NEAPEL
Neapel, 20. Februar
as ist ein anderes Klima, ein anderer Himmel, fast
eine andere Welt. Heute morgen, als wir uns
dem Hafen näherten, als der Raum sich weitete
und der Himmelsrand sich klärte, habe ich mit
einem Male nur noch Helle und Glanz gesehen.
Im Fernen türmten und streckten sich unter dem
Dunst, der das Meer bedeckte, seidige, wie Wolken
strahlende Berge. Das Meer rollte mit grossen,
■weissflutenden Wogen heran, und die Sonne, die ihren
Flammenstrom herabgoss, bildete einen Fluss geschmolzenen
Metalls bis zum Ufer.
Ich habe einen halben Tag auf der Villa-Reale ver-
bracht. Das ist ein mit Eichen und immergrünen Büschen
bestandener Spazierweg, der an der Küste entlang läuft.
Einige junge, vom Licht durchschienene Bäume öffnen
ihre kleinen zarten Blätter und entfalten schon ihre gelben
Blütenknospen. Bildsäulen, schöne, junge, nackte Männer
und eine Europa auf dem Stier biegen ihre weissen Marmor-
leiber zwischen dem leichten Grün der Pflanzen. Sonnen-
flecken breiteten sich über den Rasen, Kletterpflanzen
schlingen sich um die Säulen, hier und da glüht der heisse
Purpur junger Blumen und die zarten, samtnen Kelche