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Poensgen, Georg; Trübner, Wilhelm [Hrsg.]; Heidelberger Kunstverein [Hrsg.]
Trübner in Heidelberg: Wilhelm Trübner aus Anlass seines 50. Todestages zum Gedächtnis; Heidelberger Kunstverein, 25. November 1967 bis 7. Januar 1968 — Heidelberg, 1967

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https://doi.org/10.11588/diglit.36917#0010
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Die kleine Auswahl von Schöpfungen des Malers Wilhelm Trübner, die der Heidelberger Kunst-
verein mit Unterstützung des Kurpfälzischen Museums um Weihnachten dieses Jahres vorführt,
dient dem Gedenken an den 50. Todestag des Künstlers (21. Dezember 1917). Sie will lediglich
mit einigen Beispielen die enge Verbundenheit dieses markanten deutschen Impressionisten mit
seiner Vaterstadt vor Augen führen. Nachdem im Jahre 1951 der hundertste Geburtstag Trübners
sowohl in Heidelberg als auch vor allem in Karlsruhe (wo er als Professor und zeitweiser Direktor
der Kunstakademie seit 1903 wirkte), mit repräsentativen Sonderausstellungen begangen wor-
den war, erübrigte sich die Wiederholung eines solchen Unternehmens schon zu diesem Zeit-
punkt. Hingegen dürfte ein Hinweis auf das lokalgeschichtliche Gewicht, das der Gestalt Wilhelm
Trübners auch unabhängig von einer erneuten Würdigung seines Gesamtwerkes zufällt, eben
jetzt wieder willkommen sein. Die Gedenktafel, die seit 1951 am Hause Hauptstraße 139 an-
gebracht ist, verzeichnet zwar das Datum seiner dortigen Geburt als Urenkel eines Juweliers, unter
dessen Familiennamen das zu Beginn des 19. Jahrhunderts begründete Geschäft von Nachkommen
noch heute geführt wird. Nur wenige der im turbulenten Verkehrsgetriebe an diesem Hause
Vorübereilenden dürften sich jedoch Gedanken über die Bedeutung des hier verewigten Malers
für Heidelberg machen. Daß er durch sein urwüchsiges Schaffen die Kunst vom Ende des 19. und
beginnenden 20. Jahrhunderts wesentlich bereicherte, ist weithin bekannt. Auch das Phänomen,
daß unter den verschiedenen Stadien seiner Entwicklung die Frühzeit und der höchst eigenwillige
Stil der Reife besondere Beachtung verdienen, gehört zum allgemeinen Wissen der dafür Inter-
essierten. Wie weitgehend jedoch die Ergebnisse eben dieser beiden Stadien aus Eindrücken
von Land und Leuten in und um den Ort der Herkunft ihres Urhebers resultieren, vermögen nur
Einheimische, mit der jüngeren Vergangenheit Heidelbergs näher Vertraute, voll zu ermessen.
In seinen Lebenserinnerungen berichtet Trübner, daß er den Impuls, Maler zu werden, Anselm
Feuerbach verdanke, der zu Besuch bei seiner Stiefmutter Henriette häufig in Heidelberg ver-
weilte, und hier auf die außergewöhnliche Begabung des jungen Juwelierssohnes aufmerksam
wurde. Dieser besuchte zunächst die Kunstschulen in Karlsruhe und Stuttgart. Der Einfluß füh-
render Künstler jener Epoche, wie Leibi, Thoma oder Canon, ist deutlich in seinen Erstlings-
arbeiten spürbar. Davon unabhängig steht er schon als Zwanzigjähriger, wie seine 1871 ent-
standene Selbstdarstellung in der Tracht der Rembrandtzeit verdeutlicht, als ein Portraitist von
Rang vor uns. Daß die Berliner Nationalgalerie für eine momentan in Amerika laufende Aus-
stellung von Spitzenwerken deutscher Realisten der Gründerjahre das 1872 datierte Bildnis
seines Paten, des Heidelberger Bürgermeisters Wilhelm Hoffmeister, von Trübner herlieh, ist in
diesem Sinne kennzeichnend. So sehr wir bedauern, das lokalgeschichtlich ungemein bedeutsame
Gemälde infolgedessen hier nicht vorführen zu können: sein Beitrag zum Weltruhm der Neckar-
stadt wird dadurch beispielhaft erwiesen. Bildnisse der Gattin Hoffmeisters, der Eltern des Künst-
lers, seines Bruders Nikolaus und seines Freundes Gustav Mohr sowie Genre- und Historien-
darstellungen aus der gleichen Zeit lassen die eminente Könnerschaft des jungen Trübner bereits
als in sich abgeschlossen und auf der Höhe ihrer Ausdrucksmöglichkeiten erscheinen.
 
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