Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sturm, Leonhard Christoph
Vollständige Mühlen Baukunst: Darinnen werden I. Alle Grundreguln so zu der Praxi nöthig ... angewiesen; II. Die Vortheile, die man bey Anlegung der Wasserräder ... in acht nehmen muß, Auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht; III. Was insonderheit an Korn- Graupen- Papier- ... und Dreschmühlen zuverbessern, aufrichtig entdecket — Augspurg: Wolff, 1718 [VD18 11384972-ddd]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62402#0039
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5 SGA
„ e OR g—@%«‘
. @, ß 5

derbahre Machine mit dem Axi in Peritrochio. In der 1 85 E. ſind auch umher Loͤcher einge
darein man einen Sperr⸗Hacken einwerffen / und damit das Werck aufhalten kan / daß es ſch eme 15
a Die beyde Wellen an der Seite mit den Stern⸗Raͤdern C. und Kamm⸗Raͤdern L liegen
auf Kloͤtzern k. welche in Canaͤlen / welche in die Schwelle GH. eingehauen ſind / durch bloſſe Hebel hin
und wieder geſchoben werden. Da wird erhalten / daß wenn ein Gang ſoll ſtehen bleiben / und der an-
dere allein gehen / man jenen abruͤckenkan daß das Stern⸗Rad O nicht mehr in das Getriebe b. ein-
greiffe. Uber dieſes ſoll es weiter das leiſten / daß / wenn das mittlere Werck erhoben worden (da ſich
denn nothwendig das Getriebe B. von den beyden Stern⸗Raͤdern außloͤſet) man dieſe nachruͤcken koͤn⸗
ne / damit ſie wieder eingreifen / und alſo auch bey hoͤhern Waſſer ihre Dienſte thun koͤnnen. Aber das
præſtiren dieſe Muͤhlen in der That nicht / welches ſie doch vornemlich preſtiren ſolten / wie bey Erklaͤ⸗
rung der folgenden zwey Tabelien klaͤrlich wird demonſtriret werden. 5 n
Dieſem Fehler aber Fönte an diefen fehr Foftbahr erbaueten Muͤhlen mit geringen Koſten abge-
holffen werden / wenn man beyde neben liegende Wellen ſo einrichtete / daß ſie zugleich mit der Welle
A. durch eben die Welle E. aufgezogen wuͤrden / und duͤrffte an der Machine weiter keine Aenderung ge-
machet werden / als daß die Getriebe an den Muͤhlſteinen hoͤher als ſonſt gemachet wuͤrden. Wie die
Aufhebung vermittelſt der Rolle l. und der Kette K, geſchehen Fönne / zeiget der Riß deutlich. Die
Abruͤckung aber / wenn ein Gang ſtille ſtehen ſoll / kan auf zweyerley Weiſe geſchehen; wenn nemlich in
den Rahmen mars. vorgedachter maſſen ein Canal eingehauen und darein ein Klotz verſetzet wird /
der die Welle traͤget. Denn man kan entweder an der Seite durch den Rahmen in den Klotz eine
Schraube gehen laſſen / (in dem Staͤnder o p. aber ſo weit durchhauen laſſen / daß die Schraube
durchgehen / und mit dem Rahm ungehindert in die Hoͤhe gezogen werden koͤnne.) Oder man kan unter
den Klotz ein gezaͤhnet Eiſen legen / und es durch ein Getriebe wit einem Handgriff fort treiben. Weil
aber die Laſt in die Hoͤhe zu ziehen faſt noch eines ſo ſchwer wird / muß nicht nur die Welle E. wohl ver-
ſtaͤrcket / ſondern auch ein Rad mit der Schraube ohne Ende daran geleget werden / durch welche ein eini-
ger Menſch ohne Muͤhe die gantze Machine heben wird. Alſo koͤnte man dadurch erhalten / daß die
Muͤhle gleich gut immer fort gehen konte / wenn ſchon das Waſſer uͤber ſeine mittlere Hoͤhe 3. Fuß ſtie-
ge oder fiele / welches ein gar ſchaͤtzbarer Vortheil iſt / ſonderlich wo ſich viel zu maalen / und doch ſpar-
ſam Waſſer findet / welches bey den meiſten Muͤhlen eine bekannte Klage iſt.

Tab. XI.

Mit dieſer Figur wird vorgeſtellet / wenn die vorgedachte Maͤrckiſche Conſtruction gerücket wird /
wie ſie nicht mehr in einander greiffen und fort arbeiten koͤnnen. Da iſt nun die ordinare Situation der
Räder durch die punctirte Circul angezeiget. Wenn nun die mittlere Welle A. mit dem groſſen Ge-
triebe B. in die Hoͤhe gezogen wird / muͤſſen beyde Neben⸗Wellen naͤher gegen einander geſchoben wer-
den / damit die Stern⸗Raͤder C. wiederum in das groſſe Getriebe B. eingreiffen / da iſt denn klar / weil
die Getriebe E. nicht mit fortruͤcken koͤnnen / daß die Kamm⸗Räder D, nicht mehr eingreiffen und trei-
ben koͤnnen / weil der Raum zwiſchen den Kaͤmmen ſchraͤgs auf die Staͤbe des Getriebes fallen / und
alſo zu enge werden / denſelben zwiſchen ſich zu faſſen / wie auch die Kaͤmms gegen die Staͤbe einen ſehr
ſchraͤgen und folgends untuͤchtigen Trieb haͤtten. 5 .

Tab. XII.

Geſetzt nun / daß man dieſem Mangel dadurch abhelffen wolte / wenn man die beyden Neben-
Wellen alſo anordnete / daß ſie an den Enden unter dem Getriebe F, ſich nur in einer Spindel drehe-
ten / und alſo an dem Getriebe ſtehen blieben / hingegen mit dem andern Ende nur fortgeſchoben wurden
nach einem Circul⸗Bogen / ſo griffen zwar die Kamm⸗Raͤder D. immerfort in die Getriebe E. recht ein /
hingegen koͤnten nun die Stern⸗Raͤder C. nicht mehr wegen ihrer ſchiefen Situation in das groſſe Ge-
triebe B. eingreiffen. Kein anderer Modus aber kan mehr außgedacht werden / die Zuſammenruͤckung
zu thun. Derowegen iſt unwiderſprechlich demonltriret / daß die Maͤrckiſche Art verbeſſerter Muhlen
das vornehmſte nicht praltire / was ſie doch præſtiren ſolte; und darum der Erfinder der nicht einmahl
ein wahrer Erfinder / ſondern nur ein Imitator iſt) recht Koͤniglich iſt beſchencket und angeſehen wor-

den. Sic mundus vult decipi.
Tab. XIII. und XIV.

Eine andere Art von Stell⸗Wercken wird hier in Grund⸗Riß und Auf⸗Niß vorgeſtellet / welche
ich an einem in Schleſien gemachten Modell beachtet / da es an eine Korn⸗Muͤhle pplieixet war / dahin
ſich dieſe Machine am wenigſten ſchicket. Hingegen habe ich gemercket / daß ſie beſſer bey Saͤge⸗Muͤh⸗
ien und dergleichen zu gebrauchen ſtehe. Es beſtehet aber (die Sache mit gar wenigen anzudeuten)
darinnen / daß das Muͤhl⸗Rad mit ſeiner Welle beyderſeits auf gleich groſſen Vectibus und gleich weit
von der Vectium oder Hebel Hypomochlio, oder Ruhe-Punct lieget / welcher Ruhe⸗Punct mit dem
Centro des Kamm⸗Rads oder Getriebes uͤberein kommt / welches die Muͤhle treibet / zum Exempel in
vorhabenden Riſſen / iſt ein groß Getriebe A. welches einen oder zwey Saͤg⸗Rahmen treibet / deſſen
Centrum in B. iſt. Mit eben diefem Centro ſtehen in einer Linie die Ruhe, Puncten der beyden Ve.
Ctium oder Hebel B C. auf deren Mitte D. die Muͤhl⸗Welle ſammt dem Muͤhl⸗Rad und dem Stern-
Rad E. lieget / welches beſagtes groſſe Getriebe umdrehet / da iſt nun klar / wenn die Hebel bey C. in
die Hoͤhe gehoben werden / daß das Muͤhl⸗Rad halb ſo hoch 8. Hoͤhe komme / und ſein —
 
Annotationen