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Sechstes Kapitel.
Gefühlssprache und nachahmende Sprache.
Fortsetzung.
Nachahmende Wörter. — Bezeichnungen menschlicher Handlungen Lauten entnommen. —
Thiernamen nach Rufen etc, — Musikalische Instrumente. — Wiedergabe von Natur-
lauten.— Modificirung von Wörtern, um den Laut dem Sinne anzupassen. — Redupli-
cation. — Abstufung der Vokale, um Entfernung und Verschiedenheit auszudrücken. —
Kindersprache. — Beziehung der Lautwörter zu Sinnwörtern. — Die Sprache ist
ein ursprüngliches Erzeugniss der niedrigem Cultur.
Von den frühesten Zeiten der Sprache bis in unsere Zeit haben
die Menschen wol schwerlich je ganz das Bewusstsein verloren,
dass manche ihrer Wörter durch Nachahmung von Lauten, welche
sie häufig in ihrer Umgebung hörten, gebildet sind. Noch im
modernen Deutsch zum Beispiel liegen die Ergebnisse solcher Nach-
ahmung klar zu Tage; Fliegen summen, Bienen brummen, Schlangen
gischen, ein Schwärmer oder eine Flasche Bier pufft. In den Namen
der Thiere und der musikalischen Instrumente kann man in den
verschiedensten Sprachen der Welt oft die Nachahmung ihrer Rufe
und Klänge deutlich hören, wie in dem englischen hoopoe, „Wiede-
hopf“ (dem lateinischen upupa), dem aUaz-Faulthier, dem ZiaÄia-Papagei,
dem tomtom für eine Trommel im Osten, dem afrikanischen ulule für
eine Flöte, dem siamesischen khong-bong für eine Art hölzerner
Harmonica, und so fort bei einer ganzen Schar anderer Wörter.
Aber diese handgreiflichen Fälle repräsentiren keineswegs den
Gesammteinfluss der Nachahmung auf das Wachsthum der Sprache,
wiewohl sie allerdings den bequemen Zuweg zu einem Gebiete
der Philologie bilden, welches um so schwieriger zu durchdringen
wird, je weiter es erforscht wird.
Die Vorgänge, deren Resultate wir in den wirklichen Sprachen
 
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