ROM
Rom, den 10. März
-- .ib man sich in Rom amüsiert, fragst Du. Amüsieren
Oist ein französisches Wort und hat nur in Paris
Sinn. Hier muss man, wenn man nicht aus
g diesem Lande stammt, lernen, es gibt keine
andere Möglichkeit. Ich verbringe täglich drei
oder vier Stunden vor Gemälden und Bildsäulen,
schreibe meine Eindrücke, so wie sie sind, auf der
-— Stelle nieder und schreibe nur, wenn ich wirklich
einen Eindruck habe. Suche hier weder eine vollständige Be-
schreibung noch einen Katalog, kaufe Dir vielmehr Murray,
Forster oder Valery, sie werden Dir alle Hinweise über
Kunst und Archäologie geben. Sie sind zwar sehr trocken,
aber das ist nicht ihr Fehler. Kann man denn mit auf
Papier gereihten Worten Farben und Formen sehen
machen? Das Beste sind die Stiche, vor allem die alten,
zum Beispiel die von Piranesi. Öffne Deine Mappen, be-
trachte diese grossen, viereckigen, von hohen Gebäuden
und Kuppeln umgebenen, staubigen, von Wagenspuren
zerfurchten Plätze, über die eine von Lakaien beladene
Karosse im Stil Ludwig XIV. dahinfährt, während Tauge-
nichtse sich herandrängen, um Almosen betteln, oder, an
eine Säule gelehnt, schlafen. Das spricht klarer als alle