Bekleidet ist die Figur mit glattem, gegürtetem Unterkleid, das mit einer
Halsborte und dem bewußten Brustlatz geziert ist. Der Rock fällt fast glatt
herab. Auf den Schultern liegt der Mantel, dessen beide Enden lose aufge-
nommen, über den Leib geführt und an der linken Hüfte festgehalten werden.
Dabei ist dafür gesorgt, daß der an und für sich schematisch gegebene Körper
in seiner Hauptgliederung freigelegt wird. Über die Gürtung der Körper-
mitte, den Knick des rechten Ellenbogens werden wir unterrichtet, den Lauf
des viel zu tief sitzenden rechten Unterschenkels deutet ein schmaler Grat
zwischen zwei Rillen an.
Die Gewandanlage ist klar und organisch durchgegliedert. Durch die Hoch-
führung der Mantelzipfel entstehen zwei Komplexe von Sackungen, in kon-
zentrischen Zügen legen sich bei beiden die Stoffalten untereinander und bre-
chen scharf in trapezförmigen Bildungen, die einen dreieckigen, geblähten
Sporn nach unten ausschicken. Durch Daumendrücke werden die Ecken
etwas abgeschliffen. Ein beutelartiger Umschlag rahmt des Kindes Füßchen,
von seinem Angelpunkt schwingt der Mantelsaum in großen Kurven aus. Die
Stauung über dem rechten Fuß der Madonna bildet in scharfen Knicken ein
Dach. Die Ärmel sind am Handgelenk weich umgeschlagen und schieben sich
zu engen, schmalen Falten, hier und da mit Zweipaßbildung, zusammen.
In ihrer scharfbrüchigen Gewandbehandlung und dem Wechsel von Keilbil-
dungen und weichen Kurven steht die Madonna, dem Zeitstil des Denkmals
des Dieter von Isenburg203) nahe, doch rückt eine gewisse ruhige Breite und
Schwere sie schon in die Nähe der Madonnen vom Ende des Jahrhunderts204).
T.35b,3Ö,37 Von diesem Frühwerk führt ein gerader Weg zu einer Mutter Gottes, die sich
in der katholischen Kirche zu Eltville an dem westlichen der beiden süd-
lichen Mittelschiffpfeiler befindet205). Die Stellung auf der diesmal von zwei
Engeln gehaltenen Mondsichel, die Unterstützung des Kindes durch die vor-
geschobene Hüfte, die Anordnung des Gewandes in Doppelgehängen samt
dem rahmenden Umschlag unter den gekreuzten Füßen des Kindes und dem
schwingenden Mantelsaum mit der schmalen Haarnadelfalte schließen die
Figur unmittelbar an die Aschaffenburgerin an.
In allen Einzelheiten ist sie weit reicher ausgeführt. Das glatte Leibchen mit
dem Brustschild wird vorne durch eine zierliche Nestel geschlossen. Auf der
prächtigen Bordüre des Mantels sind in plastischer Arbeit die Apostel unter
Baldachinen und eine bewegte Akanthusranke ausgeführt.
Aus der sanften Eiform des Kopfes fallen auch hier weder Backenknochen
noch Kinn als besondere Akzente heraus. Die Stirn setzt wieder zunächst
flach an, wölbt sich dann aber in ihrem oberen Teil, eine verhältnismäßig
große Gesichtspartie einnehmend. Die Haut beutelt sich leicht. Über den
schmalen Schlitzen der halbgeschlossenen Augen sitzen wieder, scharf her-
ausspringend, die schwunglosen Lider, die dem sanften Gesicht einen blin-
20a) Kautzsch (R.), I, Taf. 85 ff.
204) Gröber, Taf. 9, 10, 15, 16, 28, 35, 50, 70 u. a. m.
20‘) Von Dehio neuerdings ohne Äußerung abgebildet, Kunstgesch. III, 1, Nr. 239.
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Halsborte und dem bewußten Brustlatz geziert ist. Der Rock fällt fast glatt
herab. Auf den Schultern liegt der Mantel, dessen beide Enden lose aufge-
nommen, über den Leib geführt und an der linken Hüfte festgehalten werden.
Dabei ist dafür gesorgt, daß der an und für sich schematisch gegebene Körper
in seiner Hauptgliederung freigelegt wird. Über die Gürtung der Körper-
mitte, den Knick des rechten Ellenbogens werden wir unterrichtet, den Lauf
des viel zu tief sitzenden rechten Unterschenkels deutet ein schmaler Grat
zwischen zwei Rillen an.
Die Gewandanlage ist klar und organisch durchgegliedert. Durch die Hoch-
führung der Mantelzipfel entstehen zwei Komplexe von Sackungen, in kon-
zentrischen Zügen legen sich bei beiden die Stoffalten untereinander und bre-
chen scharf in trapezförmigen Bildungen, die einen dreieckigen, geblähten
Sporn nach unten ausschicken. Durch Daumendrücke werden die Ecken
etwas abgeschliffen. Ein beutelartiger Umschlag rahmt des Kindes Füßchen,
von seinem Angelpunkt schwingt der Mantelsaum in großen Kurven aus. Die
Stauung über dem rechten Fuß der Madonna bildet in scharfen Knicken ein
Dach. Die Ärmel sind am Handgelenk weich umgeschlagen und schieben sich
zu engen, schmalen Falten, hier und da mit Zweipaßbildung, zusammen.
In ihrer scharfbrüchigen Gewandbehandlung und dem Wechsel von Keilbil-
dungen und weichen Kurven steht die Madonna, dem Zeitstil des Denkmals
des Dieter von Isenburg203) nahe, doch rückt eine gewisse ruhige Breite und
Schwere sie schon in die Nähe der Madonnen vom Ende des Jahrhunderts204).
T.35b,3Ö,37 Von diesem Frühwerk führt ein gerader Weg zu einer Mutter Gottes, die sich
in der katholischen Kirche zu Eltville an dem westlichen der beiden süd-
lichen Mittelschiffpfeiler befindet205). Die Stellung auf der diesmal von zwei
Engeln gehaltenen Mondsichel, die Unterstützung des Kindes durch die vor-
geschobene Hüfte, die Anordnung des Gewandes in Doppelgehängen samt
dem rahmenden Umschlag unter den gekreuzten Füßen des Kindes und dem
schwingenden Mantelsaum mit der schmalen Haarnadelfalte schließen die
Figur unmittelbar an die Aschaffenburgerin an.
In allen Einzelheiten ist sie weit reicher ausgeführt. Das glatte Leibchen mit
dem Brustschild wird vorne durch eine zierliche Nestel geschlossen. Auf der
prächtigen Bordüre des Mantels sind in plastischer Arbeit die Apostel unter
Baldachinen und eine bewegte Akanthusranke ausgeführt.
Aus der sanften Eiform des Kopfes fallen auch hier weder Backenknochen
noch Kinn als besondere Akzente heraus. Die Stirn setzt wieder zunächst
flach an, wölbt sich dann aber in ihrem oberen Teil, eine verhältnismäßig
große Gesichtspartie einnehmend. Die Haut beutelt sich leicht. Über den
schmalen Schlitzen der halbgeschlossenen Augen sitzen wieder, scharf her-
ausspringend, die schwunglosen Lider, die dem sanften Gesicht einen blin-
20a) Kautzsch (R.), I, Taf. 85 ff.
204) Gröber, Taf. 9, 10, 15, 16, 28, 35, 50, 70 u. a. m.
20‘) Von Dehio neuerdings ohne Äußerung abgebildet, Kunstgesch. III, 1, Nr. 239.
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