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worden" nennen kann, ist mir nicht recht verständlich,
kann ich Nichts in dem Blatte entdecken.
Von Raphaels Stil und Formcngcbung
19. Der Apollo aus der Schule von Athen. — P. 165. B. 334. (Copie: B. 335.)
Angeblich nach einer Zeichnung Raphaels. Der Gott, in der Linken die Cither, die Rechte
auf einen Baumstumpf, um den sich eine Schlange windet, und auf dem das von der linken
Schulter im Rücken herabfallende Gewand aufliegt, gestemmt, stützt den rechten Fuss auf einen
Stein und schaut halb nach links. Nachdem schon Hermann Grimm (Leb. Raph. S. 286) ein
antikes Vorbild vermuthet hatte, wies Pulszky (a. a. O. S. 36) auf die Gemme Lorenzos di Medici
mit der Darstellung des Apollo und Marsyas hin (abgeb. Mus. Flor. I, LXV, 9. Müller-Wieseler:
D. d. K. II, XIV, 151), die im XVI. Jahrhundert in Bronzenachgüssen verbreitet gewesen
und von Raphael auch in den Loggienstuccos verwendet worden sei. Ist auch eine gewisse
Verwandtschaft zwischen den beiden Werken nicht abzuleugnen, so zeigen sie doch auch wesent-
liche Verschiedenheiten. Ich möchte das Vorbild Raphaels lieber in einem den Apollo in Stellung,
wie Gewandung fast ganz gleich darstellenden geschnittenen Steine in Florenz erkennen (Mus.
Flor. I, LXV, 5 aus dem Mus. Bonaparte), nur der Dreifuss ist in den offenbar der vaticanischen
Statue nachgebildeten Stamm mit der Schlange verwandelt worden.
20. Herkules. — P. 169. B. 256.
Er stützt mit der Rechten die Keule auf den Boden und trägt über den linken Arm gehängt das
Löwenfell. — Der kleine Stich giebt modernisirt einen alten Herculestypus wieder, den wir im
Codex Pighianus (Jahn N. 3. — abgeb. Beger spicilegium 154), sowie bei Montfaucon (ant. ex.
I, 1, CXXIX) vertreten finden. Aehnlich ist auch die bei de Cavalleriis (I, 61) abgebildete Statue.
21. Die zwei Satyrn und das Weib. — P. 183. B. 305.
In einer Landschaft ist ein Satyr im Begriffe, eine Frau zu schlagen, welche ein anderer nach
rechts gewandter auf seinem Rücken trägt und an beiden Armen festhält. Das Motiv, sowie
die Stellungen der Figuren stimmen in auffallender Weise mit einer Scene überein, die sich auf
einem von Giov. Bat. Franco zuerst gestochenen bacchischen Sarkophagrelief mit dem Triumphzug
des Dionysos und der Ariadne findet (B. 45). Dieselbe Darstellung kehrt vereinzelt auf einem
von Guattani (mon. ined. April 1786 T. 11) publicirten Relief, welches damals im Besitze des
Sammlers Jenkins war, wieder. Allerdings sind auf den Antiken die beiden aggressiven Personen
Faune und der Getragene ein Satyr, gleichwohl muss man an eine Abhängigkeit des Stiches von
dem zuerst erwähnten Relief glauben, da die Eigenthümlichkeit der Idee eine zufällige Aehnlich-
keit unwahrscheinlich macht. Gerade hier ist uns also ein interessanter Einblick in das Vorgehen
eines Renaissancekünstlers gestattet, der, indem er den antiken Gedanken beibehielt und nur den
Character der Figuren vertauschte und Weniges veränderte, ein anscheinend neues Werk schuf.
22. BaccJiische Scene. — P. 186. B. 306.
Angeblich nach einer Zeichnung Raphaels. Die Composition, die rechts den auf einem Fasse
sitzenden Silen und einen vor einer Kufe knieenden Mann, im Mittelgrunde eine mit einem Frucht-
korbe auf dem Kopfe nach links schreitende Frau und links zwei einen Korb tragende Knaben
zeigt, ist im Ganzen modern erfunden. Nur die weibliche Gestalt, die sich ähnlich häufig auf
bacchischen Reliefs findet, bewahrt eine Reminiscenz an die Antike.
23. Der Triumph der Galathea. — P. 192. B. 350.
Nach dem Fresko Raphaels in der Farnesina. Direkt benutzte antike Vorbilder kann ich weder für
die Göttin selbst, noch für ihre Begleitung, auch nicht auf den von Springer (Raph. u. Mich. S. 510,
Anm. 39 zu S. 264.) angeführten Reliefs bei Bartoli (Admiranda, Taf. 32) und Miliin (gal. myth.
406) finden. Ganz im Allgemeinen nur kehren hier, wie auf vielen anderen Reliefs (vergl.
Clarac: Mus. de scul. 224. 206. 207. 208) die auf Seekentauren sitzenden Nereiden wieder. Gleich-
wohl veranlasst eine in Dresden befindliche Zeichnung des lacopo di Barbari 'abgeb. Ephrussi:
worden" nennen kann, ist mir nicht recht verständlich,
kann ich Nichts in dem Blatte entdecken.
Von Raphaels Stil und Formcngcbung
19. Der Apollo aus der Schule von Athen. — P. 165. B. 334. (Copie: B. 335.)
Angeblich nach einer Zeichnung Raphaels. Der Gott, in der Linken die Cither, die Rechte
auf einen Baumstumpf, um den sich eine Schlange windet, und auf dem das von der linken
Schulter im Rücken herabfallende Gewand aufliegt, gestemmt, stützt den rechten Fuss auf einen
Stein und schaut halb nach links. Nachdem schon Hermann Grimm (Leb. Raph. S. 286) ein
antikes Vorbild vermuthet hatte, wies Pulszky (a. a. O. S. 36) auf die Gemme Lorenzos di Medici
mit der Darstellung des Apollo und Marsyas hin (abgeb. Mus. Flor. I, LXV, 9. Müller-Wieseler:
D. d. K. II, XIV, 151), die im XVI. Jahrhundert in Bronzenachgüssen verbreitet gewesen
und von Raphael auch in den Loggienstuccos verwendet worden sei. Ist auch eine gewisse
Verwandtschaft zwischen den beiden Werken nicht abzuleugnen, so zeigen sie doch auch wesent-
liche Verschiedenheiten. Ich möchte das Vorbild Raphaels lieber in einem den Apollo in Stellung,
wie Gewandung fast ganz gleich darstellenden geschnittenen Steine in Florenz erkennen (Mus.
Flor. I, LXV, 5 aus dem Mus. Bonaparte), nur der Dreifuss ist in den offenbar der vaticanischen
Statue nachgebildeten Stamm mit der Schlange verwandelt worden.
20. Herkules. — P. 169. B. 256.
Er stützt mit der Rechten die Keule auf den Boden und trägt über den linken Arm gehängt das
Löwenfell. — Der kleine Stich giebt modernisirt einen alten Herculestypus wieder, den wir im
Codex Pighianus (Jahn N. 3. — abgeb. Beger spicilegium 154), sowie bei Montfaucon (ant. ex.
I, 1, CXXIX) vertreten finden. Aehnlich ist auch die bei de Cavalleriis (I, 61) abgebildete Statue.
21. Die zwei Satyrn und das Weib. — P. 183. B. 305.
In einer Landschaft ist ein Satyr im Begriffe, eine Frau zu schlagen, welche ein anderer nach
rechts gewandter auf seinem Rücken trägt und an beiden Armen festhält. Das Motiv, sowie
die Stellungen der Figuren stimmen in auffallender Weise mit einer Scene überein, die sich auf
einem von Giov. Bat. Franco zuerst gestochenen bacchischen Sarkophagrelief mit dem Triumphzug
des Dionysos und der Ariadne findet (B. 45). Dieselbe Darstellung kehrt vereinzelt auf einem
von Guattani (mon. ined. April 1786 T. 11) publicirten Relief, welches damals im Besitze des
Sammlers Jenkins war, wieder. Allerdings sind auf den Antiken die beiden aggressiven Personen
Faune und der Getragene ein Satyr, gleichwohl muss man an eine Abhängigkeit des Stiches von
dem zuerst erwähnten Relief glauben, da die Eigenthümlichkeit der Idee eine zufällige Aehnlich-
keit unwahrscheinlich macht. Gerade hier ist uns also ein interessanter Einblick in das Vorgehen
eines Renaissancekünstlers gestattet, der, indem er den antiken Gedanken beibehielt und nur den
Character der Figuren vertauschte und Weniges veränderte, ein anscheinend neues Werk schuf.
22. BaccJiische Scene. — P. 186. B. 306.
Angeblich nach einer Zeichnung Raphaels. Die Composition, die rechts den auf einem Fasse
sitzenden Silen und einen vor einer Kufe knieenden Mann, im Mittelgrunde eine mit einem Frucht-
korbe auf dem Kopfe nach links schreitende Frau und links zwei einen Korb tragende Knaben
zeigt, ist im Ganzen modern erfunden. Nur die weibliche Gestalt, die sich ähnlich häufig auf
bacchischen Reliefs findet, bewahrt eine Reminiscenz an die Antike.
23. Der Triumph der Galathea. — P. 192. B. 350.
Nach dem Fresko Raphaels in der Farnesina. Direkt benutzte antike Vorbilder kann ich weder für
die Göttin selbst, noch für ihre Begleitung, auch nicht auf den von Springer (Raph. u. Mich. S. 510,
Anm. 39 zu S. 264.) angeführten Reliefs bei Bartoli (Admiranda, Taf. 32) und Miliin (gal. myth.
406) finden. Ganz im Allgemeinen nur kehren hier, wie auf vielen anderen Reliefs (vergl.
Clarac: Mus. de scul. 224. 206. 207. 208) die auf Seekentauren sitzenden Nereiden wieder. Gleich-
wohl veranlasst eine in Dresden befindliche Zeichnung des lacopo di Barbari 'abgeb. Ephrussi: