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4. Bei Hofe.

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zer^ nachweisen, daß Personennamen aus dem höfischen Epos in
Bayern erst recht spät erscheinen. Am häufigsten hat der Wigalois des
Wirnt von Grafenberg Pate gestanden, freilich erst vom 14. Jahrhundert
an. Dann folgen die Gestalten aus dem Werke Wolframs. Schon 1237
und 1243 begegnen ein KumsriäuZ und ein Osmribt (< Oubmuret),
1282 zuerst ein I'areevui. Osn-eiu und Nristuu tauchen erst 1334 bzw.
1337 auf. Zur Zeit, da Thomasin schreibt, dürften höchstens jene beiden
dgLmuret schon getauft gewesen sein. Noch ist also in Bayern das
höfische Epos, auch das Wolframs, nicht recht eingedrungen.
In Tirol^ sieht es nicht viel anders aus. Auch hier setzen sich die
Namen des bretonischen Kreises erst vom Ende des 13. Jahrhunderts
an durch. Nur ganz vereinzelt erscheint ein I'arxivM 1007(!) und wieder
von 1219 an. Iristnn kommt erst in Zusammenhang mit den Runkel-
steiner Fresken von 1308 vor. Vorher herrschen die Gestalten der ost-
gotischen Sage in der Namengebung nahezu unumschränkt, sie über-
wiegen auch weiterhin, v. Zahn^ endlich zeigt für die Steiermark,
daß hier gar nur einmal ein Tristan vorkommt, auch er erst verhältnis-
mäßig spät. Wie ganz anders steht es damit in Oberitalien! Im deut-
schen Südosten ist die Heldensage zu Hause, hier blüht auch die reiche
geistliche Literatur, zwei Gattungen, zu denen Thomasin kein Ver-
hältnis gewonnen hat. So wird er auch die Kenntnis der höfischen
Namen nicht den deutschen, sondern den romanischen Nachbarn ver-
danken.
Einen Erec, einen Jwein, einen Parzival, einen Cliges hat Chretien
von Troyes^ etwa 1160 bis 1190 geschrieben. Hierher kennen die
provenzalischen Troubadours die Namen Lreo, Ivan, karsuval, 6 al van,
Artus, Onlobrenun, Lniän^°. Hier finden sich Olftchs und Lugremor
(LeiZremor) le elesroo, hier findet sich auch Löräümör, die Mutter des
Den Namen Nristmi entlehnen die Provenzalen als ersten.
Schon nm die Mitte des 12. Jahrhunderts nennt ihn Bernart von
Ventadorn in dem Liede laut ni mon vor^, also noch vor den be-
E Philol. Studien. Festgabe für Ed. Sievers zum 1. Oktober 1896. Halle
1896,205ff. Mit Recht lehnt P. es ab, den Iwan, der in Freising 764— 784 erscheint,
auf den bretonischen Sagenhelden zu beziehen.
Zingerle, Germania 1 (1856) 290ff.
MittSteierm. 29 (1881) 3ff.
Voretzsch (Anm. 367) 287ff.
Birch-Hirschfeld (Anm. 399) 47ff.
vgl. die Nachweise bei Wendelin Foerster und Herrn. Breuer, Kristian
von Troyes, Wörterbuch zu seinen sämtlichen Werken (Roman. Bibl. 21). Halle 1914.
Bartsch, Grundr. (Anm. 359) 70, 44; C. A. F. Mahn, Die Werke der
 
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