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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 7/​8 (Teil 1).1914/​1915(1918)

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Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen für das Jahr vom 1. April 1913 bis 31. März 1914
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https://doi.org/10.11588/diglit.43699#0020
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GESELLSCHAFT FÜR NÜTZLICHE FORSCHUNGEN

Die Lehrergehälter waren ursprünglich nicht fixiert. Das Haupteinkommen der Lehrer
bestand in dem Schulgeld, das jedoch abhängig war von der Zahl der schreibenden und
nicht schreibenden Kinder. Durch allerlei Nebenbeschäftigungen (Handwerk, Ackerwirtschaft,
Küsterdienste usw.) mußte der Lehrer zu seinem kärglichen Lohne das zum Leben Notwendige
verdienen. Erst nach dem Jahre 1840 wurden die Gehälter fixiert und das Schulgeld vorn
Einnehmer eingezogen. Die fortgesetzten Bittgesuche der Lehrer um Gehaltsaufbesserung
hatten erst in den 50er Jahren einigermaßen Erfolg. Da aber bei der bestehenden Stellen-
besoldung eine erhebliche Aufbesserung nur durch Aufrücken in eine besser dotierte Stelle
erfolgte, dieser Fall aber wegen der geringen Zahl der besser dotierten Stellen selten eintrat,
so bemühten sich die Lehrer jahrzehntelang um Gewährung einer Besoldungsordnung nach
Dienstjahren, die jedoch erst im Jahre 1897 zur Einführung kam.
Eine besondere Bedeutung für die Entwicklung des niedern Schulwesens der Stadt
Trier und des ganzen Regierungsbezirks hat die von dem Pfarrer Viktor Joseph Devora
1810 gegründete und 1816 zum Königlich Preußischen Lehrerseminar erhobene Normalschule
erlangt. Devora richtete als Seminardirektor neben dem ordnungsmäßigen Seminarunterricht
auch methodologische Kurse ein, so daß nach und nach auch die bereits im Amte stehenden
Lehrer ihre Ausbildung ergänzen konnten. Ihre letzten Zöglinge entließ die Anstalt
im Jahre 1841. <.
In der am Schlüsse gegebenen Zusammenfassung des Ganzen wurden besonders die
Momente hervorgehoben, die fördernd auf das Schulwesen eingewirkt haben. Zu Beginn der
preußischen Herrschaft war es die bessere Lehrerbildung, seit den 30er Jahren die Gründung
neuer Klassen. Um die Mitte des Jahrhunderts entfaltete der Trierer Lehrerverein eine
erfolgreiche Tätigkeit sowohl hinsichtlich der Ertüchtigung des Standes als auch der Fürsorge
für die materielle Besserstellung seiner Mitglieder. Die städtische Verwaltung zeigt ein
regeres Interesse für die Schulangelegenlreiten durch Sorge für regelmäßigeren Schulbesuch,
durch die Tätigkeit der Schulvorstände usw., in dem letzten Viertel des Jahrhunderts
insbesondere durch bessere Ausstattung der Schulen mit Lehrmitteln, namhafte Aufbesserung
der Lehrergehälter, Errichtung neuer Schulhäuser, Herabminderung der Schülerzahl, zweck-
mäßigere Organisation der Schulen (sechsklassige Systeme) und Einführung einer Besoldung
nach dem Dienstalter.
Mitteilung von Museumsdirektor Prof. Dr. Krüger: Neue Funde aus
dem Tempel unter dem Balduinshäuschen (mit Lichtbildern).
Unter dem Balduinshäuschen rechter Hand des Weges, dessen untere Hälfte jetzt
durch den Kasernenneubau beseitigt bezw. verlegt worden ist, liegen die Reste einer nicht
großen, aber in mehr als einer Hinsicht beachtenswerten römischen Tempelanlage, mit der
sich das Provinzialmuseum seit seiner Gründung mehrfach beschäftigt hat, ohne daß die
Untersuchung bisher hätte abgeschlossen werden können. Den Trierern ist diese Ruine
meist völlig unbekannt.
Die erste systematische Grabung unternahm hier Professor Hettner bereits im Jahre
1880. Es gelang ihm, den Grundriß des eigentlichen Tempels vollständig zu ermitteln; eine
reiche Ausbeute aus Architekturbruchstücken, Säulen, Kapitalen und andern Bruchstücken
kam damals ins Museum.
Von Dr. H. Graeven wurde später dann auf Grund der an der römischen Villa von
Wittlich gemachten Beobachtungen die Vermutung geäußert, daß es sich hier eher um den
Mittelsaal einer großen Villa handeln möchte, die etwa ähnlich vor dem Taleinschnitt gelegen
habe wie die unter der Kirche des benachbarten Euren gefundene Villa. Aber schon die
später vom Museum in den Jahren 1908 und 1909 wieder aufgenommenen Grabungen schienen
die alte Deutung, daß das Bauwerk ein römischer Tempel gewesen ist, zu bestätigen, und
jetzt haben wir endlich die Gewißheit erlangt.
Das Bauwerk hat den üblichen, rechteckigen Grundriß des griechisch-römischen Tempels
und ist mit einer Säulenhalle umgeben; an der Front liegt ein System von zahlreichen, sich
rechtwinklig kreuzenden Mauern, die eine große Freitreppe, vielleicht auch den Altarbau
getragen haben werden. Rechts und links an der Front schließen sich schwere Fundament-
mauern an, die eine Säulenhalle die den Tempelvorplatz umgab, vermuten lassen.
Als jetzt im Sommer 1913 plötzlich die Kasernen- und Stallbauten für das Regiment
Jäger zu Pferde Nr. 8 hier errichtet wurden, mußten ganz bedeutende Erdmassen bewegt,
der Bergabhang stellenweise bis zu einer Höhe von 8 Metern abgetragen werden.
Unter dieser Verschüttung sind nun jetzt schöne neue Funde zutage getreten, für
deren Bergung sich Direktorialassistent Dr. Steiner als Vertreter des auf Reisen abwesenden
Direktors große Verdienste erworben hat. Als erstes kam wieder eine Trommel der großen
Säulen aus weißem Marmor heraus, von denen das Museum schon ein Exemplar besitzt.
Die Säule lag da in mehrere Stücke gebrochen, die sich aber wieder zusammenfügen lassen,
so daß sich ein ansehnliches Museumsstück daraus ergibt. Der nächste Fund war der
wichtigste, ein Altar aus rotem Sandstein, zwar sehr bestoßen und verwaschen, aber die
 
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