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Neu aufgefundener Brief.

279

Dürer an Wilibald Pirkheimer.

Venedig, 25. April 1506.
»Meinen willigen dienfl zuvor lieber her. Mich wundert, dz Ir mir nit fchreibl,
wy ewch der faffirring gefall, den ewch der Hans Imhoff gefchikt halt beim Schon-
pottn ') von Awgspurg. Ich weis nit, ob er ewch worden ifl oder nit. Ich pin
peym Hans Imhoff2) gewefl, hab in geforfcht; fagt er, er mein nit anderfl er fol
ewch dan worden fein. Awch ifl ein priff dopei, den ich ewch gefchriben hab,
und ift der fthein in ein verfigelte püxle gemacht und hat eben die grofs als er
hir gezeichnett (folgt die Zeichnung eines Ringes) und hab in mit grofsen pit zu
wegn gepracht, wan er ift lawter und nett, und dy gefellen fagen, er fey fall gut
vür dz gelt, dz ich dafür geben. Er wiegt ungefer 5 fl. reinfch und hab dorfür
geben 18 dugaten und 4 marzell; und wen er verlorn wurd, fo wurd ich halb
unfinig. Wan er ift fchir 2moll fo vill gefchetzt worden, als ich dorfür geben
hab. Man wolt mir awch von fchtund an gewin geben, da ich in kawft het.
Dorum lieber Her Pyrkeymer fagt dem Hans Imhoff3) dz er den pottn forfch,
wo er mit dem priff und püxle hin kumen fey, und der pott ift vom jungen Hans
Imhoff gefchikt worden am elften dag Marzy. Hi mit feind Gott befolhen und
laft ewch mein mutter befolhen fein; fprecht dz fy mein prüder zu Wolgemut dw,
awff dz er erbett und nit erfawll4). Alzeitt ewer dyner. Left nach dem fynn,
ich hab eilentz itz woll 7 pryff zw fchreiben — ein leill gefchriben. Mir ift leid
vür hern Lorentz, grüfst in und Steffn Paumgartner5). Geben zw Fenedig im
1506. jar am fanct Marx dag.

Albrecht Dürer.

Schreibt mir palt wider, wan ich hab dy weill kein rw. Andres Kunhofer'»)
ift thottlich krank, itz ift mir pottshaft kum«7).

1) Ein Bote des Namens Schon oder Schön.

2) Der jüngere des Namens, geb. 1488,
geft. 1526 und feit 1515 PirkheimersSchwie-
gerfohn. Er war demnach alfo ficher da-
mals auch in Venedig.

3) Der Aeltere des Namens und Vater
des zuvor genannten; damals an der Spitze
des Haufes in Nürnberg.

4) Es ift fein jüngfter Bruders Hans.
Vergl. oben S. 38, u. Dürers Briefe 11,32
mit Anmerk.

5) Aus der Patrizierfamilie; ein naher
Freund Dürers und Stifter des Paumgärt-
ner'fchen Altares; Siehe oben S. 136. Herr
Lorenz vermuthlich Dr. L. Behaim, früher
Haushofmeifter des Cardinais Borgia, nach-
maligen Papftes Alexander VI. Vergl. Dürers
Briefe 192.

6) Ein junger Nürnberger, vermuthlich
ein Handwerker, deffen Dürer wiederholt
gedenkt; ein endgiltiger Beweis, dafs die-
fer der im folgenden Briefe erwähnte An-
dreas fei, und nicht Dürers Bruder, wie

angenommen wurde.

7) Ich verdanke die Abfchrift diefes
bisher unbekannten Briefes meinem verehr-
ten Freunde William Mitchell in London,
der das Original in der Royal Society da-
felbft entdeckt hat. Es ift auf weifscm
Ankerpapier gefchrieben und trägt auf der
Rückfeite die gewohnte Adreffe: »Dem
erfamen weifen Her Wilbolt Pyrkeymer zw
Nürnberg meinem günftigen Herrn«; ferner
noch folgende Widmung: »Fürnehmer, in-
fonders vertrauter, lieber Freund Heinrich
Milich! Auf fein vielfaltiges anlangen
verehr ich Ihme hiemit diefen Brief von
Albrecht Dürer an meinen Uhranherrn
Wilibalt Pirkamer. Das wolle er defto
höher halten, weil ich dergleichen hohen
Perfonen zu geben verfagt habe, den ich
der nicht mehr als noch fechs beyhanden;
wollt auch denfelben defto lieber fein laf-
fen, weil er meines in Gott Ruhenden An-
herrn Hans Imhoff darin zum andermahl
gedenkt. Golt und Silber ift einem jeden
 
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