Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIII.

Der Künstler und der Mensch.

„dan einer itlichen muter gefeit ir kint wöl,
daraws kämmt, dafs vill moler machen,
daz inen geleich ift."

Dürer.

as Allerheiligenbild ift in jeder Beziehung
das werthvollfte Denkmal, welches fich noch
von Dürers Kunft erhalten hat. Es ift ein
Inbegriff feines Schaffens nach allen Rich-
tungen hin, eine Art Mikrokosmos, ein Ab-
glanz feines Geiftes, feftgehalten gerade in
dem Zeitpunkte, da feine Kraft auf ihrer
Höhe angelangt war. An kein anderes Werk
des Meifters liefse fich darum eine Ueber-
ficht über die Vielfeitigkeit feiner Production fo gefchickt anknüpfen,
wie an den Landauer'fchen Altar. Zugleich gilt es auch bei der
kritiklofen Ueberhäufung unferes Denkmälervorrathes feftzuftellen, wo
der Univerfalität Dürers als Künftlers und Menfchen ihre Grenzen
gefleckt find.

Zunächft und vor allem anderen war Dürer Maler. So hat er
fich ftets mit Bewufstfein felbft genannt. Das Allerheiligenbild ift denn
das Denkmal feiner vollendeten Meifterfchaft in der Technik der
Tafelmalerei; zugleich umfafst dasfelbe hervorragende Proben aus den
drei Hauptgebieten der Malerkunft übereinander angeordnet. Nach
den uns geläufigen drei äfthetifchen Kunftftufen erfcheint Dürer als
Lyriker in der herrlichen, weiten Uferlandfchaft, als Epiker in den Stifter-
bildniffen und Charakteren, als Dramatiker in der höchften Verherr-
lichung der heiligen Tragödie, welche er in ihren Höhen und Tiefen
erfchöpft hat. Endlich berichtet noch das Selbftbildnifs mit der ftolzen
Schrifttafel von dem bedeutfamen Hereinfpielen der Perfönlichkeit
Dürers in die grofse Aufgabe feines Lebens.

Aber auch als Architekten und Bildhauer lernten wir Dürer am
 
Annotationen