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XI. Der zweite Aufenthalt in Venedig.
lafleten und die ihm auch in die Ferne gefolgt find, von der Ueber-
rafchung und Beklommenheit gegenüber den fremden Verhältniffen.
Dem Freunde, der ihm die Mittel zur Reife vorgefchoffen zu haben
fcheint, bezeugt er wiederholt feine Dankbarkeit und feine innige
Hingebung. So fchreibt er am 7. Februar. »Ich gebe dem auch keinen
Glauben, dafs Ihr mir zürnet, denn ich halte Euch nicht anders, als
für einen Vater '). Ich wollte, dafs Ihr hier zu Venedig wäret! Es
find fo viele artige Gefellen unter den Wälfchen, die ficht je länger
je mehr zu mir gefellen, dafs es einem wohl um's Herz fein möchte;
vernünftige Gelehrte, gute Lautenfchläger und Pfeifer, Kenner in der
Malerei und Leute von viel edler Gefinnung und rechter Tugend, und
fie erweifen mir viel Ehr' und Freundfchaft. Dagegen find ihrer auch
die Untreueften, verlogene diebifche Böfewichter, von denen ich nicht
geglaubt hätte, dafs sie auf dem Erdreich lebten. Und wenn's einer
nicht wüfste, fo dächte er, es wären die artigften Leute, die es auf
dem Erdreich giebt. Ich für mein Theil mufs immer über fie lachen,
wenn fie mit mir reden. Sie wiffen, dafs man diefe ihre Bosheit kennt,
aber fie fragen nichts darnach. Ich habe viele gute Freunde unter den
Wälfchen, die mich warnen, dafs ich mit ihren Malern ja nicht effe
und trinke. Auch find mir ihrer viele Feind« etc.
Dafür plagt ihn Pirkheimer mit der Beforgung zahlreicher kleiner
Aufträge nicht blofs auf griechifche Bücher und Papier und perfifche
Teppiche, auch auf Glaswaaren, Kranichfedern auf den Hut zu flecken
— »Narrenfederle« wie Dürer meint — und vorzüglich auf Edelfteine
und Schmuck aller Art. Die Berichte über diefe Ankäufe nehmen
den meiften Raum in diefen Briefen ein. Ich bin fo glücklich, diefer
erften Gruppe noch einen Brief anzureihen, der — wenn er auch
wenig Neues enthält— hier als eine Probe von Dürers,Briefftil folgen
mag. Dürer fürchtet nämlich, dafs der vierte Brief vom 8. März, den er
mit einem Saphirring abgefchickt hatte, verloren gegangen fei und
wiederholt daher manches fchon früher Berichtete. Der neue Brief
fällt hinter den fechften der bisher bekannten.
1) Ueber das einzige, brüderliche Ein- ! bertns facilis est, hnmanus, officiosus et
vernehmen, welches damals bereits Zwi-
lchen den beiden Freunden beftand, fchreibt
Chr. Scheurl in feinem gleichzeitigen Li-
bellus de laud. Germ, die fchmeichelhaf-
tert "Worte: »Quemadmodum autem illis
priscis pictoribus quEedam comitas (sicut
omnibus, vere literatis) inerat: ita hie Al-
totus probus; quare etiam a summis viris
magnopere diligitur, et imprimis a Vilibaldo
Pirchamero perinde ac frater unice ama-
tur: viro grace et latine vehementer eru-
dito, optimo oratore, optimo senatore, op-
timo imperatore«.
XI. Der zweite Aufenthalt in Venedig.
lafleten und die ihm auch in die Ferne gefolgt find, von der Ueber-
rafchung und Beklommenheit gegenüber den fremden Verhältniffen.
Dem Freunde, der ihm die Mittel zur Reife vorgefchoffen zu haben
fcheint, bezeugt er wiederholt feine Dankbarkeit und feine innige
Hingebung. So fchreibt er am 7. Februar. »Ich gebe dem auch keinen
Glauben, dafs Ihr mir zürnet, denn ich halte Euch nicht anders, als
für einen Vater '). Ich wollte, dafs Ihr hier zu Venedig wäret! Es
find fo viele artige Gefellen unter den Wälfchen, die ficht je länger
je mehr zu mir gefellen, dafs es einem wohl um's Herz fein möchte;
vernünftige Gelehrte, gute Lautenfchläger und Pfeifer, Kenner in der
Malerei und Leute von viel edler Gefinnung und rechter Tugend, und
fie erweifen mir viel Ehr' und Freundfchaft. Dagegen find ihrer auch
die Untreueften, verlogene diebifche Böfewichter, von denen ich nicht
geglaubt hätte, dafs sie auf dem Erdreich lebten. Und wenn's einer
nicht wüfste, fo dächte er, es wären die artigften Leute, die es auf
dem Erdreich giebt. Ich für mein Theil mufs immer über fie lachen,
wenn fie mit mir reden. Sie wiffen, dafs man diefe ihre Bosheit kennt,
aber fie fragen nichts darnach. Ich habe viele gute Freunde unter den
Wälfchen, die mich warnen, dafs ich mit ihren Malern ja nicht effe
und trinke. Auch find mir ihrer viele Feind« etc.
Dafür plagt ihn Pirkheimer mit der Beforgung zahlreicher kleiner
Aufträge nicht blofs auf griechifche Bücher und Papier und perfifche
Teppiche, auch auf Glaswaaren, Kranichfedern auf den Hut zu flecken
— »Narrenfederle« wie Dürer meint — und vorzüglich auf Edelfteine
und Schmuck aller Art. Die Berichte über diefe Ankäufe nehmen
den meiften Raum in diefen Briefen ein. Ich bin fo glücklich, diefer
erften Gruppe noch einen Brief anzureihen, der — wenn er auch
wenig Neues enthält— hier als eine Probe von Dürers,Briefftil folgen
mag. Dürer fürchtet nämlich, dafs der vierte Brief vom 8. März, den er
mit einem Saphirring abgefchickt hatte, verloren gegangen fei und
wiederholt daher manches fchon früher Berichtete. Der neue Brief
fällt hinter den fechften der bisher bekannten.
1) Ueber das einzige, brüderliche Ein- ! bertns facilis est, hnmanus, officiosus et
vernehmen, welches damals bereits Zwi-
lchen den beiden Freunden beftand, fchreibt
Chr. Scheurl in feinem gleichzeitigen Li-
bellus de laud. Germ, die fchmeichelhaf-
tert "Worte: »Quemadmodum autem illis
priscis pictoribus quEedam comitas (sicut
omnibus, vere literatis) inerat: ita hie Al-
totus probus; quare etiam a summis viris
magnopere diligitur, et imprimis a Vilibaldo
Pirchamero perinde ac frater unice ama-
tur: viro grace et latine vehementer eru-
dito, optimo oratore, optimo senatore, op-
timo imperatore«.