier und zwantzig Centner / ſo kan man es (die Fricklon nicht
mit eingerechnet) unmittelbar an den Hebeln bey C. mit zwoͤlff Centner / und alſo folglich an dem Zieh-
Rad K. mit zwey Centner Krafft heben. Weil aber wegen der vielen Rollen und der Compolition
der Machine ſelbſt viel Friction iſt / koͤnten drey Menſchen das heben gantz bequemlich verrichten.

Anhang /
Von Außtheilung der Kamm⸗Raͤder und Getriebe.

US bat des beruͤhmten Simon Stevins Sohn / ſehr ingenieuſe Arten beſchrieben / Kamm⸗Rab
[OJund Getriebe wohl in einander zu paſſen / und verdienet es die Sache wohl / daß man es ſo ge-
ou ſuche als moͤglich iſt. Aber alle ſeine Arten ſind ſo beſchaffen / wenn ſie nicht eben mit ſo

mathematiſcher Aceurateze außgearbeitet werden / welches doch ſich ſchwerlich thun laͤſſet / daß
denn dieſelbe aͤrger ſtocken / als gantz gemein ſchlecht außgearbeitete. Hier aber auf der XIV. Tab. wird
ein ſchon vielfaͤltig practicirter Modus gewieſen / der vollkommen gute Dienſte thut / und von jedem
geuͤbten Muͤller oder Zimmermann mit dem Hobel leicht kan gemachet werden. Denn auf der Schnitz-

Banck gearbeitete Kaͤmme und Staͤbeſſind nichts als eitel Sauerey. So iſt nun in der 1. Fig. ein Stück
von einem Getriebe vorgeſtellet / welches in ein Stuͤck von einem Stern⸗Rad / und auf der andern Seite
in ein Stuck von einem Kamm⸗Rad eingreiffet.

Da iſt nun aus der Mechanica insgemein ſchon bekannt / daß Kamm⸗Rad und Getriebe muͤſſen
auf Circuln außgetheilet werden / die einander anruͤhren / und deren Radi die Verhaltnuß gegen einan-
der haben als die Zahl der Kaͤmme und Staͤbe / daher die Theilung beyderſeits als ab. und od. einan-
der gleich ſeyn muß. Dieſe Theilung nun / welche wenigſtens viertehalb / hoͤchſtens fuͤnff Zoll halten
muß in hoͤlternen Machinen / wird wieder in ſieben gleiche Theile getheilet und um ein gar weniges rin-
ger als vier Theil bekommt der Stab des Getriebes und ein gar weniges ringer als drey Theil der
Kamm des Kamm⸗ oder Stern⸗Rades zur Dicke / ſo viel muß man nemlich nur ringer nehmen / als
recht außerleſen drocken Holtz / welches im Abnehmen des Mondes im Winter gehauen worden / in der

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Feucht quellen kan. Die Stabe der Getriebe muͤſſen recht accurat rund gemachet werden. Die Kaͤm⸗
me der Stern⸗Raͤder aber werden uͤber den Theilungs⸗Circul nach ſeiner halben und innerhalb den Thei-
lungs⸗Circul ſeiner gantzen Dicke hoch / der Kamm des Kamm⸗Rades hingegen bekoͤmmt ſowohl in-
ner⸗ als auſſerhalb des Theilung⸗Circuls eine halbe Dicke. Die Ruͤndung wird aus c. als Centro von
d. und aus d. als Centro von o. gezogen. Das Getriebe muß allzeit anderes und haͤrteres Holtz als
das Kamm⸗Rad bekommen. Solcher geſtalt werden die Kamm Rader und Getriebe zur Verwun-
derung ſtille in einander wircken / und ſehr lange dauren. '

Tab. XV.

Bißher iſt von guter Einrichtung der unterſchlaͤgtigen Raͤder zu den Muͤhlen gehandelt worden /
das iſt denjenigen / da das Gerinne und der Grund des zuflieſſenden Waſſers niedriger iſt als das Rad
ſelbſt. Nun iſt noch uͤberig / daß wir auch von oberſchlaͤgtigen Muͤhlen handeln / da der Grund des
Gerinnes hoͤher lieget als das Rad iſt. An dieſen iſt nun die gemeine Verbeſſerung / daß Sack⸗Naͤder /
ſtatt der vorher beſchriebenen Schauffel⸗Rader gemachet werden / deren gemeine Conſtruction hier
in der untern / eine viel beſſere aber in der obern Figur vorgeſtellet wird. Es werden aber allezeit der in-
nerſte und der aͤuſſerſte Circul der beyden Wangen / die einen biß fuͤnff Viertel Fuß breit ſeyn mögen /
von einem Ort in viel gleiche Theile eingetheilet / ſo daß einer der aͤuſſern Theile ungefehr einen
Fuß außtraͤget. Hernach werden Linien gezogen von dem oberſten erſten / zu dem unterten dritten oder
vierten Punct / wenn das Waſſer uͤber das Rad hinfallen ſoll / wie in der untern Figur, oder von dem
unterſten erſten zu dem oberſten dritten oder vierten Pun et / und hernach von Punct zu Punct in der
Ordnung fort. Auf dieſe Linien werden hernach die Schauffeln eingeſetzet. Darnach wird der untere
Rand dicht verſchlagen / daß kein Waſſer durch die Schauffeln durchfallen kan / wobey man fleißig
darauf zu ſehen hat / daß dieſer Boden der Schauffeln ſo feſt ſey / daß er von der Gewalt des Waſſers
nicht leicht durchbreche / und halte ich da die Conſtruction der obern Figur vor die ſicherſte.

Bey dieſen Raͤdern koͤmmt es nun darauf an / daß kein Waſſer vorbey falle / welches nicht ſo lange
mit treiben helffe als es ſeyn kan / und daß es auch ſo ſchnell als moͤglich auf das Rad einſchieſſe. Zu
ſolchem Ende / werden hoffentlich nun hier vorgeſtellete zweyerley inventiones nach Wunſche dienen.

Bey der untern kigur wird das Waſſer unter Wegens aufgeſammlet in einem mit einer Schutze
B. verſehenen Halter A. und von da noch ein Gerinne recht nach der Rundung des Rades unten
hin gemachet. So bald man nun eine Parthey Waſſer da geſammlet / kan man das Schu Bren

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