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II. Thomasin von Zerclaere.

wandelbaren, göttlichen Gesetzes, ist die lex aotorna. Die müM ist als
lax naturalis, als ordnende Norm innerhalb der irdischen vivitas Vai,
der Gemeinschaft der Frommen hienieden, ihre Schwester, das Recht
endlich ist als ans der ewigen Ordnung, der lox aetorim, fließende lex
tomporalis in der realen irdischen eivitns pormixtn, iln christlichen Staat,
ebenfalls an Gott, an seine Schöpfung und an seinen Willen Und Auf-
trag gebunden. Alle drei Begriffe stehen in engem Zusammenhang
mit Gott und miteinander. Alle drei zeigen das doppelte Gesicht als
Ordnung und als Tugend. Alle drei bilden einen festen Bestandteil
des christlichen Weltbildes.
Eine etwas andere Stelle weist Thomasin der inilto an, von der-
er im zehnten Buche spricht, clin milte ist gar cles rolitos kint (13580)^.
Sie ist eine der Tugenden, welche für die soziale Gemeinschaft der
Menschen die Grundlage bilden. Schon Cicero schließt an die iustitia,
in gua virtutis est Spion dar maximus, als zweite die benokioeulia, an,
gnam nun Man bouiguitatom vol lidoralitatom appollari lioot?^. Bei
Wilhelm von Conches ist die lidoralitas neben der sovoritas, der Strenge
in der Bekämpfung des Unrechts, eine der von der iustitia abhängigen
Tugenden^. Jnr übrigen ist auch in diesem letzten Buch des Welschen
Gastes Manches an philosophischem Gedankengut verarbeitet. Wilhelm
von Conches hat au manchen Stellen eingewirM", Senecas Schrift
über die Wohltaten, Ciceros Pflichteulehre klingen mehrfach an. Aber
auch bei den Kirchenvätern begegnen verwandte oder dieselben Ge-
danken. Endlich ist wilto ja noch eine vor allem ritterliche und höfische
Tugend. Der Kaplan Andreas verlangt sie von dem Werbenden^,
Scholaren und Sänger preisen ihretwegen Fürsten und Herren. Auch
der Weltmann Heinrich von Aue ist der milte ein glioüiu Von
dem Helden der mhd. Novelle Rittertrene heißt es gar:
rs rittsrsvksU stürmt »I sm munt,
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vertet vol Um rvei teiN°°.
ebenso 14126. otl. 1 7 8 20.
"b3 Holmberg (Annr. 403) 13ff. Ehrismann, ZDA. 56 (1919) 142. Ebenso
ist es bei Augustin und bei Thomas von Aquino, der sich dabei auf Aristoteles beruft.
Dittrich (Amu. 788) U 224 bzw. IH 125.
Bgl. die Nachweise in Rückerts Anmerkungen. Auch manchen Gedanken
Ciceros oder Senecas dürste Wilhelm vermittelt haben, der ja beide reichlich aus-
geschrieben hat.
cke umors I 2; I 4; I 6 6; 1 6 V I; U 3, Trösel (Anm. 488) S. 8f.; 64f.;
106; 246.
8s» Der Arme Heinrich von Hartmann von Aue, hg. Erich Gierach. Heidel-
berg 1913, Vers 66; s. a. Wechßler, Kulturprvblem (Anm. 340) 42f. u. ö.
Rittertreue, hg. Herbert Thoma. Heidelberg 1923, Vers 37ff.
 
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