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6. Die neue Aufgabe.

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muß er erleben, daß gerade das Land, dem er soviel verdankt, zugleich
die Heimat verabscheuungswürdigen Irrtums geworden ist. Er hat
mit angesehen, wie religiöse Gleichgültigkeit Auflehnung gegen Papst
und Geistlichkeit, diese wieder Ketzerei gebiert (11269ff.), wie iriuvve
uncl vmrlmit von Ketzern aus der Provence (2471 f.), von Heiden und
veruogierten Christen ans Spanien vertrieben worden sind, wie selbst
ein Graf dadurch seine Grafschaft verlieren mußte (3416f.). Doch hat
er für die beklagenswerten Geschicke des unglücklichen Landes kein
Wort der Trauer oder des Mitleids. Im Gegenteil, er rechtfertigt den
Beschluß des Konzils: wer seinem höchsten Herrn, dem er seine
Herrschaft verdankt, wer Gott uibt vollen vil, der schändet sich selbst,
der verdient nicht, daß sein lcnebt ihm gehorche. Er hat es verwirkt,
eins luuäes berre zu sein (6243—6280). Wie Jnnocenz III?^ ist
auch Thomasin der Meinung, daß der weltliche Herr dem geistlichen
Gericht zu helfen habe, um das Land von Ketzern zu reinigen (12624ff.;
12647ff.; 12691). Sonst setzt er sich der Exkommunikation aus,
werden seine Vasallen des Lehnseides entbunden und wird sein Land
den Katholiken zur Eroberung und Reinigung überantwortet.
Thomasin steht auf der Seite des Papstes. Er billigt sein Verhalten;
denn ihn hat nns Gott zum meister gegeben, der ribteu solcle unser
leben (11091 ff.). Er ist nächst Gott das Haupt der Christenheit. Aber
wir folgen ihm nicht. Deshalb ist in der Provence die Ketzerei auf-
gebrochen, deshalb hat sie sich nach Oberitalien ausdehnen können,
wo vor allem die Neilnnuere im Unglauben vorangehen (2489). Zu
ihnen fliehen nach einem Worte Jnnocenz' die aus anderen Teilen der
Welt Vertriebenen wie in einen Pfuhl des Irrtums^. In Deutsch-
land findet die Lehre der Katharer weniger Anklangs. Am Nieder-
und Mittelrhein treten einzelne auf, nach Österreichs" dringen sie aus
der Lombardei vor. Thomasin begrüßt es mit rückhaltloser Zustimmung,
daß Leopold VI. mit unmenschlicher Strenge gegen sie einschreitet
(12 683 ff.).
Der Weg von der Lombardei nach Österreich führt durch Friaul.
In der Tat steht auch im Sprengel des Patriarchen nicht alles zum
Besten. Treviso ist seit langem gegen den Papst aufsässig. Die Bürger

v. 13. H 3 X. ckeUusrotivis (V7) 6reZ. veeret; Hefele (Amn. 198) V? 881.
XII. Kal. Xovembris 1212 Iimov. Lg. XV 189, Migne 216, 710ff. Noch
1235 muß sich der Erzbischof gegen Laien wenden, die sich das Predigtamt anmaßen.
14. X. 6« Iraeretieis (V 7) Orez. Vevrst.
Hauck (Anm. 161) IV° 888ff.
1207 Iwwo. Lp. X 52, Migne 215, 1144 X.

Teske, Thomasin.
 
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