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Thieme, Paul [VerfasserIn]
Der Fremdling im Ṛgveda: eine Studie über die Bedeutung der Worte ari, arya, aryaman und ārya — Leipzig, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.40195#0158
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144

4. Kapitel: aryaman

Als Schutzgottheit in weiterem Sinn erscheint Aryaman
vor allem im AV. außer Verbindung mit seiner ursprüng-
lichen Stellung als Schützer der Gastlichkeit. In Zauber-
sprüchen wird er schließlich zu Zwecken mißbraucht, die
mit seinem eigentlichen Charakter nichts zu schaffen haben
(oben 124f.). Schutzgottheit schlechthin ist auch der Airya-
man des Jungawesta (oben 126ff.).
Sten Konow, Die Inder S. 23, hat vermutet, daß Aryaman
vielleicht „die mystische Potenz des Ehepaktes, des Ver-
trages zwischen Mann und Erau“ repräsentiere. Daß die
hier vorgetragene Deutung der Gesamtheit der Tatsachen
gerechter wird, ist mir nicht zweifelhaft. Alle Einzelheiten1)
fügen sich leicht zusammen und bestätigen sich gegenseitig
aufs schlagendste. Zwar ein Gott ohne Mythologie, die ihm
seinem Wesen nach auch gar nicht zukommt, zwar ein Gott,
der der Phantasie der Dichter wenig Spielraum lassen und
Anregung geben konnte, aber doch eine lebensnahe, anschau-
liche Gestalt steht er vor uns. Mitnichten ist es „unverkenn-
bar, daß Aryaman schon dem RV. ganz fremd geworden
ist“ (Hillebrandt, a. a. 0., S. 87 Anm. 3). Er spielt eine
sehr wichtige Rolle, wenn nicht beim „Burgenzertrümmern“
und in den feierlichen Zeremonien des hohen Kultus, so
doch im heimischen Leben. Untergeordnet ist er in dieser
Hinsicht nur Bhaga, dem Gott des Wohlstandes, dessen
Wichtigkeit der RV. ahnen läßt, wenn er von häuslichen
Dingen spricht, und die iranischen Sprachen erweisen, inso-
fern sie seinen Kamen zum Wort für „Gott“ machen. Von
den Dichtern wird er gern neben den großen Göttern Mitra
und Varuna genannt. Offenbar folgen sie da nicht einer
alten, bereits sinnlos gewordenen Gewohnheit, sondern dem
Bedürfnis, den Gott besonders zu erheben, in dessen Schutz
sie als fahrende Sänger stehen. Zu der Sonne hat er nur
sehr lockere Beziehungen (oben 129). Er ist ein Gott „genau
derselben Art wie Mitra und Varuna, eine Widerspiegelung
der Verhältnisse in der alten arischen Gesellschaft“ (Konow
a. a. 0.).
1) Unklar bleibt mir nur die Qualifikation visitastupa AV. 6. 60. 1.
 
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