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Thieme, Paul
Bhāṣya zu vārttika 5 zu Pāṇini 1.1.9 und seine einheimischen Erklärer: ein Beitrag zur Geschichte und Würdigung der indischen grammatischen Scholastik — Berlin, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.39854#0035
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Bhasya zu varttika 5 zu Panini 1. 1. 9 und seine einheimischen Erklärer. 197
nünftigen Einwand1) irgendwo ausdrücklich vorgebracht hat. Daß
er bestand, ergibt sich ans Näg.’s Bemerkung zu värtt. 5 zu 1. 1. 9
(Bhasya I): llcärasabdo devatäväcUy ehe. „Einige [sagen], das Wort
dkära’ bezeichne eine Gottheit“. Das kann nur als eine Antwort
auf einen derartigen Einwand verstanden werden.
Da der Dlksita *r und *1 nicht ‘ac’ nennt, kann er sie auch
nicht ‘lang’ heißen. So sagt er: „Zn beiden värtt. muß [ausdrücklich]
gelehrt werden, daß es sich [bei diesen Lauten] um je eine Laut-
doppelheit handelt, die zwei Moren beträgt (aber nicht ‘lang’ heißt,
da die Lautdoppelheit nicht den Namen ‘ac’ trägt). Die erste
Lautdoppelheit (*r) hat zwei konsonantische r in der Mitte. Diese
machen eine Mora aus. Auf jeder Seite [dieses rr] ist eine Vokal-
partikel. Diese macht eine weitere Mora aus (ä+rr + ä). Die
zweite Lautdoppelheit (*l) hat zwei konsonantische l in der Mitte.
Alles weitere wie im ersten Fall.“
Der aufmerksame Leser wird noch eine weitere Konsequenz
beobachten. Da der Dlksita *r und *1 nicht als ‘ac’ ansieht, läßt
er keinen Sandhi eintreten und sagt: savarne r, savarye l. Gewiß,
auch Kätyäyana sagt rti *r..., Ui *1... Dies kann man jedoch, auch
wenn r und l *ac’ heißen, nämlich mit 6. 1. 127, rechtfertigen.
Schließlich braucht Bhattoji nicht anzugeben, daß *r und *1
‘halbverschlossen’ sind. Diese Angabe ist ja nur notwendig, wenn
man zeigen will, daß sie zwar gewönlichem r und l nicht ‘gleich-
läufig’, jedoch ihnen ‘nächstbenachbarte’ ‘lange’ Laute sind.
Die Praudhamanoramä verteidigt die Beschreibung von *r und
*1 als ‘zweimorige Lautdoppelheiten’: yat tu präcä vyähhyätam
dirghe präpte hrasva rhära Ikäras ca vidhiyata iti tad Bhäsyci-Kai-
yatädivirodhad upelzsyam. „Was jedoch der ‘Frühere’ erklärt hat:
‘[In den värtt. rti ... r vä etc.] wird der ‘kurze’ r- und l-Vokal ge-
lehrt in einem Fall, wo ein ‘langer’ Vokal sich ergeben würde’,
das ist nicht zu beachten, da es im Widerspruch zum Bhasya und
zu Kaiyata usw. steht.“
Der ‘Frühere’, der so fälschlich *r und *1 als ‘kurze’ Laute
auffaßt und — offenbar vom Schriftbild verführt — sie mit ge-
wöhnlichem r und l identifiziert, ist Vitthala, der Kommentator
der Prakriyäkaumudl (siehe Prakr. Kaum. p. 67). Er steht mit seinem
Irrtum allein in der gesamten panineischen Literatur, die zwar
überwiegend *r und *l in der Schrift mit r und l wiedergibt,
sich jedoch über die besondere Natur dieser Laute mindestens seit
Patanjali völlig einig ist.

1) Den wir ja auch für die Käsika voraussetzten, oben S. 186.
 
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