Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

I. Die Umwelt.

hin, daß es der rhätoromauischen und slawischen Hände genug im
Lande gegeben hat. Wenn einmal deutsche Bauern hinzugekommen
sind, so sind sie es im allgemeinen zu persönlichem Dienste und haben
sich bald der eingeborenen Bevölkerung eingefügt. Immerhin kann
v. Krones^ eine stattliche Anzahl von Ortschaften verzeichnen, deren
Namen er als unzweifelhaft deutschen Ursprungs ansprechen möchte.
Soweit es sich dabei um Burgen oder um kleine Weiler im engeren
Bezirke der Festen handelt, können dort auch wohl deutsche Hörige
gesessen haben. Freilich darf man deren Zahl auf keinen Fall über-
fchätzen. Anders ist es mit den noch heute in Nordfriaul gelegenen
drei Sprachinseln Bladen (Sappada), Zahre (Sauris) und Tischlwang
(Timau)^. Die jüngste Gründung von ihnen ist Tischlwang, dessen
Bewohner aus Kärnten stammen. Es sind Bergleute, und das früheste
Zeugnis über Bergbau in der neuen Heimat fällt in das Jahr 1470.
So mögen sie nicht viel früher eingewandert sein^. Bladen dagegen
wird schon 1296 erwähnt^, die Sprachinsel besteht aus 13 Weilern
mit den Ortsnamen Großdorf, Pichl, Mühlbach (Milpa), Brunnen
(Fontana), Ecker, Puicher, Kratten usw. Sie liegt an der alten Straße
Augsburg-Aquileja, die durch das Pustertal heraufzieht. Die Ein-
wohner sollen im 12. Jahrhundert — aus Villgraten kommend - den
Plöckenpaß überschritten haben. Zahre endlich scheint Rest einer ganz
alten deutschen Bevölkerung zu sein, die sich vermutlich einst weiter
noch ausgedehnt hat. Wie in Südtirol, so sitzen auch hier die deutschen
Kolonisten im Gebirge. Sie haben sich über die Wasserscheide vorge-
schoben in Gelände, die eines Südländers Fuß nicht gern betritt.
Sie erhalten ihre angestammte Art, da sie nicht losgelöster Vorposten,
sondern fester Bestandteil, Grenzer eines geschlossenen Siedlungsraumes
sind. In der Ebene, die seit alters angebant ist, treffen wir — auch im
(Anm. 25) 420.
Bergmann, Die deutsche Gemeinde Sappada nebst Sauris in der Pretura
Tolmezzo in Friaul. Wiener Jb. der Lit. 121 (1848) Anz.Bl. 17—50; der?., Topo-
graphie der VII und XIIIComuniiu den venet. Alpen, nebst 2 Kärtchen. ArchAG. 3
(1849) 225ff.; Schneller, Deutsche und Romanen in Südtirol und Venetien.
Petermanns Mitt. 23 (1877) 381; Siegmund Günther, Deutsche Sprachinseln
in Italien. Deutsche Erde 1 (1902) 38s.; Arturo Galanti, I leässvlli «ul vereinte
meriäionule äelle Xlpi, Roms, 1885, 17; lOOff.; neuerdings außerdem Anton
Dachler, Alte deutsche Siedlungen im nordöstlichen Italien. Z. f. österr. Volks-
kunde 23 (1917) 112 ff.
v. Krones (Anm. 25) 420. Nach Galanti (Anm. 55) 100 wllFriedrich von
Wangen, Bischof von Trient, sie 1216 ins Land gerufen haben.
v. Krones (Anm. 25) 420.
 
Annotationen