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Tylor, Edward Burnett; Sprengel, J.W. [Transl.]; Poske, Fr. [Transl.]
Die Anfänge der Cultur: Untersuchungen über die Entwicklung der Mythologie, Philosophie, Religion, Kunst und Sitte (2. Band) — Leipzig: C.F. Winter'sche Verlagshandlung, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.61348#0312
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Siebzehntes Kapitel.

Animismus.
Fortsetzung.
Der Polytheismus umfasst eine Klasse von grösseren Gottheiten, welche den Lauf der
Natur und das Leben der Menschen beherrschen. — fteburtsgott. — Gott des Acker-
baues. — Kriegsgott. — Todtengott. — Der erste Mensch als göttlicher Stammvater
des Geschlechts. — Der Dualismus; seine rudimentäre und unethische Natur bei den
niederen Rassen; seine Entwicklung im Verlauf der Cultur. — Lehre von einer gött-
lichen Suprematie, vom Monotheismus verschieden, aber sich ihm nähernd. — Idee
von einer höchsten Gottheit, in verschiedener Gestalt bei den niederen Rassen ent-
wickelt; ihre Stellung als Vervollkommnung des polytheistischen Systems, ihr Ursprung
aus der animistischen Weltanschauung; ihre Fortdauer und Entwicklung bei höheren
Nationen. — Der Animismus als Religionsphilosophie. — Zusammenfassung der auf-
gestellten Theorie über seine Entwicklung durch die aufeinander folgenden Stadien der
Cultur; seine ersten Phasen am besten bei den niederen Rassen wahrnehmbar, während
Ueberlebsel unter den höheren Rassen seinen Uebergang von wilden durch barbarische
in civilisirte Glaubenssysteme bezeichnen. — Wandelungen des Animismus in der Geschichte
der Religion; seine früheren und späteren Stufen als Philosophie des Universums;
seine späteren Gestaltungen als Grundlage eines Moralgesetzes.
Äusser den grossen Fetischgottheiten, wie Himmel und Erde,
Sonne und Mond, erkennt der Polytheismus noch eine andere Klasse
von grossen Gottheiten an, deren Bedeutung nicht auf ihrer sicht-
baren Gegenwart, sondern auf der Ausführung gewisser wichtiger
Thätigkeiten im Lauf der Natur und im Leben des Menschen be-
ruht. Die niederen Rassen können zu solchen Gottheiten gelangen,
indem sie entweder den anerkannten Göttern specielle Pflichten zu
erfüllen geben, oder indem sie diese Functionen auf Wesen über-
tragen, die sie zu diesem Zwecke erfinden und mit göttlicher Per-
sönlichkeit ausstatten. Die Schöpfung solcher Gottheiten ist jedoch
in den zusammengesetzten Systemen des Polytheismus noch viel
weiter getrieben. Als Beispiel, auf wie verschiedene Ideen die
Menschen verfallen, um eine Gottheit aufzustellen, die einem spe-
ciellen Zwecke entspricht, wollen wir die zahlreichen Gestalten
wählen, in denen die über der Geburt waltende Gottheit auftritt.
 
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