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Thieme, Paul
Bhāṣya zu vārttika 5 zu Pāṇini 1.1.9 und seine einheimischen Erklärer: ein Beitrag zur Geschichte und Würdigung der indischen grammatischen Scholastik — Berlin, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.39854#0025
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Bhasya zu varttika 5 zu Panim 1. 1. 9 uud seine einheimischen Erklärer. 187
Er gibt uns freilich nicht eine einfache Erklärung des Wort-
sinns, er paraphrasiert nur gelegentlich. Das Bhäsya ist ja in
leichtem Sanskrit abgefaßt, und es kommt verhältnismäßig selten
vor, daß wir Wendungen oder Ausdrücke nicht verstehen. Eine
einfache Übersetzung der Worte bereitet kaum eine Schwierigkeit.
Diese beginnt erst später: Nachdem wir den Wortsinn (artha) ver-
standen haben, müssen wir uns die Meinung (bhäva) klar machen,
die Motivierungen der Argumente und Behauptungen, die im Bhäsya
kurz und nackt hingesetzt sind. Bei diesem Versuch, das Skelett
des Textes mit Leben zu erfüllen, hilft uns Kaiyata mit seinen
Deutungen.
Ich habe bereits in den Fußnoten zu meiner Übersetzung alle
die Bemerkungen Kaiyata’s aufgeführt, die ich für richtig halte,
und auch meine eigenen Hinzufügungen durchweg auf ihn ge-
gründet. Der Beweis der Richtigkeit wird durch die Tatsache
geliefert, daß nur unter der Voraussetzung dieser Motivierungen
das Bhäsya einen konsistenten Sinn hat: Nur wenn r und l ver-
schiedene Artikulationsstellen haben, braucht das värtt. 5 zu 1.1. 9
gelehrt zu werden; nur wenn aus 6. 1. 101 der Ausdruck dirghah
in den värtt. fortgilt, und nur wenn f allein der ‘lange’ ‘nächst-
benachbarte’ Vokal zu r + l ist, hat das Argument 1 des Opponens,
nur wenn sich ohne värtt. 5 zu 1. 1. 9 als Substitut für dadhi +
Ikärah etwas Falsches nach värtt. 2 zu 6. 1. 101 ergibt, hat das
Argument 2 des Defensors einen Sinn usw.
Aber auch Kaiyata hat nicht darauf verzichtet, Deutungen in
seinen Kommentar aufzunehmen, die wir teils ablehnen, teils als
nicht notwendigerweise richtig dahingestellt bleiben lassen müssen.
1) Der Äcärya (1. Antwort) sagt, daß er ausdrücklich lehren
will, daß ein a, i oder u ais Substitut für l von l gefolgt ist. Wir
erhalten z. B. für upa + Ikäriyati zunächst: up + guna + käriyati (Pan.
6. 1. 92); guna meint a, e oder o (Pän. 1. 1. 2); als zu wählender
Vokal ergibt sich a als dem a+l ‘nächstbenachbart’ (Pän. 1. 1. 50):
up + a + käriyati; und schließlich soll resultieren: upalkäriyati.
Patanjali löst jedoch das Versprechen des Acärya nicht ein, wie
er auch nicht den Namen lac' für *r und *1 tatsächlich lehrt. Sein
Bhäsya hat eben nur die Aufgabe zu diskutieren, was im Text
der Grammatik hinzugefugt oder geändert werden sollte und was
nicht: die resultierenden Lehrsätze sind nicht formuliert. Es bleibt
Spätem überlassen, die Folgerungen zu ziehen. Bezüglich *r und
*1 einigt man sich denn, wie wir noch sehen werden, sie in den
SS. aufzuführen, als das kürzeste und beste Mittel zu erreichen,
daß sie ac heißen.
 
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