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Sybel, Ludwig von
Frühchristliche Kunst: Leitfaden ihrer Entwicklung — München, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.17925#0016
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Erste Epoche. Bis Hadrian.

Decke gliedert sich wie das Kreuzgewölbe in Scheitelfeld,
Kappenfelder und Eckzwickel. Die Wände sind nach dem
Dreifeldersystem eingeteilt, mit Sockel und Oberwand, so-
weit nicht einschneidende Wandgräber das System störten.
Die gemalte Architektur wurde meist reduziert auf schlichte
Farblinien, wie es ähnlich bereits in Nebenräumen der
Häuser und in Kolumbarien geschehen war; an 'solche er-
innert auch das häufig flotte Hinhauen der Figuren und
die knappe Fassung.

Die gesamte christliche Antike trägt ein Gedanke, die
Seligkeit im himmlischen Paradiese; die Gruftmalerei schil-
dert den. Eingang der Verstorbenen in den Himmel, und
als Vorbedingung dazu ihre Erlösung aus dem Tod durch
den Soter Christus.

In der Flaviergalerie beobachtet man, wie die antike
Dekorationsmalerei sich zu christianisieren anfing. In ihrem
ersten Abschnitt verbreiten sich Beben mit traubenlesenden
Eroten; die andern befolgen das lineare System der Decken-
malerei, auch in ihnen schweben Putten. In den Lünetten
der Grabnischen stehen ländliche Szenen, an die Stucchi
aus der Farnesiria erinnernd; in den Wandfeldern dekorative
Figuren, darunter christlich deutbare, der Angler, vier
Horenköpfe als Vertreter der Jahresernten (Posen, Ähren,
Trauben, Oliven), für die Christen Sinnbilder der messia-
nischen Erfüllungszeit (Mk, 1, 15), in den Himmel über-
tragen Symbole der himmlischen Seligkeit. An Wandgräbern
sind die Verstorbenen dargestellt, teils beim Eintreten in
das Paradies ehrfürchtig innig den Herrn grüßend, zu-
gleich aber als aus dem Tod Erlöste in eigens geschaffenen
Typen aus Todesnot geretteter biblischer Heroen, Sinn-
bildern also der Erlösung aus dem Tod, des Noah in der
arca, des Daniel unter den Löwen (das sind die ersten Ad-
oranten), teils aber im Seligenmahl (hier sitzend),. mit den
 
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