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Thomae, Walter
Das Proportionenwesen in der Geschichte der gotischen Baukunst und die Frage der Triangulation — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Band 13: Heidelberg: Verlag von Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.65298#0011
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V

Vorwort.
Oie Beobachtung, daß in den Bauzeichnungen des gotischen Mittelalters
hie und da einkonstruierte gleichseitige Dreiecke zu finden sind, hat eine Reihe
von kunstgelehrten des l9. Jahrhunderts veranlaßt, diese Figur zu einem
gotischen Entwurfsprinzip zu erheben. Georg Oehio, der hochverdiente Be-
arbeiter der kirchlichen Baukunst des Abendlandes, hat diese Theorie am bestimm-
testen vertreten in seinem Luche: Untersuchungen über das gleichseitige Dreieck
als Norm gotischer Bauproportionen, 1894. Er hat sie sogar in einem zweiten
Buche von 1895 auf die klassische Baukunst ausgedehnt, viele sind ihm gefolgt,
andere haben der seinigen ähnliche Theorien zur Leite gestellt, wie Orach und
Mässet (alle Urten Dreiecke), hasak und Thiersch (Richtungslinien, Ähnlichkeiten
von Figuren usw.),- aber Dehios Darstellung ist immer noch diejenige geblieben,
welche die meiste geschichtliche Wahrscheinlichkeit für sich hatte, da sie sich immer
noch an das anlehnte, was aus gotischer Zeit selbst an Zeichnungen und Holz-
schnitten überliefert ist (Mailänder Baüakten, Lesarianos Vitruv usw.). Es hat
nicht an kritischen Erwiderungen gefehlt (z. 8. von Uuer im Repertorium für
Kunstwissenschaft, 1896), aber es fehlte noch immer an einer radikalen Unter-
suchung und Kritik der Triangulation in den literarisch-graphischen Ouellen des
Mittelalters, unabhängig von der spekulativen Phantasie. Eine solche kritische
Untersuchung, wie sie hier geboten werden soll, gibt der Triangulation, soweit
sie wirklich zur Unwendung kam, überhaupt erst einen Platz in der Geschichte
der Architektur.
Herr Prof. Earl Neumann hat aus nunmehr schon altem Unteil an mir
mich beraten und die Drucklegung dieser Urbeit ermöglicht, indem er sie in die
Heidelberger kunstgeschichtlichen Abhandlungen ausgenommen hat. Ich spreche
ihm an dieser Stelle meinen wärmsten Dank aus.
Jena, am 1. Oktober 1931.
vr. Walter Thomae.
 
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