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Sybel, Ludwig von
Frühchristliche Kunst: Leitfaden ihrer Entwicklung — München, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.17925#0014
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Erste Epoche. Bis Hadrian.

Nur Tiefbau kam in Frage, Gruftbau. Anfangs be-
statteten die Christen ihre Toten in der jeweiligen Landes-
art, benutzten unbedenklich die herkömmlichen Einzel- oder
Familiengräber jüdischer _ oder heidnischer Anlage; von
Leichenverbrennung sahen sie ab. Zum Bau christlicher
Ruhestätten, Koimeterien, führte zu Rom das Aussterben
der ersten Christengeneration in der neronisch-flavischen
Zeit; er ging von der Grabkammer aus, die bis zuletzt
ihr vornehmster Bestandteil blieb (Chr. Ant. I 105); mit
den Kammern verbanden sich Gänge, die sich innerhalb der
Grenzen des Grundstücks halten mußten; hineinführten
seltener Stollen, meist Treppen. Hohe Wandnischen sollten
zum Einstellen von Sarkophagen dienen; das Billigere
wurde vorgezogen, Abmauern des Unterteils der Nische
zu marmorgedecktem Trog, das aus der Wand geschnittene
Bogengrab (Arkosol), das flach in die Wand geschnittene
Faehgrab (sog. Lokulus), vorn mit Ziegeln oder Marmortafeln
geschlossen; auch Senk- und Bankgräber kommen vor. — Die
Gruft der Aeilier an Via Salaria, frühester Keim des Coeme-
terium Priscillae, ist im ersten Zustand nicht erhalten. Die
sog. Flaviergalerie im Praedium Domitillae an Via Ardeatina,
hinter einem Vorbau aus gutem Ziegelwerk ein in den ab-
gestochenen Hang getriebener Stollen mit Nischen, erhielt
tiefer hinein Quergänge mit Fachgräbern; neben dem Ein-
gang wurden noch zwei Kammern ausgebrochen.

In Trajans Zeit entstand im Coem. Domitillae die Gruft
des Ampliatus, in Priscilla die sog. Cappella greca, Doppel-
kammer mit Bank- und Senkgräbern, im hintern Raum außer-
dem drei Nischen unter Halbkuppeln; im Coem. Praetextati
die irrig sog. Passionskrypta; von den Cryptae Lueinae ist
nur die Doppelkammer XY erhalten. — Unter Hadrian be-
gannen die Christen Neapels zwei wegen festeren Gesteins
gröfsere Grotten in Gebrauch zu nehmen.
 
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