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Soldatenbilder. T79

Ein frühes Zeugnifs dafür liefert die grofse colorierte Feder-
zeichnung des Reiters in der Albertina vom Jahre 1498. Das Pferd
ift noch ziemlich unvollkommen und entfpricht vielfach dem des hei-
ligen Euftachius auf dem Kupferftiche, zu dem es auch als Studium
gedient zu haben fcheint. Als Dürer dann fpäter Figur und Rüftung
des Reiters zu dem berühmten Stiche von 1513, genannt »Ritter, Tod
und Teufel«, benützte, fchrieb er auf die fleifsig ausgeführte Zeich-
nung die Worte: »Das ift die Rüftung zu der Zeit in Deutfchland ge-
wefen«. In diefer Zeit flach Dürer auch die Gruppe von fünf Lands-
knechten und einem Türken '). Die Behandlung des Stiches ift noch
ziemlich fpitz und mager, die Zeichnung der Figuren aber bereits fo
vorzüglich, dafs wir es hier kaum mit einer felbftändigen Arbeit Durers
zu thun haben. Das forgfältig vorbedachte, pathetifche Auftreten
diefer Figuren widerfpricht dem ebenfo, wie die gediegene Durch-
bildung derfelben, und führt uns weit eher auf Wolgemut oder einen
anderen Meifter von deffen Schule zurück. Von einem folchen, wenn
auch untergeordneteren, findet fich in dem noch mehrfach erwähnten
Handfchriftenbande Hartmann Schedels in München2) ein Kupfer nach
einer Gruppe von drei Landsknechten mit Fahne und Hellebarden. Der
Stecher diefes unbezeichneten Blattes vergleicht fich in feiner trockenen
und dünnen Stichelführung dem Meifter M. Z. und den früheften Ar-
beiten Dürers. Es fcheint diefelbe Hand, welche mit dem Mono-
gramme P. W. ebenfalls zwei folche Landsknechte im Zwiegefpräch
gefertigt hat»). Eine frühe Originalarbeit Dürers ift wohl der etwas
ungeftüm bewegte Fahnenträger4). Das Andreaskreuz des Vliefs-
ordens auf der Fahne, fo wie es Maximilian I. als Herzog von
Burgund zu führen pflegte, deutet unmittelbar auf den Reichskrieg
von i499 hin. Um diefelbe Zeit fällt auch noch die Entftehung des
kleinen Stiches: St. Georg zu Fufs vor dem erlegten Drachen5). An
ihm ift insbefondere die ritterliche Rüftung mit dem Burgunderhelm
zu feinen Füfsen ungemein liebevoll ausgeführt.

Der Kriegszug nach der Schweiz gab einmal dem gehobenen
Selbftbewufstfein der Nürnberger Bürgerfchaft eine willkommene Nah-
rung. Ihr treffliches, fchmuckes Aufgebot mit dem feingebildeten
Führer flach vortheilhaft ab von den übrigen Zuzügen der Reichs-
truppen. Nur diefen und zumeift den übelbeleumdeten Schwaben,
den Urhebern der Fehde, mochte man die Mifserfolge des Krieges
Schuld geb.en; an der Rühmlichkeit der eigenen Theilnahme, daran

1) Bartfeh 88. 1 4] Bartfeh 87.

2) Codex lat. 716. Fol. 328. 5) Bartfeh 53.

3) Bartfeh, P. G. VI, 310, Nr. 3.
 
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