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XH. Iahrgang. München, den (5. März (892. Bewlatt Nr. Z.

Bezug dcr „Zeirscbrifc^ : Die Mitglieder des bnyer. Aunstgewerbe-Vereins (Iahres-
beitrag Mark) erbalten die Zeirschrift sannnt Beiblatt unentgeltlicb ; buchhändlerisches
oder f>ost-Abonnenieni Dtark. — Die „^eitfcbrifr" erscheint jährlich in 6 Doppel-
heften; das „Bcidlarr" erscheint monatlich. Reklamationen wegen ausgebliebener
Nummern, insbesondere auch des „Beiblattes" können nur dann auf Berücksichtigung

Anspruch mait'en, wenn dieselben spätestens vierzehn ^tage nacl) Erlctieinen der
folacndcn Nummer auf dem vereinssekretariat angemeldet werden.
Verlag: Bayer. Aunstgewerbeverein. (pfandhansstr. 7). — Acdakrion: j)rof k Amelin,
(Luisenstr. !(8). — Druck- und LommissionSvcrlag: Anorr L hirth (sämmtliche in

Äjronik dcs öaMW Mnstgkwcröc-Zcrcins.

an Zachen der Lbicago-Weltausstcllung hat der vereinsausschuß
bcschlossen, den Lonscrvator der Ausstellungshalle, I. Aopx, als vcr-
treter der geschästlichen Jntercssen unserer Ausstcller seiner Zeit nach
Lhicago zu schicken; außerdem erhielt letzterer Auftrag, sofort in Bcrlin
mit dem Reichskominissär, Regierungsrath Wermuth, wegcn verschiedener
brenneuder Ausstellungsfragen zu verhandeln.

wochenversammlungen.

Die neunte wochenversa m mlu ng — am ;g. Ianuar —
bot eine gauz besoudere Uebcrralchung; wer au diesem Abend den
Festsaal dcs vercinshauses unvorbereitet betrat, der mochte im ersten
Augeublick glauben, daß er sich vcrirrt oder daß ihm eiu guter Gcist
ein Bild aus den Märchen von ;oo; Nacht vorgezaubert habe; denn
dcr ganze Saal war von uuten bis obcn mit prächtigen orieutalischen
Tcxpichen verhängt uud sonst mit allcrlei muslimischein Geräth aus-
gcstattet — als sprechende Illustratiou des Berichts, den Professor
Fr. v. Ukiller über seiue im letzten Frühjahr mit vr. Dberhummer
in deu Vrient unternommene Reise erstattcte. Der kjinweg
führte über Saloniki und Beyrut nach palästina, wo u. a. Balbek,
vamascus, das todte Meer, Iernsalem besucht wurden; der Rückweg
erfolgte von Iaffa aus mit einem läugercn Aufeuthalt in Konstauti-
noxel und einem kürzeren in Bukarest. Ls ist schon viel über oricn-
talisches Treibcn geschiieben und gesprochen worden; aber die Schil-
deruugcn des vortragenden waren so frisch und lebcndig, daß sie sich
neben die besten ihrer Art stellen lassen. Mit einiger Phantasie ver-
mochte sich jedcr lsörer für eine Stunde in den Vricnt zu versetzen,
um so mehr als auch durch lhunderte vou Photographien dafür gesorgt
war, daß jeder sich einen direkten Tinblick in die geschilderten Gert-
lichkeiten verschaffen kounte. Das Lebcn im Bazar, das Arbciten in
den verschiedcucu mehr oder weinger kuustgewerblichen lverksiätten
u. s. w. wurde ebenso anschaulich beschriebcn, wie die kirchlichcn vor-
gäuge, z. B. die Bcgehung des Vsterfestes in der Grabeskirche zu
Ierusalcm mit dem damit zusauimenhängeuden wildcn Trciben. —
Rühmend mllffen hier noch die Firnieu Rosixal, Beruheimer, Malluk
und Andalaft genannt werdcn, wclche koftbarc Schätze im lverthe
von mehicren Tauseud Mark dem verein für dicsen Abcnd zur ver-
fügung gcstellt hatten; außerdem waren von mehreren Privaten —
Prof. I. Brauu, Ios. v. Brandt, Lonsul Ljausmann, Prof. v. Miller
u. a. zahlreiche Erzeuguisse des Brients geliehen worden.

In der zehnten lvochenversammlung am 2S. Ianuar bot
Prof. Or. P. Groth in seiuem vortrag über „diekklaterialien der
Reramik" gewissermaßen ein Seitenstück zu dem am Dezember von
kjrn. Direkt. Bäuml gehalteneu vortrag iibcr die Nympheuburger Por-
zcllanfabrik. — Das lfauptmatcrial dcr Acramik, der Thon, auf dcsseu
Bildung im lveseutlichen die vcränderungen dcr Erdobersiäche bcruhen,
ist zuuicist aus dcr vcrwitteruug des Vuarzes und ^eldspathes in Granit
und Gneiß entstanden; doch findet er sich nur in wenigen Fällen noch
an seiuem Lutstehungsort vor, souderu meist wcggeschlämmt. Iüngere
Gesteine bilden sclten das Rluttergcstein des Thones; besouders merk-
würdig ist iu diescr Ninsicht ein japanischer Trachyt, welcher, obgleich
noch ciu verhältnißmäßig junges Gesteiu, seiuen reichen Feldsxathgchalt
bereits in Thon umgestaltet. von den verschiedenen zur Lrklärung
der Plastizität aufgestellten bsypothesen stcht derjenigcu von Aron,
welcher kleine Thoukügelchen anuimmt, dercn Zwischenräumc vermöge
der Lapillarität mit lvasscr vollgesogeu sind, ciue ueucre gegenllber,
welche die Anetbarkeit aus dem vorhaudeusein colloidaler, leimartiger
Substanzen erklärt; mit beiden kj^pothesen stimmeu die beim Brennen
des Thoncs eintretenden Lrschcinungen — Schwiuden, poröswcrdeu rc.
— Lberein. kvahrscheiulich spiclt abcr auch das Auftreten kleincr
Selimanit-Lrpstalle cine Rolle dabei. Im weitern vcrlauf seines Vor-
trags gedachte dcr Redner noch der vcrschicdcucn Magcrungrmittel
der Thone, der Surrogate sür Feldspath (Krcide, Gyps), der Fluß-
mittel (wclche theils die Poreu des Thones ausfüllen, wie beim Porzellan,
thcils als Glasurcn uur die Gberfläche bedeckeu) u s. w. Liue kurze,
klar gehaltcnc Lharakterisirung der vcrschiedcucn Thonwaarcn nach
ihren wcsentlichcu Bcsiandthcilen bildete deu Schluß dcs lehrrcichcn
vortrags. Als Lrläuteruug des vortrags waren zahlreiche uament-
lich neuere Lrzuiguisse aus dcn verschicdeusten Gebicten der Keramik
ausgeftellt, theils aus dcm Besitze dcr k. Kuustgewcrbeschule, theils
von der Firma lveugert, welche besouders vielerlei Beispiele aus den
verschiedensteu dcutschen uud ausländischen Fabriken vorgeführt hattc.
Daran rcihten sich keramische Malcreien von N. v. pcifdeu und
I. Deinuinger; unter den Arbeiten des letzteren waren von eigen-
artigem Interesse ciuige Proben von Reliefmalerei. tNittelst Piusel
und Thonschlicker wurde hicrbei dem später zu malenden Bild — im
vorliegenden Fall cin Rehkopf — zum voraus ein gewisses Relief
gcgeben; sclbstoerständlich ist dieses Relief nur auf dem rohen, un-
gebranntcn Thon auszuführen.

Zeitschrift des baser. «mistgemerbe-vereins Mün-ben.

;8g2. SeiblaU Nr. 2 (Bg. ().
 
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