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Not. biogr. sur J. d. B. 1876), welche die Gruppe des die Nymphe umschlingenden Seekentauren
und daneben den von Raphael mehr in den Hintergrund verlegten blasenden, jugendlichen Triton
ganz ähnlich wiedergiebt, an ein von beiden Künstlern gemeinsam benutztes Vorbild zu denken.
Ueber die Möglichkeit, dass die beiden Fresken der Farnesina: Polyphem und Galathea zu-
sammengehörig und der Idee nach auf eine alte Polyphemdarstellung zurückgehen, siehe w. u. N. 58.

24. Bacchus und Ariadne. — P. 193. B. 484.

(Eine Wiederholung, aber nicht Copie von Agostino P. 51. B. 485.) Die früher von Bartsch
Angelique et Medor genannte Composition, die Passavant Bacchus und Ariadne, oder besser
noch Venus und Adonis zu benennen vorschlug, stammt aus den die Venusmythen be-
handelnden Fresken des Giulio Romano in der Villa Palatina. Eine Rötheizeichnung, die viel-
leicht Agostino als Vorlage für seinen Stich diente und ein Cartonstück mit dem Kopfe der
Venus befinden sich in der Albertina ausgestellt. Zwischen den Knieen des jugendlichen be-
kränzten, sitzenden Gottes liegt in zusammengezogener Stellung mit gekrümmten Beinen die
zu ihm aufschauende und die Rechte ausstreckende Frau, deren Kinn und linke Brust er leise
fasst. Die Landschaft zeigt Gebüsch und Wasser im Hintergrunde. Die anmuthige Gruppe, so
moderne Auffassung und frei künstlerisches Gepräge sie auch trägt, hat doch in der Antike ihre
Vorgänger und mag durch Darstellungen des liebenden Zusammenseins von Bacchus und Ariadne,
wie sie uns ein Relief im Vatican zeigt, angeregt sein. Bei aller Verschiedenheit der Haltung
lässt sich doch ein gemeinsamer Grundton der Stimmung nicht verkennen.

25. Venus durch einen Dorn verletzt. — P. 288. B. 321 Copie.

(Copie von Marco Dente B. 321. Vergl. M. Thausing: M. Dente, Archiv f. z. K. XV, S. 155.)
Nach Raphaels Fresko im Badezimmer des Cardinais Bibbiena. Venus sitzt nackt nach rechts
gewandt auf einer mit ihrem Gewände bedeckten Erhöhung vor einer Baumgruppe. Sie hat das
linke Bein in die Höhe gezogen und müht sich mit beiden Händen ab, einen Dorn aus der Sohle
des Fusses zu entfernen. Rechts sitzt ein Hase. Offenbar hat dem Künstler hier das Motiv des
Dornausziehers vorgeschwebt, das er in anmuthiger Weise auf eine Venus übertrug. Ob er dabei
an die in griechischen Quellen (Tzetze zu Lykophron V, 831. Eudocia viol. I, 24. Choric. de
rosa p. 132 sq. ed. Boiss. — Vergl. auch Natalis Comes mythol. p. 522, ed. Lugd. 1605) vor-
kommende Sage, „dass Venus beim Umherirren nach dem Tode des Adonis sich einen Rosen-
dorn in den Fuss getreten und mit ihren Blutstropfen die weissen Rosen in rothe verwandelt
habe", gedacht hat, ist schwer zu entscheiden. Förster macht in seinen jüngst erschienenen
Farnesina-Studien (S. 91), anlässlich des wahrscheinlich von B. Peruzzi stammenden Freskos:
Venus und Adonis, auf dem gleichfalls das Motiv des Dornausziehens verwerthet ist, auf jene
Erzählung aufmerksam. — Man vergleiche ferner den dasselbe Sujet behandelnden Stich eines
anonymen Meisters v. J. 1532 in Paris (bei Landon 347), sowie das Blatt des Meisters mit dem
Würfel B. 16.

26. Die Parftimbüclise für Franz I. — P. 278. B. 489.

Angeblich nach einer Zeichnung Raphaels (Copien bei Bartsch: A und B). Es ist dies der
Profumiere, den Vasari (Vite IX, S. 275) als Werk des Agostino Veneziano anführt. Zwei auf
dreiseitiger, mit Widderköpfen geschmückter Basis stehende und sich an den Händen fassende
Frauen halten mit den anderen Händen einen mit Salamandern und Lilien verzierten, rundbogig
geschlossenen Aufsatz auf ihren mit Tüchern bedeckten Köpfen. Wie die dritte Seite gedacht
war, ist nicht recht ersichtlich, es müsste denn eine ganz isolirte, dritte Gestalt angenommen wer-
den. Die Idee der Composition mag gleichwohl auf die antiken, dreigestalteten Chariten- und
Hekatebilder zurückgehen, die wir häufig als Schmuck von Pfeilern, Stämmen oder Hermen finden
(vergl. Gerh. Ant. Bildw. CVII, 31, 32, 33. Arch. Epigr. Mitth. aus Oesterrcich IV, p. 145 ff.
Taf. III—VII.) Eine Nachbildung des Profumiere zeigt der obere Theil eines Kandelabers, der
auf einem zu einer Suite von vier Stichen gehörigen Blatte Enea Vicos (B. 491) abgebildet ist
und nach diesem von Sandrart, der ihn wahrscheinlich irrthümlicher Weise für ein antikes Werk
ansah, reproducirt wurde (T. A. II, I. S. 65 als Schlussvignette).


 
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