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Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.7986#0031
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MnstMMM-LmiU.

verbandsangelegeicheiten.

verband dcutscher Lunstgewerbevereine. D ele girtentag.

Der vorort (Lsaimover) lädt in einem vom 24. Ntai datirten Rund-
schreiben die Vcreinsvorstände zur Beschickung des auf den 2q. Septbr.
zn lveimar anberaumten Delegirtentages ein. Außer den geschäft-
lichen, jedes Mal wiederkehrenden Punkten der Tagesorduung —
Geschäfts- und Uassenbericht, Budget, Festsetzuiig der verbandsbeiträge,
lvahl des späteren vorortes — liegt noch kein näheres Programm vor;
der vorort sieht deu aus den vereinen einlanfenden Anträgen entgegen.

Kunstgewerbe-Vereme.

verein sür deutsches Aiinftgewerbe in Verlin. In der Sitzung
vom 20. April berichtete Fabrikant Mitterdorfer über die Lhicago-
ausstellung, für welche in Aubetracht des großen Andranges, der
eine jAatzbeschränkung fiir deu Linzeluen erforderlich mache, Beihilfen
au die Uunstgewerbetreibcnden nicht gewährt werdcn könuten. kjof-

buchbinder Frauz vogt sprach
hierauf in längerem vortrage
Lbcr die Lnchbinderei im All-
geineinen nnd bemcrkte, daß
obwohl seit 187Y die Linbände
sich sehr verbessert haben, es
doch noch sehr an tüchtigen
kjandvergoldern fehle. Be-
sonders werden bei uns die
Adressendeckel gepslegt, in
deneu wir Frankreich ins-
besondere weit voraus seien.
Nachdem Vbermeister Slab^
noch einige Angaben über
die neue Fachschule der
Buchbinderinnuug ge<
macht hatte, die zur Zeit
S7 Schüler zählt, wandte
professor vöplcr stch in
einer längeren gedanken-
reichcn Ausfühiuiig gegen eine ganze Reihe von Jrrthümern und Mß-
griffen, die bezüglich des Alaterials, wie der Ausführung und Lom-
position bei den neuen Adreßeinbänden sich bemerkbar machen.

In der Sitzung vom -I. Mai wnrde zuuächst das Lrgeb-
niß der lNonatskonkurrenz um eiu schmiedeeisenies Grabkreuz
mitgetheilt. Unter 52 Bewerbern erhielt deu ersten sdreis: Zeichner
Lrnst lseinrich, währeud zwei zweite Preise auf Lonrad lhörisch
und Gscar Fritz fielen. Außerdem wurden 5 ehrenvolle Lrwähn-
uugeii zucrkaiint. Nachdem noch mitgetheilt wordeu, daß der verein,
dessen lNitgliederzahl nunmehr 800 weit überschreitet, demnächst nach
dem Vorgang des vereins iu lNünchen ein nach Berufsart und kunst-
gewerblichen Zweigen georduetes neues lNitgliederverzeichniß
herauszugeben beabfichtige, sprach Fabrikaut L. P. lNitterd0rfer
über eine im Saale veranstalteto umfangreiche Ausstellung mechani-
scher Stickereien, wobei er bemerkte, daß schon >755 ein Deutscher
Nameus lveisenthal eine Nadel mit zwei Spitzcn benutzt haben soll.

Lr erläuterte einigo hervorragende Stückc von deutscher, französischer
und englischer Arbeit, worunter auch mehrere sog. „Augorastickereien."

— Fabrikant Ahreuds besprach alsdann die dekorativen Stickercien
der Berliner Lonfektiou, wozu die angesehensten Geschäfto die neuesten
Modelle hergegeben hatten. Ls wurde dabei der lvunsch geäußert,
daß sich die leistuugsfähige dcutsche Industrie durch gutc Musterzeichner
nud tüchtige Facharbciter baldigst von dem frauzösischen Markte frei
machen möge. — Am ;s. Mai faud ein sog. Schlosserabend statt.
kserr Paul Marcus besprach die schon erwähnten Lntwürfe für ein
Grabkreuz, sowie zahlreiche zum Theil überraschend schöne und kunst-
reiche Arb eiten aus Mannesmannrohr und meinte, daß auf einer
lve ltausstellung die deutschen Uunstschmiede keine Loncurrenz aus
Fraukreich uud Luglaud zu fürchten hättcn. kserr Rud. Schaale, sowie
ein vertretcr vou S. I. Arnheim und kserr Franz Spengler erlänterten
eine Rcihe ueuerer Sichcrheitsschlösser, worauf noch Jngenieur
k). Tradt auf die ausgcstellten SchUlerzeichunngeu der Schlosser-
fachklasse der ksandwerkerschule knrz aufmerksam machte. ?. ^V.

Gothisches ksolzrelief

Gez. von v. Gebring.

ulN.

In der Aprilsitzung des lUlnstgewerbevereins zu Lamburg machte
kserr Bauinspcktor Necker höchst iuteressaute Mittheilungen über die
in Mccklcnburg belegeue Stadt Güstrow und ihrc Kunstschätze. Jm
t3. Iahrhundert durch kseinrich Borwin II. gegründet, birgt die Stadt
noch hcutc eine große Rcihe hervorragender Bauwcrke, von denen dcr
Dom weit ins Laud hinaus sichtbar ist. Derselbe ist in gothischer Back-
steiuarchiteklur errichtet und im Innern kürzlich restaurirt. — Das
stattliche Schloß stammt muthmaßlich aus dem Anfang des Jahr-
huuderts, ist >382 durch Feuer zerstört nnd von ^585—87 wieder anf-
gebaut. Dcr Grundriß ist hufeisenförmig gestaltet, eiue lauggestrccktc
vorderfrout mit zwei Seitcuflügelii. In der Architcktur finden sich
Ankläuge an die älteren Bautheile des Schweriner Schlosscs. Die
unteren Gcschosse siud iu derber Rustica-Vuadernng mit theilweise sehr
stark aufgetragenem Pntz ausgebildet, während an einzelnen Stellen
der Putz uur als feine Narbe auf Ziegel und Ziegelformsteine auf-
getragen ist, eiue eigenartige Technik, wclche auch au andern Vrten
Mecklenburgs, wie im nördlichen Theilo der Priegnitz und Ukermark,
Anwendung gefundeu hat. Iui Schlosse zu Güstrow wohnte mehrfach
lvalleustein, gegenwärtig dient es als Arbeitshans für solche, die mit
leichten kjaftstrafen belegt sind. lvährend im Dom schon eine Reihe
hervorragender Uunstschätze als Altar, Sarkophage, Lpitaxhien rc. vor-
handen sind, findet sich jedoch das kostbarste Iuwel Güstrows in der
Pfarrkirchei der um l522 hergestellte Flügelaltar, ein nngemein rcich
durchgcführtes lverk. 200 Figuren, in Holz geschuitzt, schmücken die
Felder; das Rahmeuwerk des Altars ist im Stile der Spätgothik in
ebenso üxpiger als zierlicher lveise ausgeführt uud nach oben in eine
Bekrönung aus verschlungenen Bögen mit kreuzblumenartigen Gebilden
und Spitzeu aufgclöst. Ueber das Ganze zieht sich eine reiche, gut ver-
theilte Vergoldung, wclche dnrch die bei den Figuren angeweudete
Färbung der Gewänder gemildert wird, so daß das Gesammtbild sich
in außerordentlich feiuer pol^chromer lvirkung darstellt. — Der Altar
ist cin lverk des Brüsseler Bildschnitzers Ian Bormanii; eiuige
schöne Gemälde der Flügel sind von dem flandrischen Naler Bern-
waert v. Brley. — Beachtenswerth ist hier ferner ein ans dem
Iahre issg stauimeudes Lhorgestiihl uiit trefflichcr eingclegter Arbcit,
sowie noch andere Gegenstäiidc, Lxitaphien nnd dergl. — In der Stadt
finden sich neben dem alten Rathhause und verschiedenen alten Giebel-
häuseru auch mancherlei Anlagen der Gegenwart, das Uriegerdeukmal
mit einer prächtigen Germania von Siemering u. A., so daß ein
Besuch dieser alteu kunstreichen Stadt für den in Meckleuburg Reiseuden
nur dringend zu emxfehlen ist. — Nachdem lserr Faulwasser noch
die zur Ausstellung gebrachteu Uuustschlosserarbeiteii aus Maniiesmann-
Stahlröhren erläutert, der vorsitzende auf eine Reihe vorzüglich ge-
zeichueter Blätter des kserrn Max Uimbcl in Breslau, welche die
Grundzüge seines tverkes: „Das ksaus für alle Stände" vorführen
sollen, hiugeiviesen und lscrr Or. Briuckmauii mitgetheilt hatte, daß
das Gewerbemuscum sich zu ciuer Ausstellnng rllste, welche anf den
großen Braud ksamburgs vor zo Iahrcn, s. bis 7. Mai 18-^2, Bczug
haben solle, wurdc die anregcndo vcrsammlung spät geschlossen. D. N.

Lin verein siir Lunstbandwerk „Albrecht Diirer" hat sich in
Leipzig gebildet. Die Grganisation des vercins entspricht, wie dus
„Leipz. Tageblatt" sagt, einem praktischen Bedürfnisse, wie solchcs
schou vor Iahrzehnten München, neuerdiugs auch kjamburg u. s. w.
erkannt und anch ausgeführt habeu. Die Gliederung des Vcrcius
soll die sämmtlicheu Sonderberufe des allgemeinen Uunsthandwcrks
umfassen, und es beruhen seiue Bestrebungen auch insofern auf dem
Grundsatze der Selbsthilfe, als sich die Mitglieder zur gegenseitigeu
Unterstützung mit Aufträgen und zur tveitercmpfehlung in ihren
Uuudenkreisen verpflichten. Der verein hält diese Bestimmungen für
ein geeignetes Mittel, uni ciuesthcils dcm verchrlichcu Piiblikum bcim
Bedarf von nicht käuflichen kunstgewerblicheu Gegenständen den direkten
N?eg nach deujenigen werkstätteu zu zeigen, wo die betreffenden
Artikel gut und sachgemäß angefcrtigt werden, anderntheils bezweckt
er aber auch damit, das vertrauen der Uenner zu den heimischen
Uunsthandwerkern in noch weit größerem Maße zu crhöhen, als das
jetzt der Fall ist, und manchen dankbaren Auftrag, der jctzt uach ans-
wärts geht, zu lokalisiren. Fcrncr soll durch dicse und ähnliche Bc-
stiminungen dem tüchtigen Uleinmeister mehr Gelegenheit zur Aus-
führung würdiger Aufträge geboten nnd damit dessen Schaffensfreude
 
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