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1. Friaul als deutsches Grenzland.

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Mittelalter — kaum deutsche Bauern oder deutsche Dörfer. Ihr Raum
ist das Gebiet, das noch nicht von anderen unter den Pflug genommen
ist. Noch der Patriarch Berthold (f 1251) zieht, um sein rauhes Berg-
land besser verwerten zu können, deutsche Bauern aus dem Pustertal
ins Land und siedelt sie im Tolmeiner Bezirk an. Seine Nachfolger
sorgen weiterhin für die Mehrung der Kolonisation, noch 1346 sind
diese „loeu tlmutonioa", die einem eigenen Richter unterstehen, nachzu-
weisen^. Doch bleibt die bäuerliche Siedlung im wesentlichen auf die ge-
birgigen Ränder Friauls beschränkt. Das Deutschtum gründet sich nicht
auf eine breite Bauernschicht, vielmehr auf den tonangebenden Adel.
Deutsch ist der Patriarchenhof, deutsch der Adel, deutsch ist auch
die hohe Geistlichkeit. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts gründet Patri-
arch Ulrich I. das Kloster Mosach (Moggio) im Fellatal nnd besetzt es
mit Mönchen aus St. Gallen^. Angehörige deutscher Geschlechter
besteigen die Stühle der untergebenen Bistümer, deutsche Domherren
sitzen in den Kapiteln. Auch für die Städte sind uns deutsche Benen-
nungen bezeugt: Aglei, Sibidat, Weiden und Glemaun. Doch erhalten
oftmals Ortschaften „in der Sprache von Völkern einen besonderen
Namen, ohne daß die Angehörigen des betreffenden Volkes den größe-
ren oder auch nur erheblichen Teil ihrer ständigen Bewohner bilden^ "
Der Name der Stadt allein sagt noch wenig aus, mehr schon die Namen
der Bewohner, die in den Urkunden begegnen. Allerdings ist auch da
noch zu bedenken, welch große Rolle die Mode bei der Namenswahl
spielt. Durchaus nicht alle, die sich oder ihre Kinder mit einem deut-
schen Namen schmücken, sind tatsächlich deutschen Stammes. Trotzdem
wirft eine Urkunde wie etwa die vorn Jahre 1191, in der sich Klerus
und Volk von Cividale verpflichten, zum Domban beizusteuern, ein
bezeichnendes Licht auf die völkisch-kulturellen Zustände in dieser
Städte Weitaus der größte Teil der Namen ist deutsch. Ohne Zweifel
kommt ein Teil auf Rechnung der Mode, indem Bürger dem Adel
nachstreben. Doch darf nicht vergessen werden, daß Friaul den Handel
zwischen Deutschland und Venedig vermittelt.
" Ebd. 417.
Liruti, blatirüs (lelle eos« cksl kriub V, lläine 1777, 221; Schneller
(Ämn. 55) 381.
°° Otto Stolz, Die Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der
Urkunden 1, München und Berlin 1927, 19; Galanti (Amu. 55) 236.
Die Urkunde ist gedruckt bei Pietro Silverio Leicht, 8tuckt s krumiuvuti,
1903, 78ff.; den Anfang s. a. De Ruüeis (Anm. 16) 628f. Diese Urkunde verdient
besonders beachtet zu werden, da sie im Gegensatz zu den meisten übrigen tatsächlich
Städter verzeichnet. Deutsche Namen in adeligen Familien sind so sehr in der
 
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