Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
80

II. Thvmasiii von Aerclaere.

Bei der ersten Erwähnung kennzeichnet Thomasin sein welsches
Buch dahin, es habe gesagt von intern unä von vroureon . . . vio si
soläon loben, ob si nLob eron vollont streben (1170ff.). Diese ganz
allgemeine Angabe faßt er dann im folgenden genauer:
leb seit <Isr msn 6er nriims krskt
mit svdoeirem sinne trsZen sei,
sver Lne svbsnt rvil isden vvl (1176ff.).
Und nun gibt er einen Auszug oder, besser gesagt, eine erweiternde
Übersetzung jener älteren Arbeit. Zunächst beschreibt er äor minn
natura. Den Klugen macht sie klüger, den Toren törichter. Sie gleicht
einem Rosse, das gezähmt werden muß, dem Feuer, das nicht überLMt
gewinnen darf. Sonst macht sie den Weisen unklug und bringt Schande
über Seele, Leib, Ehre und Gut. Man soll mit Zuoton äinMn, nicht
mit Gewalt die vroutvo zur staoto führen (1201 ff.). Durch Auot bmnäo-
lnnM, nicht durch Zauber oder Kauf erhält man sich ihre Minne; denn
Minne ist nicht eigen, sondern frei (1243ff.).
Usn sol mit triuvs triuvs xeiii,
mit liebe sei man liebe vsru,
msn sol mit stsete stsetskeit
vestsn unä <lis vsrbeit.
8ver mit xüb vvsent mseben znot
cksr übel, <lsn triuxt sie mnot (1283ff.).
Daran schließt sich sehr gut die umgekehrte Mahnung an,
nikt enlrer sinn mnot clsr sn
clsr er sd xreobs sim vibe ir xnot (1331 ff.).
Dazwischen steht ein Einschub, in dem näher ausgeführt wird, daß man-
cher Mann, der weder bereit ist, um seiner Ehre willen, noch auf dem
Kreuzzuge (äurob Zot) sein Leben zu wagen, über seine Verhältnisse
finanzielle Opfer bringt, nur nm sich die Liebe eines Weibes zu erhalten,
das sich von ihm wenden will. Besser wäre es, er spende einer Armen
(1285), dafür würde ihm Gottes Lohn. Überhaupt sei es besser, mit
mm armon vvibo Zuot als mit oim ilobn uvZuoton vnp zu leben. Das
ist eine Abschweifung, die schwerlich dem welschen Buch schon angehört
haben kann. Hier spricht der Prediger und Tugendlehrer, nicht der
Dichter, der Minneregeln gibt. Auch das Bild vom Kauf eines Rosses,
dem man nicht nach dem Zaum, sondern nach Schenkel und Fuß schaue
(1310ff.), paßt eher in eine Eheberatung als in eine Minnelehre. Es
ist Thomasin zugeflossen aus Seneca, wo es in freilich etwas anderem
Zusammenhang steht^l

d Rückert zur Stelle (S. 637). Seneca, Lp. 41 K 6; 47 K 16.
 
Annotationen